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What should you be acquainted with? 1. Linear Algebra. 2. Analysis and Integration theory. 3. Some of the applications presuppose basic knowledge in Functional Analysis.

Basics of Analysis

The Complex Numbers

Definitions and conventions

Identifizieren wir die Zahlen aus $\R$ mit Punkten auf einer Zahlengerade, so ist es natürlich, Punkte aus $\R^2$ (d.h. geordnete Paare $(x,y)$) mit Punkten einer Ebene zu identifizieren. Wir betrachten diese Objekte als Zahlen - die sogenannten komplexen Zahlen - indem wir diese Menge mit einer Addition und einer Multiplikation versehen: \begin{eqnarray*} (x_1,y_1)+(x_2,y_2)&\colon=&(x_1+x_2,y_1+y_2) \quad\mbox{und}\\ (x_1,y_1)(x_2,y_2)&\colon=&(x_1x_2-y_1y_2,x_1y_2+x_2y_1)~. \end{eqnarray*}
Verifizieren Sie, daß $(\R^2,+,.)$ ein kommutativer Ring mit Eins ist.
Verwenden wir den Buchstaben $i$ für die komplexe Zahl $(0,1)$ und identifizieren wir die reelle Zahl $x$ mit der komplexen Zahl $(x,0)$, so sehen wir erstens: $i^2=-1$ (i.e. $(0,1)^2=(-1,0)$) und zweitens existiert zu jedem $z\in\C$ genau ein $x\in\R$ und genau ein $y\in\R$, so daß: $z=x+iy$ (i.e. $(x,y)=(x,0)+(0,1)(y,0)$). $x$ heißt der Realteil von $z$ (geschrieben $\Re z$) und $y$ der Imaginärteil von $z$ (geschrieben $\Im z$). Wir führen weiters folgende Bezeichnung ein: ist $z=x+iy\in\C$ eine komplexe Zahl, so heißt die komplexe Zahl $\bar z\colon=x-iy$ die zu $z$ konjugiert komplexe Zahl und die nicht negative Zahl $$ |z|=(x^2+y^2)^{1/2}=(z\bar z)^{1/2} $$ der Betrag von $z$. Es gelten dann die Beziehungen: \begin{equation}\label{comeq1}\tag{TCN1} \cl{z+w}=\bar z+\bar w,\ \cl{zw}=\bar z\bar w, \ |z+w|\leq|z|+|w|,\ |zw|=|z||w|~. \end{equation} Falls $z$ von $0$ verschieden ist, dann gilt: $z^{-1}\colon=\bar z/|z|^2$. Man bestätigt leicht, daß $(\C,+,.)$ ein Körper und $\R$ ein Unterkörper von $\C$ ist.
Skizzieren Sie folgende Teilmengen von $\C$:
  1. $\{z\in\C:|z| < 1-\Re z\}$,
  2. $\{z\in\C:|(z-i)/(z+i)|=2\}$,
  3. $\{z\in\C:\Re(1/z)=1/2\}$,
  4. $\{z\in\C:|(1-z)/(1+z)|=2\}$.
Sei $p(z)\colon=a_nz^n+\cdots+a_1z+a_0$ mit $a_n\neq0$. Zeigen Sie, daß es ein $r > 0$ gibt, so daß für alle $|z| > r$: $\frac12|a_nz^n|\leq|p(z)|\leq2|a_nz^n|$.
Sei $P(z)=z^n+\sum_{j < n} a_jz^j$ ein Polynom und $C\colon=\sup\{|a_j|:j < n\}$. Dann liegen sämtliche Nullstellen von $P$ in $\{z\in\C:|z|\leq C+1\}$. Lösungsvorschlag.
Sei $n\in\N$ und $w_j,z_j\in\C$, $1\leq j\leq n$, mit $|w_j|,|z_j|\leq1$. Zeigen Sie mittels vollständiger Induktion nach $n$: $$ \Big|\prod_{j=1}^n z_j-\prod_{j=1}^n w_j\Big| \leq\sum_{j=1}^n|z_j-w_j|~, $$
Bestimmen Sie zu $n\in\N$ die Menge aller $z\in\C$ für die gilt: $|z^n/n!|=\sup\{|z^k/k!|:k\in\N\}$.
Binomsche Formel: Seien $z,w\in\C$ und $n\in\N_0$, dann gilt: \begin{equation}\label{comeq2}\tag{TCN2} (z+w)^n=\sum_{k=0}^n{n\choose k}z^kw^{n-k} \quad\mbox{wobei}\quad {n\choose k}\colon=\frac{n!}{k!(n-k)!} \quad\mbox{und}\quad 0!\colon=1~. \end{equation}
Bestimmen Sie für $n\in\N$ Real- und Imaginärteil, Betrag und Agrument der komplexen Zahlen $$ \frac{1+i}{2-3i}\quad \Big(\frac{1+i\sqrt3}{1-i\sqrt3}\Big)^n\quad (1+i)^{2n}+(1-i)^{2n}~. $$
Den Vektorraum $\C^n$ versehen wir i.A. stets mit dem kanonischen euklidischen Produkt $$ \forall x,y\in\C^n:\quad \la x,y\ra\colon=\sum_{j=1}^nx_j\bar y_j $$ und der zugehörigen Norm $\Vert x\Vert\colon=\sqrt{\la x,x\ra}$: $(\C^n,\Vert.\Vert)$ ist dann ein $n$-dimensionaler euklidischer Raum (oder ein $n$-dimensionaler Hilbertraum). Die offene Einheitskugel von $(\R^n,\Vert.\Vert)$ bzw. $(\C^n,\Vert.\Vert)$ bezeichnen wir mit $B_2^n$ bzw. $B_2^{2n}$.

Domains

Sei $(X,d)$ ein metrischer Raum. Mit $B_r(x)$ oder $B(x,r)$ bezeichnen wir die offene Kugel um $x$ mit dem Radius $r$, also: $B_r(x)=\{y\in X:d(x,y) < r\}$. Ist insbesondere $X=\C$, so bezeichnen wir mit $D_r$ die offene Kreisscheibe $B_r(0)$ und mit $D$ den offenen Einheitskreis $D_1$. Die Menge $\TT\colon=S^1\colon=\pa D$ nennt man auch den eindimensionalen Torus oder den Einheitskreis. Für jede Teilmenge $A$ von $X$ nennt man die Mengen
$$ A^\circ\colon=\bigcup\{U: U\sbe A, U\mbox{ offen}\} \quad\mbox{bzw.}\quad \cl{A}\colon=\bigcap\{C: C\spe A, C\mbox{ abgeschlossen}\} $$ das Innere bzw. den Abschluß von $A$. $\pa A\colon=\cl{A}\sm A^\circ$ heißt der Rand von $A$.
Sei $X$ ein metrischer Raum und $A\sbe X$. Zeigen Sie: $\bar A^c=A^{c\circ}$, $A^{\circ c}=\cl{A^c}$ und $\pa A=\pa A^c$, also: $A$ und ihre Komplementärmenge $A^c\colon=X\sm A$ besitzen denselben Rand.
Ein metrischer Raum $(X,d)$ heißt separabel, wenn es eine höchstens abzählbare Teilmenge $D$ von $X$ gibt, die dicht liegt in $X$, d.h. $\cl D=X$. Z.B. sind $\R^n$, $\C^n$ und $L_p(\R^n)$ für $p < \infty$ separabel; $L_\infty([0,1])$ ist hingegen nicht separabel.
Jede Teilmenge eines separablen metrischen Raumes ist ein separabler metrischer Raum.
Ein metrischer Raum $(X,d)$ heißt zusammenhängend, wenn aus $X=U\cup V$, $U,V$ offen und $U\cap V=\emptyset$ folgt: $U=\emptyset$ oder $V=\emptyset$ - eine zusammenhängende Menge läßt sich also nicht in zwei nicht leere, disjunkte und offene Teilmengen zerlegen (oder die einzigen Teilmengen von $X$ die sowohl offen als auch abgeschlossen sind, sind $\emptyset$ und $X$).
Die zusammenhängenden Teilmengen von $\R$ sind genau die Intervalle.
Allgemeiner ist eine offene Teilmenge $\O$ eines normierten Raumes genau dann zusammenhängend, wenn es zu allen Punkten $z_0,z_1\in\O$ eine stetige (oder glatte oder polygonale) Kurve $c:[0,1]\rar\O$ gibt mit: $c(0)=z_0$ und $c(1)=z_1$: Die Menge alle Punkte $z_1$, zu denen es ein solche Kurve $c$ gibt ist nicht leer, offen und abgeschlossen; falls $\O$ also zusammenhängend ist, dann stimmt diese Menge mit $\O$ überein. Sei umgekehrt $U,V$ eine offene Zerlegung von $\O$, $z_0\in U$, $z_1\in V$ und $c:[0,1]\rar\O$ die stetige Kurve mit $c(0)=z_0$ und $c(1)=z_1$, dann ist $c^{-1}(U),c^{-1}(V)$ eine offene Zerlegung von $[0,1]$ mit $0\in c^{-1}(U)$ und $1\in c^{-1}(V)$. Nach Proposition ist dies aber unmöglich.
Eine offene und zusammenhängende Teilmenge $\O$ eines metrischen Raumes $X$ nennen wir ein Gebiet.
Sei $X$ ein metrischer Raum. Eine Teilmenge $A$ von $X$ ist genau dann zusammenhängend, wenn jede stetige Funktion $f:A\rar\{0,1\}$ konstant ist.
$\proof$ $X$ is genau dann nicht zusammenhängend, wenn zwei disjunkte, nicht leere und offene Teilmengen $U$ und $V$ von $X$ existieren, so daß $X=U\cup V$. Setze $f\colon=I_U$, also $f|U=1$ und $f|V=0$, so ist $f$ stetig und nicht konstant. Falls umgekehrt $f:X\rar\{0,1\}$ stetig und nicht konstant ist, dann sind $U\colon=[f=1]\colon=\{x\in X: f(x)=1\}$ und $V\colon=[f=0]$ zwei disjunkte, nicht leere und offene Teilmengen von $X$ mit $U\cup V=X$. $\eofproof$
Sind $A,B$ zusammenhängende Teilmengen des metrischen Raumes $X$, so daß $A\cap B\neq\emptyset$, dann ist auch $A\cup B$ zusammenhängend, denn jede stetige Funktion $f:A\cup B\rar\{0,1\}$ ist sowohl auf $A$ als auch $B$ konstant und da $A\cap B\neq\emptyset$, müssen diese Konstanten gleich sein. Dies erlaubt die Definition der Zusammenhangskomponente
$Z_A(x)$ eines Punktes $x$ einer Teilmenge $A$ von $X$: $Z_A(x)$ ist die Vereinigung aller zusammenhängenden Teilmengen $Z$ von $A$, die den Punkt $x$ enthalten. Zwei Zusammenhangskomponenten $Z_1$ bzw. $Z_2$ von $A$ sind dann entweder disjunkt oder gleich! Ferner sind, wie das folgende Beispiel zeigt, Zusammenhangskomponenten stets abgeschlossen in $A$.
Sei $X$ ein metrischer Raum und $A$ eine zusammenhängende Teilmenge von $X$. Dann ist auch $\cl A$ zusammenhängend. Die Zusammenhangskomponente $Z_A(x)$ eines Punktes $x\in A$ ist eine abgeschlossene Teilmenge von $A$ - i.A. muß $Z_A(x)$ jedoch keine abgeschlossene Teilmenge von $X$ sein.
Sei $X$ ein metrischer Raum, $r > 0$ und $A$ eine zusammenhängende Teilmenge von $X$. Falls alle offenen Kugeln $B_r(x)$ zusammenhängend sind, dann ist auch die Parallelmenge $A_r\colon=\{x\in X:d_A(x) < r\}$ zusammenhängend. $$ d_A(x)\colon=\inf\{d(x,a): a\in A\}~. $$ In z.B. normierter Räumen $X$ sind die Kugeln $B_r(x)$ stets zusammenhängend.
Sei $X$ ein normierter Raum, $A\sbe X$ abgeschlossen und $Z$ eine Zusammenhangskomponente von $A^c$, dann ist $Z$ offen in $X$ und $\pa Z\sbe A$.
1. Sei $z\in Z$, dann ist $z\in A^c$ und da $A^c$ offen ist: $B_r(z)\sbe A^c$. Weiters ist $Z\cap B_r(z)\neq\emptyset$, also muß $B_r(z)\cup Z$ zusammenhängend sein und weil $Z$ eine Zusammenhangskomponente von $A^c$ ist: $B_r(z)\cup Z\sbe Z$, i.e. $B_r(z)\sbe Z$.
2. Angenommen $z\in\pa Z\cap A^c$, dann gibt es ein $r > 0$, so daß $A^c$ die offene Kugel $B_r(z)$ um $z$ enthält; da $z\in\pa Z$, enthält $B_r(z)$ einen Punkt aus $Z$ und damit muß $Z$ die offene Kugel $B_r(z)$ umfassen; $z$ kann somit kein Randpunkt von $Z$ sein.

Convex, star shaped and triangularizable sets

Sei $X$ ein normierter Raum; eine Teilmenge $\O$ von $X$ heißt konvex
, wenn für alle $z_0,z_1\in\O$ gilt: die Strecke $[z_0,z_1]\colon=\{(1-t)z_0+tz_1:t\in[0,1]\}$ liegt in $\O$. $\O$ heißt sternförmig, wenn ein Punkt $z_0\in\O$ existiert, so daß für alle $z_1\in\O$ und alle $t\in[0,1]$ gilt: $(1-t)z_0+tz_1\in\O$.
Eine Teilmenge $A$ von $\C$ heißt triangulierbar
, wenn endlich viele (abgeschlossene) Dreiecke $\D_1,\ldots,\D_n$ mit paarweise disjunktem Inneren existieren, so daß $\bigcup\D_j=A$ und für alle $j\neq k$ die Menge $\D_j\cap\D_k$ entweder eine gemeinsame Seite, ein gemeinsamer Eckpunkt oder leer ist. Der Rand jeden Dreiecks $\D_j$ besteht aus drei Seiten und für jede dieser Seiten $s$ gibt es genau zwei Möglichkeiten: entweder gibt es genau ein anderes Dreieck $\D_k$, das gleichfalls die Seite $s$ besitzt oder es gibt kein weiteres solches Dreieck. Die Menge der Seiten, die Seite von genau einem Dreieck sind bildet dann den Rand $\pa A$ von $A=\bigcup\D_j$.
Ist $K$ eine kompakte Teilmenge einer offenen Menge $\O\sbe\C$, so gibt es eine triangulierbare Teilmenge $T$ mit $K\sbe T^\circ\sbe T\sbe\O$. Falls darüber hinaus $\O$ konvex ist, so kann man auch $T$ konvex wählen.

$\R$-linear and $\C$-linear maps

Die folgenden Abschnitte sollen u.A. die Parallelität zwischen dem reellen und dem komplexen Differentialkalkül demonstrieren, d.h. die Resultate bleiben unabhängig vom zugrundeliegenden Körper gültig, ob dieser nun $\R$ oder $\C$ ist. Im Weiteren sei daher $\bK$ entweder der Körper $\R$ der reellen Zahlen oder der Körper $\C$ der komplexen Zahlen. $X,Y,\ldots$ bezeichnen stets Banachräume über $\bK$ und $L(X;Y)$ den Raum der stetigen linearen Abbildungen $A:X\rar Y$ mit der Operatornorm
$$ \norm A\colon=\sup\{\norm{Ax}:\Vert x\Vert\leq1\}~. $$ Zwar kann man jeden komplexen Vektorraum $X$ auch als einen Vektorraum über $\R$ betrachten, aber die Algebra $L(X)\colon=L(X;X)$ bleibt von dieser Interpretation nicht unverändert: z.B. ist $\C$ selbst als Vektorraum über $\R$ zu $\R^2$ isomorph, aber $L(\C)$ ist isomorph zu $\C$; hingegen ist $L(\R^2)$ zu $\Ma(2,\R)$ - den reellen $2\times2$-Matrizen - isomorph. Dies liegt einfach daran, daß eine $\R$-lineare Abbildung nicht $\C$-linear sein muß: Wir betrachten dazu eine beliebige $\R$-lineare Abbildung $A$ von $\R^2$ in $\C$, also $$ A:(x,y)\mapsto(a_{11}x+a_{12}y)+i(a_{21}x+a_{22}y) $$ Als Abbildung von $\C$ in $\C$ ist dies die Abbildung: $$ A^\C:x+iy\mapsto(a_{11}x+a_{12}y)+i(a_{21}x+a_{22}y) $$ Nach Definition ist $A^\C$ genau dann $\C$-linear wenn für alle $\l\in\C$ und alle $z,w\in\C$ gilt: $A^\C(\l z)=\l A^\C(z)$ und $A^\C(z+w)=A^\C(z)+A^\C(w)$. Die zweite Beziehung folgt aus der $\R$-Linearität von $A$; hingegen garantiert die $\R$-Linearität von $A$ die erste Bedingung nur für alle $\l\in\R$. Die entscheidende Beziehung ist daher: $A^\C(iz)=i A^\C(z)$ und diese gilt genau dann, wenn $a_{11}=a_{22}$ und $a_{12}=-a_{21}$. Ist dies der Fall, so ist $A^\C$ die Multiplikation mit der komplexen Zahl $w\colon=a_{11}+ia_{21}$.
Zeigen Sie, daß die Menge $\bK$ aller reellen $2\times2$-Matrizen $A$ mit $a_{11}=a_{22}$ und $a_{21}=-a_{12}$ mit der üblichen Addition und Multiplikation von Matrizen ein zu $\C$ isomorpher Körper ist.
Zeigen Sie, daß die Menge $\H$ aller komplexen $2\times2$-Matrizen $A$ mit $a_{22}=\bar a_{11}$ und $a_{21}=-\bar a_{12}$ mit der üblichen Addition und Multiplikation von Matrizen ein Schiefkörper ist. Man nennt $\H$ den Schiefkörper der Quaternionen oder die hyperkomplexen Zahlen.

Plane geometry

Die Abbildung $(x,y)\mapsto x+iy$ ist eine $\R$-lineare Isometrie von $\R^2$ auf $\C$; somit ist es naheliegend die elementaren geometrischen Begriffe in der Ebene mithilfe komplexer Zahlen zu formulieren: Seien $(x_j,y_j)$ Punkte in $\R^2$ und $z_j\colon=x_j+iy_j$ die entsprechenden komplexen Zahlen; das innere Produkt von $(x_1,y_1)$ und $(x_2,y_2)$ läßt sich dann einfach schreiben als $\Re(z_1\bar z_2)$; $-\Im(z_1\bar z_2)$ besitzt gleichfalls eine geometrische Bedeutung: es ist der orientierte Flächeninhalt des von den Vektoren $(x_1,y_1)$ und $(x_2,y_2)$ (in dieser Reihenfolge) aufgespannten Parallelogramms.
Seien $(a,b)\in\R^2$ ein normierter Vektor und $R_E$ die Spiegelung an $E\colon=\{(x,y)\in\R^2:ax+by=0\}$. Wir möchten nun diese Spiegelung in komplexer Form schreiben: Die Spiegelung an $E$ ist in $\R^2$ gegeben durch $R_E(x,y)=(x,y)-2\la(x,y),(a,b)\ra(a,b)$. Seien $w=a+ib$ und $z=x+iy$, dann gilt also in komplexer Form: $$ R_E(z) =z-2\Re(z\bar w)w =z-(z\bar w+\bar zw)w =z-z|w|^2-\bar zw^2 =-w^2\bar z~. $$
Zeigen Sie, daß Geraden in $\C$ durch Gleichungen der Form $\Re(z\bar w)=a$ mit $w\in\C$ und $a\in\R$ definiert sind.
Sei $w=a+ib$, so daß $|w|=1$ und $g$ die Gerade $\{z\in\C:\Re((z-z_0)\bar w)=0\}$. Dann ist die Spiegelung $R_g$ an $g$ die Abbildung $z\mapsto-w^2(\bar z-\bar z_0)+z_0$. Z.B. für $w=(1+i)/\sqrt2$ und $z_0=1$: $R_g(z)=1+i-i\bar z$.
Das folgende Beispiel zeigt, daß Drehungen in $\R^2$ Multiplikationen in $\C$ mit normierten komplexen Zahlen entsprechen:
Sei $w=a+ib$, so daß $|w|=1$ und $W:\C\rar\C$ die $\C$-lineare Abbildung $z\mapsto wz$. Dann ist die entsprechende Abbildung $\wt W:\R^2\rar\R^2$ eine Drehung mit dem durch $a=\cos\vp$ und $b=\sin\vp$ festgelegten Winkel $\vp\in(-\pi,\pi]$.
Jede $\C$-lineare Abbildung $W:\C\rar\C$ ist die Multiplikation mit einer komplexen Zahl $w$, i.e. (falls $W$ nicht die Nullabbildung ist): $W(z)=wz=aw_0z$ mit $a\colon=|w| > 0$ und $w_0\colon=w/|w|$. Die Abbildung $z\mapsto az$ nennt man eine Homothetie oder eine Streckung und die Abbildung $z\mapsto w_0z$ ist, wie wir gesehen haben eine Drehung. Reell betrachtet sind also $\C$-lineare Abbildung $W:\C\rar\C$ Drehstreckungen, d.h. Kompositionen von Drehungen und Streckungen.
Sei $\l$ das Lebesguemaß auf $\C=\R^2$; für $w\in\C$ und $A\sbe\C$ seien $w+A=\{w+a:a\in A\}$ bzw. $wA\colon=\{wa:a\in A\}$. Dann folgt aufgrund der Translationsinvarianz des Lebesguemaßes: $\l(w+A)=\l(A)$; ferner erhalten wir für jedes Dreieck $\D$: $\l(wD)=|w|^2\l(\D)$, denn wir können o.B.d.A. annehmen, daß $\D=\D(0,z_1,z_2)$ und damit $$ 2\l(w\D)=|\Im(wz_1\bar w\bar z_2)|=|w|^2|\Im(z_1\bar z_2)|=2|w|^2\l(\D)~. $$ Somit gilt aber auch für jedes Rechteck $Q$: $\l(wQ)=|w|^2\l(Q)$, d.h. die Maße $\l_w(A)\colon=\l(wA)$ und $|w|^2\l$ stimmen auf den Rechtecken überein. Nach dem Satz von Caratheodory aus der Maßtheorie gilt daher für alle Lebesgue-meßbaren Teilmenge $A$ von $\C$: $\l(wA)=|w|^2\l(A)$.
Seien $z_1,z_2,z_3\in\C$. Unter der Strecke zwischen $z_1$ und $z_2$ bzw. dem Dreieck mit den Eckpunkten $z_1,z_2,z_3$ versteht man die Mengen \begin{eqnarray*} [z_1,z_2]&\colon=& \{t_1z_1+t_2z_2:\,t_1,t_2\geq0,\,t_1+t_2=1\}\quad\mbox{bzw.}\\ \D(z_1,z_2,z_3)&\colon=& \{t_1z_1+t_2z_2+t_3z_3:\,t_1,t_2,t_3\geq0,\,t_1+t_2+t_3=1\}~. \end{eqnarray*} Die Strecken $[z_1,z_2],[z_2,z_3]$ und $[z_3,z_1]$ nennt man die Seiten des Dreiecks - es gilt: $\pa\D(z_1,z_2,z_3)=[z_1,z_2]\cup[z_2,z_3]\cup[z_3,z_1]$. Zeigen Sie: $$ h\colon=\inf\{|(1-t)z_1+tz_2|:t\in\R\} =\frac{|\Im(z_1\bar z_2)|}{|z_2-z_1|}~. $$ $h$ heißt die Höhe des Dreiecks $\D(0,z_1,z_2)$ auf die Seite $[z_1,z_2]$. Lösungsvorschlag.
Seien $z_1,z_2\in\C$. Bestimmen Sie die Gleichung der Streckensymmetrale von $[z_1,z_2]$.
Seien $z_1,z_2,z_3\in\C$ Eckpunkte eines Dreiecks $D$. Bestimmen Sie die Gleichung der Winkelsymmetrale durch $z_1$.
Seien $\Re(z\bar a)=\a$ und $\Re(z\bar b)=\b$ zwei Geraden. Bestimmen Sie den Schnittpunkt der beiden Geraden.
Bestimmen Sie die Gleichung der Tangente eines Kreises mit Mittelpunkt $c$ und Radius $r$ im Punkt $z_0$.
Seien $z_1,z_2,z_3$ die Ecken eines gleichseitigen Dreiecks in $\C$. Zeigen Sie: $z_1^2+z_2^2+z_3^2=z_1z_2+z_2z_3+z_3z_1$
Seien $z_1,z_2,1$ die Ecken eines Dreiecks $\D$ in $\C$ mit $|z_1|,|z_2| < 1$. Zeigen Sie, daß es eine positive Konstante $C$ gibt, so daß für alle $z\in\D$: $|1-z|\leq C(1-|z|)$. Lösungsvorschlag
Bestimmen Sie das Bild des Kreises $K\colon=\{z\in\C:|z-1|=1\}$ unter der Abbildung $z\mapsto z^2$. Lösungsvorschlag
Sei $f:\C\sm\{0\}\rar\C$ die Abbildung $f(z)=\frac12(z+1/z)$. Zeigen Sie, daß $f$ auf $H^+\colon=\{z\in\C:\Im z > 0\}$ injektiv ist.
Sei $f:\C\sm\{-i\}\rar\C\sm\{1\}$ die Cayley-Transformation $f(z)=(i-z)/(i+z)$. Zeigen Sie, daß erstens $f$ bijektiv ist, zweitens $f(\R)=S^1\sm\{1\}$ und drittens bildet $f$ die obere Halbebene $H^+$ auf $D\colon=[|z| < 1]$ ab.
Sei $z=x+iy$ mit $y > 0$, dann ist $|G(z)|$ das Verhältnis der Abstände zwischen $i$ und $z$ bzw. $-i$ und $z$; diese ist offensichtlich kleiner als $1$. $i-z=w(i+z)$: $i-iw=z(w+1)$, also: $z=i(1-w)/(1+w)$.
Seien $p,q > 0$. Bestimmen Sie folgende Teilmenge von $\C$: $$ E\colon=\{z\in\C:|z-p|+|z+p|=2p+2q\}, $$ i.e. $E$ ist die Menge aller Punkte $z\in\C$, deren Summe der Abstände zu den beiden Punkten $\pm p$ konstant gleich $2p+2q$ ist. $E$ ist eine Ellipse mit den Brennpunkten $\pm p$: auf diesem Beispiel beruht z.B. das Vorgehen eines Gärtners beim Anlegen elliptischer Beete.
Seien $0 < q < p$. Bestimmen Sie folgende Teilmenge von $\C$: $$ H\colon=\{z\in\C:|z-p|-|z+p|=2p-2q\}, $$ i.e. $H$ ist die Menge aller Punkte $z\in\C$, deren Differenz der Abstände zu den beiden Punkten $\pm p$ konstant gleich $2p-2q$ ist. $H$ ist (ein Ast) einer Hyperbel mit den Brennpunkten $\pm p$.
Eine Fülle an Aufgaben kann man u.A. in dem Buch von T. Andreescu & D. Andrica finden.

AC circuits

Cf. e.g. Feynman Lectures II, 22 oder wikipedia. Ein elektrischer Schaltkreis besteht aus Elementen (Kondensator, Spule, Widerstand etc.), die mit idealen Leitern zu einem Netzwerk verbunden sind. Legt man eine Wechselspannung $V_0e^{i\o t}$ der Frequenz $\o/2\pi$ an, so durchfließt jedes der Elemente $j$ zu Zeitpunkt $t$ ein (komplexer) Strom $I_je^{i\o t}$ und der (komplexe) Spannungsabfall längs des Elements ist $V_je^{i\o t}$ - nimmt man von beiden den Real- oder Imaginärteil, so erhält man den tatsächlichen Strom bzw. den tatsächlichen Spannungsabfall. Das Verhältnis $Z_j\colon=V_j/I_j$ nennt man in der Wechselstromtechnik die Impedanz des Elements $j$. Z.B. ist die Impedanz eines Kondensators bzw. einer Spule bzw. eines Widerstands: $$ \frac1{i\o C},\quad i\o L,\quad R $$ wobei die nicht negativen reellen Konstanten $C$ bzw. $L$ bzw. $R$ die Kapazität bzw. die Induktanz bzw. der Widerstand genannt werden. Ein komplexers Netzwerk setzt sich u.A. aus Elementen zusammen, die z.B. seriell oder parallel geschalten sind. Das Problem besteht nun darin die Impedanz des Netzwerks zu bestimmen, was zum Teil mit folgender Proposition gelingt:
Parallel geschaltene Impedanzen $Z_j$ besitzen die Impedanz $Z$ und es gilt: $$ \frac1Z=\sum\frac1{Z_j},\quad~. $$ Seriell geschaltene Impedanzen $Z_j$ besitzen die Impedanz $Z$ und es gilt: $$ Z=\sum Z_j~. $$
Z.B. erhalten wir für die Impedanz $Z$ des folgenden Netzwerks:
Impedanz1
$$ Z=Z_1+Z_2+Z_3=i\o L+\frac1{i\o C}+R~. $$ Für die Impedanz $Z$ des Netzwerks
Impedanz2
erhalten wir hingegen $$ \frac1Z=\frac1Z_1+\frac1Z_2+\frac1Z_3=\frac1{i\o L}+i\o C+\frac1R~. $$
Berechnen Sie die Impedanz des Netzwerks
impedanz
Die äußerst rechten Impedanzen $Z$ und $W$ sind in Serie und ergeben die Impedanz $Z_1\colon=Z+W$. $Z_1$ und $W$ sind aber parallel und folglich ist deren Impedanz $W_1$ gegeben durch die Beziehung $1/W_1=1/Z_1+1/W$:
impedanz
Nun sind $W_1$ und $Z$ seriell und folglich ist deren Impedanz: $Z_2\colon=W_1+Z$; $Z_2$ und $W$ sind wiederum parallel: $$ \frac1{W_2}=\frac1{Z_2}+\frac1{W}, \quad\mbox{i.e.}\quad W_2=\frac{WZ_2}{Z_2+W}~. $$ Schließlich sind $W_2$ und $Z$ seriell, also erhalten wir für die gesuchte Impedanz: $$ Z_3=W_2+Z=\frac{WZ_2}{Z_2+W}+Z $$ Es gibt jedoch auch Netzwerke, deren Impedanzen sich nicht durch seriell oder parallel geschaltene Impedanzen analysieren lassen, z.B. die sogenannte "bridge":
bridge

Differentiable Functions

Cf. J. Dieudonné, Foundations of Modern Analysis, Vol. 1

Directional derivative

Seien $X,Y$ Banachräume über $\bK$; im Folgenden bezeichne $\oh$ stets eine in einer Umgebung von $0\in X$ definierte Funktion mit $\oh(0)=0\in Y$ und $$ \lim_{u\to0}\frac{\norm{\oh(u)}}{\Vert u\Vert}=0~. $$ Ist $f$ in $0$ stetig mit $f(0)=0$, so gilt i.A. nicht $\oh(f(x))=\oh(x)$ - z.B. $f(x)=\sqrt{|x|}$ und $\oh(x)=x^2$: $\oh(f(x))=|x|$; falls $f$ jedoch in $0$ Lipschitz stetig ist, dann folgt: $\oh(f(x))=\oh(x)$. Ferner bezeichnen wir mit $\r$ eine in einer Umgebung von $0$ definierte nicht negative Funktion, die in $0$ stetig ist und dort den Wert $0$ annimmt; z.B. gilt $\norm{\oh(x)}=\r(x)\Vert x\Vert$. $\r$ bzw. $\oh$ können von Zeile zu Zeile variieren, sie besitzen jedoch stets die definierenden Eigenschaften! Cf. e.g. Landau Symbole.
Sei $U$ eine offene Teilmenge von $X$, $x\in U$ und $f:U\rar Y$. $f$ heißt differenzierbar im Punkt $x$, wenn eine stetige lineare Abbildung $A:X\rar Y$ existiert, so daß für alle $u\in X$ mit $x+u\in U$ gilt: $f(x+u)-f(x)-Au=\oh(u)$.
$Df(x)\colon=A$ ist dann eindeutig bestimmt und es gilt: \begin{equation}\label{dfceq1}\tag{DFC1} Df(x)u==\ftdl t0 f(x+tu) =\lim_{t\dar0}\frac{f(x+tu)-f(x)}t~. \end{equation} Den Limes auf der rechten Seite nennt man (falls er existiert) die Richtungsableitung von $f$ im Punkt $x$ in Richtung $u$. Die stetige, lineare Abbildung $Df(x)$ heißt die Ableitung von $f$ im Punkt $x$. Die Differenzierbarkeit von $f$ in $x$ implziert die Stetigkeit von $f$ im Punkt $x$, denn nach Definition gilt: $$ \norm{f(x+u)-f(x)}\leq(\norm{Df(x)}+\r(u))\Vert u\Vert~. $$ Falls die Abbildung $x\mapsto Df(x)$ von $U$ in $L(X;Y)$ stetig ist, so nennen wir $f$ stetig differenzierbar.
Ist $A:X\rar Y$ eine stetige lineare Abbildung, dann ist nach \eqref{dfceq1} die Richtungsableitung im Punkt $x$ in Richtung $u$ gleich $Au$ und da $A\in L(X;Y)$ folgt: $x\mapsto A(x)$ ist in jedem Punkt $x$ stetig differenzierbar und $Df(x)=A$.
Offensichtlich gilt: $A(x+u)-A(x)-A(u)=0=\oh(u)$.
1. Sei $E$ ein reeller Hilbertraum, dann ist die Richtungsableitung von $f(x)=\Vert x\Vert^2$ im Punkt $x$ gegeben durch $u\mapsto2\la u,x\ra$ und $f$ ist in allen Punkten differenzierbar. 2. Sei $E$ ein komplexer Hilbertraum, dann ist die Richtungsableitung von $f(x)=\Vert x\Vert^2$ im Punkt $x$ gegeben durch $u\mapsto\la u,x\ra+\la x,u\ra$. $f$ ist also nicht komplex differenzierbar.
Da $\lim_{t\to0}(\la x+tu,x+tu\ra-\la x,x\ra)/t=\la x,u\ra+\la u,x\ra$ folgt jedenfalls die Existenz der Richtungsableitung. Im reellen Fall stimmt dies mit der linearen Abbildung $u\mapsto2\la u,x\ra$ überein und da $$ |\la x+u,x+u\ra-\la x,x\ra-2\la u,x\ra|=\Vert u\Vert^2=\oh(u) $$ ist $f:x\mapsto\Vert x\Vert^2$ differenzierbar und $Df(x)u=2\la u,x\ra$. Im komplexen Fall ist $u\mapsto\la x,u\ra+\la u,x\ra$ jedoch nicht linear!

Variational calculus example

Sei $\O$ ein beschränktes Gebiet in $\R^n$ mit glattem Rand $\pa\O$, $\vp:\R\rar\R$ glatt und $X=C^1(\cl\O)$ der Raum der in einer fixen Umgebung von $\cl\O$ stetig differenzierbaren Funktionen mit der Norm $\Vert u\Vert\colon=\sup\{|u(x)|+\norm{\nabla u(x)}:x\in\cl\O\}$. Sei $E:X\rar\R$ das sogenannte Energiefunktional, i.e. $$ E(u)\colon=\int_\O\tfrac12\norm{\nabla u}^2+\vp(u)\,d\l~. $$ Für die Richtungsableitung von $E$ im Punkt $u$ in Richtung $v$ erhalten wir: $$ \ftdl t0E(u+tv) =\int_\O\la\nabla u,\nabla v\ra+\vp^\prime(u)v\,d\l~. $$ Falls $v|\pa\O=0$, dann ist dies für $u\in C^2(\cl\O)$ nach dem Divergenzsatz gleich: $$ \int_\O(\D u+\vp^\prime(u))v\,d\l $$ wobei $\D$ den Laplace-Operator $\D u\colon=-\sum\pa_j^2u$ auf $\R^n$ bezeichnet. D.h. das Energiefunktional besitzt in jedem Punkt $u\in C^2(\cl\O)$ eine Richtungsableitung in Richtung $v$ (falls $v|\pa\O=0$) und diese ist gegeben durch die lineare Abbildung $$ v\mapsto\int_\O(\D u+\vp^\prime(u))v\,d\l~. $$ Man nennt $u\in C^2(\cl\O)$ kritisch, wenn für alle $v\in C^1(\cl\O)$ mit $v|\pa\O=0$: $\lim_{t\to0}(E(u+tv)-E(u))/t=0$; dies ist genau dann der Fall, wenn $u$ die Euler-Lagrange Gleichung $$ \D u+\vp^\prime(u)=0 \quad\mbox{erfüllt.} $$ Bewegungs- bzw. Feldgleichungen in der theoretischen Physik sind zumeist kritische 'Punkte' verschiedener Funktionale. Cf. Beispiel.
Zeigen Sie: die Euler-Lagrange Gleichung zu dem Funktional ($v|\pa\O=0$) $$ E(u)\colon=\frac14\int_\O\norm{\nabla u}^4\,d\l \quad\mbox{lautet:}\quad \divergence(\norm{\nabla u}^2\nabla u)=0~. $$
Zeigen Sie: die Euler-Lagrange Gleichung zu dem Funktional ($v|\pa\O=0$, $\nabla v|\pa\O=0$) $$ E(u)\colon=\frac12\int_\O(\D u)^2\,d\l \quad\mbox{lautet:}\quad \D^2 u=0~. $$

The scalar case

Seien $U\sbe\bK$, $X$ ein Banachraum über $\bK$ und $f:U\rar X$ in $x\in U$ differenzierbar, so ist $Df(x)$ eine lineare Abbildung von $\bK$ in $X$, i.e. $Df(x)u$ ist die Multiplikation eines Vektors $v\in X$ mit $u\in\bK$ - in diesem Fall schreiben wir für den Vektor $v$: $f^\prime(x)$
, also $Df(x)u=f^\prime(x)u$, wobei auf der rechten Seite die skalare Multiplikation des Vektors $f^\prime(x)$ mit $u$ gemeint ist. $f$ is genau dann in $x\in U$ differenzierbar, wenn: \begin{equation}\label{diffeq1a}\tag{DFC2} f^\prime(x)= \lim_{w\to0}\frac{f(x+w)-f(x)}{w}, \end{equation} denn dies dedeutet genau: $f(x+w)-f(x)-f^\prime(x)w=\oh(w)$. Das Standardbeispiel einer Abbildung $f:\C\rar\C$, die nicht differenzierbar ist, ist die Abbildung $z\mapsto\bar z$, denn offensichtlich existiert der Limes $$ \lim_{w\to0}\frac{\cl{z+w}-\bar z}w =\lim_{w\to0}\frac{\bar w}w $$ nicht. Identifizieren wir $\C$ mittels $z\mapsto(\Re z,\Im z)$ mit $\R^2$, so entspricht die Abbildung $z\mapsto\bar z$ der Abbildung $(x,y)\mapsto x-iy$ von $\R^2$ in $\C$ und diese Abbildung ist sogar $\R$-linear: die Spiegelung an der reellen Achse!
Die Abbildung $F:\C\rar\C$, $x+iy\mapsto\cos(x)+i\sin(y)$ besitzt die Richtungsableitung $u+iv\mapsto-\sin(x)u+i\cos(y)v$; diese Abbildung ist aber i.A. nicht $\C$-linear und somit ist $F$ auf $\C$ nicht komplex differenzierbar.
Die Richtungsableitung von $F$ im Punkt $z=x+iy$ in Richtung $w=u+iv$ ist die Abbildung $u+iv\mapsto-\sin(x)u+i\cos(y)v$, welche i.A. nicht $\C$-linear ist.
Die Abbildung $f:\C\rar\C$, $x+iy\mapsto e^x+ie^{-y}$ ist nicht komplex differenzierbar.
Für alle $n\in\N$ ist die Abbildung: $z\mapsto z^n$ von $\C$ in $\C$ komplex differenzierbar mit der Ableitung $nz^{n-1}$.
Nach der binomschen Formel gilt: $$ |(z+w)^n-z^n-nz^{n-1}w| \leq|w|^2\sum_{k=2}{n\choose k}|z|^{n-k}|w|^{k-2} =\oh(w)~. $$
Die Abbildung: $z\mapsto z^{-1}$ von $\C\sm\{0\}$ in $\C$ ist komplex differenzierbar mit der Ableitung $-z^{-2}$.
Nach der Summenformel für die geometrische Reihe gilt für alle $|w| < |z|/2$: \begin{eqnarray*} |(z+w)^{-1}-z^{-1}+z^{-2}w| &=&|1/z((1+w/z)-1+w/z)|\\ &=&|z|^{-1}|-(w/z)^2+(w/z)^3-+\cdots| \leq2|w|^2/|z|^3 \end{eqnarray*}

Product rule

Analog zum reellen Fall zeigt man die Produktregel
Seien $f:U(\sbe\bK)\rar X$ und $g:U\rar\bK$ differenzierbar, dann ist $gf$ differenzierbar und es gilt: $$ (gf)^\prime(z)=g^\prime(z)f(z)+g(z)f^\prime(z)~. $$
Sei $p(z)=\prod_{j=1}^n(z-z_j)$, dann folgt mittels Induktion über $n$: $$ p^\prime(z)=\sum_{j=1}^n\frac{p(z)}{z-z_j}~. $$
Im reellen Fall liegt zwischen zwei reellen Nullstellen eines Polynoms stets eine Nullstelle des Polynoms $p^\prime$. Im komplexen Fall gilt folgende
Sei $p(z)\colon=\prod_{j=1}^n(z-z_j)$. Dann liegen die Nullstellen von $p^\prime(z)$ in der konvexen Hülle der Nullstellen $z_1,\ldots,z_n$ von $p$.
$\proof$ Seien o.B.d.A. $z_1,\ldots,z_n$ paarweise verschieden. Für alle $z\in\C$ gilt: $p^\prime(z)=\sum_{j=1}^n p(z)/(z-z_j)$; ist nun $w$ eine Nullstelle von $p^\prime$, so folgt $w\notin\{z_1,\ldots,z_n\}$ und $$ 0=\frac{p^\prime(w)}{p(w)} =\sum_{j=1}^n\frac1{w-z_j} =\sum_{j=1}^n\frac{\bar w-\bar z_j}{|w-z_j|^2} $$ Mit $s_j\colon=1/|w-z_j|^2$, $s\colon=\sum_{j=1}^ns_j$ und $\l_j\colon=s_j/s$ heißt dies: $$ sw=\sum_{j=1}^ns_jz_j \quad\mbox{i.e.}\quad w=\sum_{j=1}^n\l_jz_j \quad\mbox{und}\quad \sum_{j=1}^n\l_j=1~. $$ $\eofproof$

Chain rule

Wiederum völlig analog zum reellen Fall gilt die Kettenregel
Seien $U$ bzw. $V$ offene Teilmengen der Banachräume $X$ bzw. $Y$ und $f:U\rar V$, $g:V\rar Z$. Sind $f$ im Punkt $x\in U$ und $g$ im Punkt $y\colon=f(x)\in V$ differenzierbar, so ist $g\circ f$ im Punkt $x$ differenzierbar und es gilt: $$ Dg\circ f(x)=Dg(f(x))\circ Df(x)~. $$
$\proof$ O.B.d.A sei $x=0$; da $u\rar Df(0)u+\oh(u)$ und $v\mapsto Dg(f(0))v$ Lipschitz um $0$ sind, folgt: \begin{eqnarray*} g(f(u)) &=&g(f(0)+Df(0)u+\oh(u))\\ &=&g(f(0))+Dg(f(0))(Df(0)u+\oh(u))+\oh(Df(0)u+\oh(u))\\ &=&g(f(0))+Dg(f(0))Df(0)u+\oh(u)~. \end{eqnarray*} $\eofproof$
Falls $X=Y=\bK$, dann bedeutet dies: $(g\circ f)^\prime(x)=g^\prime(f(x))f^\prime(x)\in Z$.
Für alle $n\in\N$ ist die Abbildung $f:z\mapsto z^{-n}$ von $\C\sm\{0\}$ in $\C$ differenzierbar mit der Ableitung $f^\prime(z)=-nz^{-n-1}$.
$f$ ist die Komposition der Abbildungen $f_1(z)=z^n$ und $f_2(z)=z^{-1}$, also: $$ f^\prime(z) =f_2^\prime(f_1(z))f_1^\prime(z) =-f_1(z)^{-2}nz^{n-1} =-z^{-2n}nz^{n-1}~. $$
Ist $f:U(\sbe\C)\rar\C$ differenzierbar und gilt für alle $z\in U$: $f(z)\neq0$, dann ist $g(z)\colon=1/f(z)$ auf $U$ differenzierbar und: $g^\prime(z)=-f^\prime(z)/f(z)^2$.
Sei $f:U(\sbe X)\rar Y$ differenzierbar und $y^*\in Y^*$. Dann ist $g(x)\colon=y^*(f(x))$ differenzierbar und $Dg(x)u=y^*(Df(x)u)$.
$y^*$ ist nach Definition eine stetige lineare Abbildung, also nach Beispiel: $Dy^*(y)=y^*$. Da $g=y^*\circ f$, folgt nach der Kettenregel für alle $u\in X$: $Dg(x)u=y^*(Df(x)u)$.
Sei $f:U\rar Y$ differenzierbar und $A\in L(Y;Z)$. Dann ist $g(x)\colon=A(f(x))$ differenzierbar und $Dg(x)=A\circ Df(x)$.
Sei $E$ ein komplexer Hilbertraum und $u:\C\rar\C$ komplex differenzierbar. Zeigen Sie: die reelle Ableitung von $f(x)\colon=u(\la x,x\ra)$ ist die $\R$-lineare Abbildung $w\mapsto2u^\prime(\la x,x\ra)\Re(\la x,w\ra)$.
Aus der Kettenregel folgt i.W. folgende (cf. Korollar)
Ist $f:U\rar V$ ein Homöomorphismus (d.h. $f:U\rar V$ ist eine stetige Bijektion und $f^{-1}$ ist gleichfalls stetig), $f$ in $x\in U$ differenzierbar und $Df(x)$ ein Isomorphismus (d.h. $Df(x)\in L(X;Y)$ ist eine Bijektion mit stetiger Inverser), so ist $f^{-1}$ im Punkt $f(x)$ differenzierbar und es gilt: $Df^{-1}(f(x))=(Df(x))^{-1}$.
$\proof$ Seien o.B.d.A. $x=0$ und $f(0)=0$. Da $f^{-1}$ stetig, $f(u)=Df(0)u+\oh(u)$ und $Df(0):X\rar Y$ ein Isomorphismus ist, können wir für alle $\e > 0$ ein $r > 0$ finden, so daß aus $\Vert v\Vert < r$ und $u\colon=f^{-1}(v)$ folgt: $\Vert u\Vert < \e$, $v=f(u)=Df(0)u+\oh(u)$ und damit \begin{equation}\label{dfceq3}\tag{DFC3} Df(0)^{-1}v =u+Df(0)^{-1}\oh(u) =u+\oh_1(u)~. \end{equation} Wählen wir $\e > 0$, sodaß für alle $\Vert u\Vert < \e$: $\norm{\oh_1(u)}\leq\Vert u\Vert/2$, so erhalten wir nach \eqref{dfceq3}: $$ \tnorm{Df(0)^{-1}v} \geq\tfrac12\Vert u\Vert~. $$ Also $\norm{f^{-1}(v)}=\Vert u\Vert\leq2\norm{Df(0)^{-1}}\Vert v\Vert$; i.e. $f^{-1}$ ist in $0$ Lipschitz stetig und damit ist $\oh_1(u)=\oh_1(f^{-1}(v))=\oh(v)$. Die Behauptung folgt nun aus \eqref{dfceq3}: $$ f^{-1}(v)-Df(0)^{-1}v =-\oh_1(u) =-\oh(v)~. $$ $\eofproof$
Wir bemerken, daß die Beziehung $Df^{-1}(f(x))=(Df(x))^{-1}$ aus der Differenzierbarkeit von $g\colon=f^{-1}$ sowie der
Kettenregel folgt, denn $g(f(x))=x$, also: $Dg(f(x))\circ Df(x)=1$. Falls $U$ und $V$ offene Teilmengen von $\bK$ sind, dann bedeutet dies: $g^\prime(f(x))=1/f^\prime(x)$.
Die Abbildung $f:z\mapsto z^2$ ist ein Homöomorphismus von $U\colon=\{z\in\C:\Re z > 0\}$ auf $\C\sm\R_0^-$. Zeigen Sie: $f^{-1\prime}(z)=1/2f^{-1}(z)$.
Sei $g(z)$ die inverse Abbildung, dann folgt: $f^\prime(g(z))g^\prime(z)=1$, also: $g^\prime(z)=1/f^\prime(g(z))=1/2g(z)$.
Die Abbildung $f:z\mapsto z^4$ ist ein Homöomorphismus von $U\colon=\{x+iy:x,y > 0\}$ auf $\C\sm\R_0^+$. Berechnen Sie die Ableitung von $f^{-1}$.

Conformal maps

Wir besprechen noch kurz eine Eigenschaft komplex differenzierbarer Funktionen $f:\O(\sbe\C)\rar\C$, die im Weiteren noch einige Male auftauchen wird: ihre Konformität.
Sei $\O\sbe\C$ offen und $f:\O\rar\C$ komplex differenzierbar, $z\in\O$, $u,w\in\C$ und $|w|=1$. Dann schließen die beiden Geraden $g_1(t)=z+tu$ und $g_2(t)=z+twu$ in $z$ denselben Winkel ein wie die Kurven $c_1(t)=f(g_1(t))$ und $c_2(t)=f(g_2(t))$ im Punkt $f(z)$. Man sagt: komplex differenzierbare Abbildungen sind konform.
Die Ableitung der Funktion $c_j:t\mapsto f(g_j(t))$ ist $f^\prime(g_j(t))g_j^\prime(t)$, also folgt die Behauptung unmittelbar aus $$ \frac{\Re(c_1^\prime(0)\cl{c_2^\prime(0)})}{|c_1^\prime(0)||c_2^\prime(0)|} =\frac{\Re(|f^\prime(z)|^2|u|^2\bar w)}{|f^\prime(z)|^2|u|^2} =\Re(w) =\frac{\Re(g_1^\prime(0)\cl{g_2^\prime(0)})}{|g_1^\prime(0)||g_2^\prime(0)|}~. $$ Die Konformität komplex differenzierbarer Funktionen liegt daran, daß jede $\C$-lineare Abbildung $W:\C\rar\C$ eine Drehstreckungen ist und da sowohl Drehungen als auch Streckungen winkeltreu sind, muß auch jede $\C$-lineare Abbildung winkeltreu sein!
Warum gilt obiges Resultat nicht auch für reell differenzierbare Funktionen $f$?
Sei $\O\sbe\C$ offen und $f:\O\rar\C$ komplex differenzierbar, $z\in\O$ und $g_1,g_2:(-\d,\d)\rar\O$ zwei glatt i.e. unendlich oft differenzierbare Kurven durch $z=g_1(0)=g_2(0)$. Dann schließen die beiden Kurven $g_1$ und $g_2$ in $z$ denselben Winkel ein wie die Kurven $c_1(t)=f(g_1(t))$ und $c_2(t)=f(g_2(t))$ im Punkt $f(z)$.
Sei $E$ ein reeller Hilbertraum und $\O\sbe E$ offen; eine differenzierbare Abbildung $F:\O\rar E$ ist genau dann konform, wenn eine Funktion $h:\O\rar\R^+$ existiert, so daß für alle $x\in\O$: $DF(x)^*DF(x)=h(x)^2\,id_E$. 2. Falls $E=\R^2=\C$ und $F:\O\rar\C$ komplex differenzierbar ist, dann folgt: $h(x,y)=|F^\prime(x+iy)|$.
Sind $f,g:\C\rar\C$ komplex differenzierbar und $F:\C\times\C\rar\C\times\C$ die Abbildung $(z,w)\mapsto(f(z),g(w))$. Ist $F$ konform?
In höheren Dimensionen - d.h. $n\geq3$ - gibt es außer den Isometrien und den Homothetien i.W. nur eine konforme Abbildung: die Inversion $I:E\sm\{0\}\rar E\sm\{0\}$, $I(x)\colon=x/\Vert x\Vert$. Zeigen Sie: in jedem reellen Hilbertraum $E$ ist $I$ konform. Lösungsvorschlag

The Mean Value Theorem

Seien $x_0,x_1\in U$ und $U$ eine offene Teilmenge von $X$ mit $[x_0,x_1]\sbe U$. Ist $f:U\rar Y$ differenzierbar, dann gilt: $$ \norm{f(x_1)-f(x_0)} \leq\norm{x_1-x_0}\sup_{0\leq t\leq1}\norm{Df(x_0+t(x_1-x_0))} $$
Dies ist ein rein reelles Resultat, denn man benötigt nur die Ableitung der Funktion $t\mapsto f(x_0+t(x_1-x_0))$ auf einem Intervall, das $[0,1]$ umfaßt. Ein partikulärer Fall hiervon ist
Seien $x_0,x_1\in U$ und $U$ eine offene Teilmenge von $X$ mit $[x_0,x_1]\sbe U$. Ist $f:U\rar Y$ differenzierbar, dann gilt für alle $x\in U$: $$ \norm{f(x_1)-f(x_0)-Df(x)(x_1-x_0)} \leq \norm{x_1-x_0}\sup_{0\leq t\leq1}\norm{Df(x_0+t(x_1-x_0))-Df(x)} $$
$\proof$ Sei $g:U\rar Y$ die Funktion $g(z)\colon=f(z)-f^\prime(x)z$, dann folgt: $Dg(z)=Df(z)-Df(x)$ und die Behauptung folgt aus dem Mittelwertsatz. $\eofproof$
In den meisten Fällen wenden wir dieses Korollar für $X=\bK$ und $x=x_0$ an!
Sei $U$ offen in $\R$, $[x_0,x_1]\sbe U$ und $f:U\rar Y$ differenzierbar, dann gilt: $$ \norm{f(x_1)-f(x_0)-f^\prime(x_0)(x_1-x_0)} \leq (x_1-x_0)\sup_{x_0\leq h\leq x_1}\norm{f^\prime(h)-f^\prime(x_0)} $$
Sei $X$ ein kompakter Raum und $f\in C(X)$ strikt positiv. Dann ist die Abbildung $F:\R\rar C(X)$, $s\mapsto f^s$, differenzierbar mit der Ableitung: $F^\prime(s)=f^s\log f$. Die Norm auf $C(X)$ ist dabei $\norm f\colon=\sup\{|f(x)|:x\in X\}$.
Zunächst ist $f^s\log f\in C(X)$ und für alle $x\in X$ gilt: $$ \lim_{t\to0}\frac{f(x)^{s+t}-f(x)^s}{t}=f(x)^s\log f(x)~. $$ Nach Beispiel (angewandt auf die stetig differenzierbare Funktion $s\mapsto f(x)^s$) folgt daher für z.B. $0 < t$: $$ \Big|\frac{f(x)^{s+t}-f(x)^s-tf(x)^s\log f(x)}t\Big| \leq\sup_{0\leq h\leq t}|f(x)^h-1||f(x)^s\log f(x)|~. $$ Da $f$ strikt positiv und $X$ kompakt ist gibt es ein $\d > 0$, so daß für alle $x\in X$: $1/\d\leq f(x)\leq\d$; somit konvergiert $F_t(x)\colon=\sup_{0\leq h\leq t}|f(x)^h-1|$ mit $t\to 0$ in $C(X)$ gegen $0$, es folgt: $$ \lim_{t\to0}\norm{\frac{f^{s+t}-f^s}t-f^s\log f}=0~. $$
Sei $I=[-1,1]$ und $F:(-1,\infty)\rar L_1(I)$ die Abbildung $F(s)(x)=|x|^s$ falls $s\neq0$ und $F(0)=1$. Dann ist $F$ im Punkt $s=0$ differenzierbar und $F^\prime(0)$ ist die Funktion $x\mapsto\log|x|$.
Da $\int_I|x|^s\,dx=2\int_0^1 x^s\,dx=2/(1+s) < \infty$, liegt $F(s)$ für all $s\in(-1,\infty)$ in $L_1(I)$. Sei $s > 0$ (den Fall $s < 0$ behandelt man analog). Nach Beispiel (angewandt auf die stetig differenzierbare Funktion $s\mapsto |x|^s$, $x\neq 0$) folgt wiederum für alle $x\in(0,1)$: $$ |x^s-1+s\log x| \leq s\sup_{0\leq h\leq s}|x^h-1||x^s\log x| =s|x^s-1||x^s\log x| $$ und damit: $$ \int_{-1}^1||x|^s-1-s\log|x||\,dx \leq2s\int_0^1|x^s-1||x^s\log x|\,dx~. $$ Nach dem Satz von der dominierten Konvergenz gilt aber: $$ \lim_{s\to0}\int_0^1|x^s-1||x^s\log x|\,dx=0~. $$
Sei $F:(-1/2,\infty)\rar L_2(I)$ die Abbildung $F(s)(x)=|x|^s$ falls $s\neq0$ und $F(0)=1$. Dann ist $F$ im Punkt $s=0$ differenzierbar und $F^\prime(0)$ ist die Funktion $x\mapsto\log|x|$.
Sei $F:[0,1)\rar C(I)$ die Abbildung $F(s)(x)=|x|^s$ falls $s\neq0$ und $F(0)=1$. Dann ist $F$ im Punkt $s=0$ nicht stetig.
Sei $X$ ein kompakter Raum und $u:\R\rar\R$ glatt. Ist die Abbildung $F:C(X)\rar C(X)$, $f\mapsto u\circ f$ differenzierbar? Wenn ja, bestimmen Sie $DF(f)g$.
Sei $C_0(\R^n)$ der Raum der stetigen Funktionen $f:\R^n\rar\C$, die im Unendlichen verschwinden mit der Norm $\norm f\colon=\sup\{|f(x)|:x\in\R^n\}$ - $C_0(\R^n)$ ist dann ein separabler Banachraum. Für $f\in C_c^\infty(\R^n)$ - d.h. $f$ ist glatt und $[f\neq0]$ ist in einer kompakten Teilmenge enthalten - sei $F:(-1,1)\rar C_0(\R^n)$ die Funktion $F(t)(x)\colon=f(x+te_j)$. Dann ist $F$ differenzierbar und $F^\prime(t)$ ist die Funktion $x\mapsto\pa_jf(x+te_j)$.
In diesem Fall ist zu zeigen, daß $$ \lim_{h\to0} \sup\Big\{\frac{|f(x+te_j+he_j)-f(x+te_j)-h\pa_jf(x+te_j)|}h: x\in\R\Big\} =0 $$ und dies folgt aus Korollar sowie der Voraussetzung: $f\in C_c^\infty(\R)$.
Ist $\O\sbe\bK$ ein Gebiet, $f:\O\rar Y$ differenzierbar und gilt für alle $x\in\O$: $f^\prime(x)=0$, so ist $f$ konstant.
Sei $x_0\in\O$ und $A\colon=\{x\in\O: f(x)=f(x_0)\}$, dann ist $A\neq\emptyset$ und abgeschlossen in $\O$ (da $f$ stetig ist); $A$ ist aber auch offen in $\O$, denn ist $x\in A$ und $B_r(x)\sbe\O$, so folgt nach dem Mittelwertsatz für alle $y\in B_r(x)$: $\norm{f(y)-f(x)}\leq0$.
Sei $\O\sbe\bK$ ein Gebiet und $f_n:\O\rar Y$ eine Folge differenzierbarer Abbildungen, so daß
  1. Für ein $x_0\in\O$ konvergiert die Folge $f_n(x_0)$.
  2. Zu jedem $x\in\O$ existiert ein $r > 0$, so daß $f_n^\prime$ auf $B_r(x)$ gleichmäßig konvergiert - man sagt: $f_n^\prime$ konvergiert lokal gleichmäßig.
Dann konvergiert die Folge $f_n$ auf $B_r(x)$ gleichmäßig gegen eine differenzierbare Funktion $f$ und es gilt: $f^\prime(x)=\lim_n f_n^\prime(x)$.
Seien $f_n:\O\rar Y$ eine Folge differenzierbarer Funktionen, so daß $\sum f_n$ punktweise gegen $f$ konvergiert; existiert dann zu jedem $x\in\O$ ein $r > 0$ mit $\sum_n\sup\{\norm{f_n^\prime(y)}:y\in B_r(x)\} < \infty$, so ist $f$ differenzierbar und es gilt: $f^\prime(x)=\sum f_n^\prime(x)$.

What's the use of differentiation in Banach spaces

Wozu Differentiation in Banachräumen? Diese tauchte wahrscheinlich zum ersten Mal in der
Variationsrechnung auf. Aber auch bei der Reinterpretation diverser PDEs: Betrachten wir z.B. die Hamilton-Jacobi Gleichung $\pa_tS(t,x)=-H(x,\nabla_xS(t,x))$ für eine Funktion $S:\R_0^+\times M\rar\R$ mit $S(0,x)=f(x)$ zu einer vorgegebenen Funktion $H:M\times\R^n\rar\R$ mit einer offenen Teilmenge $M$ von $\R^n$. Wir interpretieren diese Gleichung wie folgt: Sei $S:\R_0^+\rar E$, $t\mapsto S_t$ eine differenzierbar Kurve, so daß $$ \ftd t S_t=-H(.,\nabla S_t) \quad\mbox{und}\quad S_0=f $$ und für $E$ kann man einen der Räume $C(\cl{M})$, $L_p(M)$ etc. wählen. Die ursprüngliche Hamilton-Jacobi Gleichung, die i.A. eine nicht-lineare PDE darstellt, wird auf diese Art zu einer gewöhnlichen Differentialgleichung mit Werten in $E$. Cf. e.g. Abschnitt.
1. Sei $S_t$ eine Lösung der Hamilton-Jacobi Gleichung in $C_0(\R^n)$, dann gilt für alle $t > 0$ und alle $x\in\R^n$: $\pa_tS_t(x)=-H(x,\nabla S_t(x))$. 2. Sei $S_t$ eine Lösung der Hamilton-Jacobi Gleichung in $L_1(\R^n)$, dann gilt für alle $t > 0$ und fast alle $x\in\R^n$: $\pa_tS_t(x)=-H(x,\nabla S_t(x))$, wobei in diesem Fall die Funktion $\pa_tS_t$ den Limes $\lim_{h\to0}(S_{t+h}-S_t)/h$ in $L_1(\R^n)$ bezeichnet.

Abel-Summation

Seien für $n\in\Z$: $w_n\in\C$, $z_n\in X$ und $Z_0\colon=0$ und für $n\geq1$: $Z_n\colon=\sum_{k\leq n}z_n$. Dann gilt für alle $m < n$: \begin{equation}\label{mvteq1}\tag{MVT1} \sum_{k=m}^nz_kw_k =\sum_{k=m}^n(Z_k-Z_{k-1})w_k =\sum_{k=m}^nZ_kw_k-\sum_{k=m-1}^{n-1}Z_kw_{k+1}\\ =-Z_{m-1}w_m+Z_nw_{n+1}+\sum_{k=m}^nZ_k(w_k-w_{k+1}) \end{equation} Dies ist eine spezielle Version der partiellen Integration bzw. der Abel-Summation
. Dasselbe Argument in etwas allgemeinerer Fassung (cf. e.g. Beispiel):
Seien für $t_0 < t_1 < \cdots < t_n$, $z_0,z_1,\ldots\in X$ und für $t\in\R_0^+$: $Z(t)\colon=\sum_{t_k\leq t}z_k$. Ist dann $f:[t_0,\infty)\rar\C$ stetig differenzierbar, so gilt: $$ \forall t\in\R_0^+:\qquad \sum_{t_k\leq t}z_kf(t_k) =Z(t)f(t)-\int_{t_0}^t Z(s)f^\prime(s)\,ds~. $$
$\proof$ Es gilt nach dem Hauptsatz (cf. Unterabschnitt) sowie Fubini: \begin{eqnarray*} Z(t)f(t)-\sum_{t_k\leq t}z_kf(t_k) &=&\sum_{t_k\leq t}z_k(f(t)-f(t_k)) =\sum_{t_k\leq t}\int_{t_k}^t z_kf^\prime(s)\,ds\\ &=&\int_{t_0}^t\sum_{t_k\leq s}z_kf^\prime(s)\,ds =\int_{t_0}^t Z(s)f^\prime(s)\,ds~. \end{eqnarray*} $\eofproof$
Seien nun $w_k\in\R$; falls $$ \sup_n\Big\Vert\sum_{k\leq n} z_k\Big\Vert=C < \infty $$ und $w_k\dar0$ dann konvergiert $\sum w_kz_k$, denn nach \eqref{mvteq1} gilt für alle $m < n$ wegen $-w_k+w_{k-1}\geq0$ und $w_k\geq0$: \begin{eqnarray*} \Big\Vert\sum_{k=m}^nz_kw_k\Big\Vert &\leq&\sum_{k=m}^n\norm{Z_k}(-w_{k+1}+w_k) +\norm{Z_n}w_{n+1}+\norm{Z_{m-1}}w_m\\ &\leq&C(w_m-w_{n+1})+Cw_{n+1}+Cw_m =2w_mC~. \end{eqnarray*}
Ist $a_k\in\R^+$ eine monotone Nullfolge, so konvergiert die Reihe $\sum a_kz^k$ für alle $|z|\leq1$, $z\neq1$.
In diesem Fall ist $$ \sup_n\Big|\sum_{k\leq n}z^k\Big| =\sup_n\Big|\frac{1-z^{n+1}}{1-z}\Big| \leq\frac2{|1-z|}~. $$
Sei $c_n\geq c_{n-1}\geq\cdots\geq c_0\geq0$ und $p(z)\colon=\sum_{j=0}^nc_jz^j$. Dann liegen sämtliche Nullstellen in $\cl D=\{z\in\C:|z|\leq1\}$. Lösungsvorschlag.
Seien $\mu,\nu$ endliche signierte (oder komplexwertige) Maße auf $(a,b]$, $F(x)\colon=\mu(a,x]$, $G(x)\colon=\nu(a,x]$. Dann gilt für alle $(x,y]\sbe(a,b]$ die partielle Integrationsformel: $$ F(y)G(y)-F(x)G(x) =\int_{(x,y]}F(t)\,\nu(dt)+\int_{(x,y]}G(t-)\,\mu(dt) $$ wobei $G(x-)\colon=\lim_{s\uar x}G(s)=\nu(a,x)$. Lösungsvorschlag.

Partial Derivatives

Seien $X,Y,Z$ Banachräume über $\bK$, $W$ eine offene Teilmenge von $X\times Y$ und $f:W\rar Z$. Für $(x,y)\in W$ bezeichnen wir mit $W_x$ bzw. $W_y$ die Schnitte $\{v\in Y:(x,v)\in W\}$ bzw. $\{u\in Y:(u,y)\in W\}$; ferner seien $f_x:W_x\rar Z$ bzw. $f_y:W_y\rar Z$ die Abbildungen $f_x(v)\colon=f(x,v)$ bzw. $f_y(u)\colon=f(u,y)$. Ist $f_x$ bzw. $f_y$ in $y$ bzw. $x$ differenzierbar, so bezeichnet man die Ableitung $$ D_2f(x,y)\colon=Df_x(y) \quad\mbox{bzw.}\quad D_1f(x,y)\colon=Df_y(x) $$ als die partiellen Ableitungen von $f$ im Punkt $(x,y)\in W$. Ist insbesondere $X=\bK^n$, so bezeichnen wir die Ableitung der Funktion $$ x_j\mapsto f(x_1,\ldots,x_{j-1},x_j,x_{j+1},\ldots,x_n) $$ mit $\pa_jf$ und nennen sie die partielle Ableitung nach $x_j$ bzw. nach der $j$-ten Variable.
Sei $W$ eine offene Teilmenge von $X\times Y$ und $f:W\rar Z$. $f$ ist genau dann stetig differenzierbar, wenn $f$ stetig partiell differenzierbar ist. Es gilt dann für alle $(x,y)\in W$: \begin{equation}\label{padeq1}\tag{PAD1} \forall u\in X\,\forall v\in Y:\qquad Df(x,y)(u,v) =D_1f(x,y)u+D_2f(x,y)v~. \end{equation}
Sei $f:\C^2\rar\C^2$ die Abbildung $(z,w)\mapsto(z^3-w^3,zw)$. In welchen Punkten $(z,w)\in\C^2$ ist $Df(z,w)$ ein Isomorphismus?
$D_1f(z,w)u=(3z^2u,wu)$ und $D_2f(z,w)v=(-3w^2v,zv)$, also: $$ \forall u,v\in\C:\quad Df(z,w)(u,v)=(3z^2u-3w^2v,wu+zv)~. $$ Die lineare Abbildung $DF(z,w)$ ist genau dann ein Isomorphismus, wenn ihre Determinante nicht verschwindet, d.h. wenn $0\neq 3z^3+3w^3$.
Sei $f:\C^2\rar\C^2$ die Abbildung $(z,w)\mapsto(z^2+w^3,z+w-w^4)$. In welchen Punkten $(z,w)\in\C^2$ ist $Df(z,w)$ ein Isomorphismus?
Sei $B:X_1\times X_2\rar Y$ eine stetige bilineare Abbildung, i.e. $\norm{B(x_1,x_2)}\leq C\Vert x_1\Vert\Vert x_2\Vert$. Dann ist $B$ stetig differenzierbar und $DB(x_1,x_2)(u_1,u_2)=B(u_1,x_2)+B(x_1,u_2)$. Analog gilt für eine stetige $n$-lineare Abbildung $M:X_1\times\cdots\times X_n\rar Y$: $$ DM(x_1,\ldots,x_n)(u_1,\ldots,u_n) =M(u_1,x_2\ldots,x_n)+\cdots+M(x_1,\ldots,x_{n-1},u_n)~. $$
Dies folgt aus $B(x_1+u_1,x_2+u_2)-B(x_1,x_2)-B(u_1,x_2)-B(x_1,u_2)=B(u_1,u_2)$ sowie $\norm{B(u_1,u_2)}\leq C\Vert u_1\Vert\Vert u_2\Vert\leq C\norm{(u_1,u_2)}^2$, wobei z.B. $\norm{(u_1,u_2)}^2\colon=\Vert u_1\Vert^2+\Vert u_2\Vert^2$.
Bestimmen Sie die Ableitung der Abbildung $[.,.]:L(X)\times L(X)\rar L(X)$, $(A,B)\mapsto AB-BA$.
Den Raum der $\bK$ wertigen $n\times n$-Matrizen $\Ma(n,\bK)$ kann man als das $n$-fachen Produkt von $\bK^n$ betrachten. Die Determinante $\det$ ist dann eine $n$-lineare Abbildung $\det:\Ma(n,\bK)(=(\bK^n)^n)\rar\bK$. Zeigen Sie: $$ \forall A\in\Ma(n,\bK):\quad D\det(1)A=\tr(A)~. $$
Nach exam ist mit $a_j\colon=(a_{1j},\ldots,a_{nj})$ - die $j$-te Spalte von $A$: $$ D\det(1)A =\det(a_1,e_2,\ldots,e_n)+\cdots+\det(e_1,\ldots,e_{n-1},a_n) =a_{11}+\cdots+a_{nn} =\tr(A)~. $$

Jacobi Matrix

Für $X=\bK^m$ ist $f:U(\sbe\bK^m)\rar Y$ genau dann stetig differenzierbar, wenn sämtliche partiellen Ableitungen $\pa_1f,\ldots,\pa_mf$ stetige Abbildungen von $U$ in $Y$ sind. Falls weiters $Y=\bK^n$, also $f=(f_1,\ldots,f_n)$, so ist $Df(x)$ eine lineare Abbildung von $\bK^m$ in $\bK^n$ und die Matrix dieser linearen Abbildung bezüglich der kanonischen Basen von $\bK^m$ bzw. $\bK^n$ nennt man die Jacobimatrix von $f$ im Punkt $x$. Wir bezeichnen die Jacobimatrix von $f$ im Punkt $x$ im Weiteren gleichfalls mit $Df(x)$ (ob nun mit $Df(x)$ die Ableitung oder ihre Jacobimatrix gemeint ist, sollte i.A. aus dem Kontext ersichtlich sein) also $Df(x)\in\Ma(n,m,\bK)$ und $$ Df(x) =\left(\begin{array}{ccc} \pa_1f_1(x)&\cdots&\pa_mf_1(x)\\ \vdots&\ddots&\vdots\\ \pa_1f_n(x)&\cdots&\pa_mf_n(x) \end{array}\right) $$
Seien $m,n\in\N$ und $f:\C^2\rar\C$, $f(w,z)=w^mz^n$, dann ist $\pa_1f(w,z)=mw^{m-1}z^n$, $\pa_2f(w,z)=nw^mz^{n-1}$ und $Df(w,z)(u,v)=mw^{m-1}z^nu+nw^mz^{n-1}v$.
Bestimmen Sie den "maximalen" Definitionsbereich $U\sbe\C^2$ sowie die Jacobimatrix der Abbildung $F(z,w)=((z+w)^{-1},z/w)$.

Complex differentiability and harmonic functions

Sei $f(x+iy)=u(x,y)+iv(x,y)$ eine reell differenzierbare Funktion einer offenen Teilmenge $U$ von $\C$ in $\C$. $f$ ist genau dann komplex differenzierbar, wenn die Jacobimatrix eine $\C$-lineare Abbildung definiert; dies ist nach Abschnitt aber genau dann der Fall, wenn $$ \pa_xu=\pa_yv\quad\mbox{und}\quad \pa_yu=-\pa_xv~. $$ Man nennt diese Beziehungen die Cauchy-Riemannschen Gleichungen. Die komplexe Ableitung ist dann $$ f^\prime(z) =\pa_xu+i\pa_xv =\pa_xu-i\pa_yu =i(\pa_xv-i\pa_yv); $$ man schreibt in diesem Fall auch $\nabla u=\cl{f^\prime(z)}$ und $\nabla v=-i\cl{f^\prime(z)}$ - wobei man z.B. $(\pa_xu,\pa_yu)$ mit $\pa_xu+i\pa_yu$ identifiziert!
1. Die Abbildung $f:x+iy\mapsto e^x(\cos y+i\sin y)$ ist komplex differenzierbar mit der Ableitung $f^\prime(z)=e^x\cos y+ie^x\sin y=f(z)$. 2. Die Abbildung $f:x+iy\mapsto e^{-x}(\cos y+i\sin y)$ ist nicht komplex differenzierbar.
1. Für $u(x,y)=e^x\cos y$ und $v(x,y)=e^x\sin y$ gilt $\pa_xu=\pa_yv$ und $\pa_yu=-\pa_xv$, i.e. $f=u+iv$ ist komplex differenzierbar mit der Ableitung $f^\prime(z)=\pa_xu+i\pa_xv=e^x\cos y+ie^x\sin y=f(z)$. 2. In diesem Fall sind $\pa_xu=-e^{-x}\cos y$ und $\pa_yv=e^{-x}\cos y$, also i.A. $\pa_xu\neq\pa_yv$.
Sei nun $f=u+iv$ komplex differenzierbar; falls darüber hinaus $u,v$ zweimal reell differenzierbar sind, dann folgt aus den Cauchy-Riemann Gleichungen: $\pa_x^2u+\pa_y^2u=0=\pa_x^2v+\pa_y^2v$, i.e. sowohl $u$ als auch $v$ sind harmonisch - cf.
Abschnitt. Ferner gilt: $$ \norm{\nabla u}=\norm{\nabla v}\quad\mbox{und}\quad\la\nabla u,\nabla v\ra=0~. $$ Ist z.B. $v$ eine harmonische Funktion auf dem glatt berandeten, unbeschränkten Gebiet $\O\sbe\R^2$ mit Neumann Randbedingungen: $\la\nabla v,N\ra|\pa\O=0$ ($N$ das Normalvektorfeld zu $\pa\O$), i.e. der Gradient von $v$ ist normal zu $N$, also tangential zum Rand $\pa\O$). Angenommen $f=u+iv$ komplex ist differenzierbar, so ist der Gradient $\nabla u$ orthogonal zum Tangentialraum von $\pa\O$, i.e. $u|\pa\O$ ist konstant $c$ und damit erfüllt $u-c$ die Dirichlet Randbedingung: $(u-c)|\pa\O=0$.
Sei $R > 0$ und $\O\colon=\{z=x+iy\in\C:|z| > R\}$, dann ist erstens $$ v(x,y)\colon=y-R^2y(x^2+y^2)^{-1}=\Im(z+R^2/z) $$ eine harmonische Funktion mit $v|\pa\O=0$ und zweitens $$ u(x,y)\colon=\Re(z+R^2/z)=x+R^2x(x^2+y^2)^{-1} $$ eine harmonische Funktion, so daß für alle $(x,y)\in\pa\O$: $x\pa_xu+y\pa_yu=0$. In der Hydrodynamik ist $u$ die Potentialströmung einer idealen, inkompressiblen Flüssigkeit um einen Kreis des Radius' $R$; $\nabla u(x,y)$ gibt die Geschwindigkeit der Strömung im Punkt $(x,y)$ an, cf. Unterabschnitt.
Sei $f(z)=z^4$ und $\O\colon=\{x+iy:x,y > 0, y < x\}$, dann ist $u(x,y)=x^4-6x^2y^2+y^4$, $v(x,y)=3(x^3y-xy^3)$ und $\nabla u$ ist in Punkten $z\in\pa\O$ parallel zu $\pa\O$.
Sei $v:\R^2\rar\R$ die Abbildung $v(x,y)=xy$. Bestimmen Sie eine Abbildung $u:\R^2\rar\R$, so daß die Funktion $f(x+iy)\colon=u(x,y)+iv(x,y)$ komplex differenzierbar ist.
Nach den Cauchy-Riemannschen Gleichungen muß gelten: $\pa_xu=\pa_yv=x$ und $\pa_yu=-\pa_xv=-y$, also $u=x^2/2+g(y)$ und $u=-y^2/2+h(x)$, i.e. z.B. $u(x,y)=(x^2-y^2)/2$.
Sei $\O\sbe\C$ ein Gebiet und $f:\O\rar\C$ komplex differenzierbar, so daß $\Im f=0$. Zeigen Sie: $f$ ist konstant.

The Implicit Function Theorem

Seien wiederum $X,Y,Z$ Banachräume über $\bK$, $W$ eine offene Teilmenge von $X\times Y$, $u:W\rar Z$ stetig differenzierbar und $(x_0,y_0)\in W$, so daß $u(x_0,y_0)=0$.
Falls $D_2u(x_0,y_0)$ ein Isomorphismus von $Y$ auf $Z$ ist, so gibt es eine offene Umgebung $U$ von $x_0$ und eine eindeutig bestimmte stetig differenzierbare Abbildung $f:U\rar Y$, so daß für alle $x\in U$: $u(x,f(x))=0$. Ferner gilt: $$ \forall x\in U:\qquad D_2u(x,f(x))\circ Df(x)=-D_1u(x,f(x))~. $$ Proof.
Die letzte Beziehung folgt einfach aus der stetigen Differenzierbarkeit von $f$, der Kettenregel sowie Satz. Für $X=Y=Z=\bK$ bedeutet dies: $$ \pa_2u(x,f(x))f^\prime(x)=-\pa_1u(x,f(x))~. $$ Ein einfaches aber letztlich universelles Beispiel ist $u(x,y)=Ax+By$ mit beschränkten linearen Abbildungen $A\in L(X;Z)$ und $B\in L(Y;Z)$. Durch $u(x,y)=0$ ist genau dann eine wohldefinierte differenzierbare Funktion $f:X\rar Y$ definiert, wenn $B$ ein Isomorphismus ist; es gilt dann $f(x)=-B^{-1}Ax$.
Sei $m,n\in\Z\sm\{0\}$ und für $z,w\in\C$: $u(w,z)=-w^m+z^n$. Dann gibt es für $w_0\neq0$ eine in einer Umgebung von $w_0$ definierte komplex differenzierbare Funktion $f$ mit $f(w)^n=w^m$ und die Ableitung von $f$ im Punkt $w$ ist: $f^\prime(w)=\frac mn w^{m-1}f(w)^{1-n}$.
Zunächst gibt es ein $z_0\in\C\sm\{0\}$, so daß $u(w_0,z_0)=0$; ferner ist $\pa_2u(w_0,z_0)=nz_0^{n-1}\neq0$. Für alle $w$ in einer Umgebung von $w_0$ gilt daher mit $z=f(w)$: $nz^{n-1}f^\prime(w)=mw^{m-1}$, also $$ f^\prime(w) =\frac{mw^{m-1}}{nz^{n-1}} =\frac mn w^{m-1}f(w)^{1-n}~. $$
Sei $F:\C^2\times\C^2\rar\C^2$ die Abbildung $F(x,y,u,v)=(x^2-y^2-u^3+v^2+4,2xy+y^2-2u^2+3v^4+8)$, $F(2,-1,2,1)=0$. Gibt es in einer Umgebung $U$ von $(2,-1)$ definierte Funktionen $f$ und $g$, so daß $f(2,-1)=2$, $g(2,-1)=1$ und für alle $(x,y)\in U$: $F(x,y,f(x,y),g(x,y))=0$?

Inverse function theorem

Ein wichtiger Sonderfall des Satzes über implizite Funktionen ist der Fall $u(x,y)=f(y)-x$:
Seien $X,Y$ Banachräume. Unter einem Diffeomorphismus $f$ einer offenen Teilmenge $U$ von $X$ auf eine offene Teilmenge $V$ von $Y$ verstehen wir eine Bijektion $f:U\rar V$, so daß sowohl $f$ als auch $f^{-1}$ stetig differenzierbar sind. Falls $X$ und $Y$ endlich dimensional sind, dann nennt man $f$ auch eine Koordinatentransformation.
Ist $W\sbe X$ offen, $f:W\rar Y$ stetig differenzierbar und $Df(x_0)$ ein Isomorphismus von $X$ auf $Y$, so existieren offene Umgebungen $U$ bzw. $V$ von $x_0$ bzw. $y_0=f(x_0)$, so daß $f:U\rar V$ ein Diffeomorphismus und $Df^{-1}(f(x))=Df(x)^{-1}$. Man sagt $f$ ist ein lokaler Diffeomorphismus um $x_0$. Proof.
Klarerweise gilt auch die Umkehrung und somit ist eine stetig differenzierbare Bijektion $f:U\rar V$ genau dann ein Diffeomorphismus, wenn $Df(x)$ für alle $x\in U$ ein Isomorphismus ist.
Seien $U=\R^+\times(-\pi,\pi)$, $V=\R^2\sm(\R_0^-\times\{0\})$ und $f:U\rar V$ die Abbildung $$ (r,\theta)\mapsto(r\cos\theta,r\sin\theta)~. $$ Dann ist $f$ ein Diffeomorphismus. Man nennt $(r,\theta)$ Polarkoordinaten. Dieselbe Abbildung $f:(\R\sm\{0\})\times\R\rar\R^2$ ist in allen Punkten ein lokaler Diffeomorphismus.
In welchen Punkten $(u,v,w)\in\C^3$ ist die Abbildung $F:\C^3\rar\C^3$, $$ (u,v,w)\mapsto(u+v+w,(u^2+v^2+w^2)/2,(u^3,v^3,w^3)/3) $$ ein lokaler Diffeomorphismus?
Die Determinante der Jacobi Matrix von $F$ ist $$ \det\left(\begin{array}{ccc} 1&1&1\\ u&v&w\\ u^2&v^2&w^2 \end{array}\right) =(v-u)(w-u)(w-v)~. $$ Somit ist $DF(u,v,w)$ genau dann ein Isomorphismus, wenn $u\neq v,u\neq w$ und $v\neq w$.
Sei $F:\R^+\times\R^+\times(-\pi,\pi)\rar\R^3$, $$ (\z,\eta,\vp)\mapsto (\sqrt{\z\eta}\cos\vp,\sqrt{\z\eta}\sin\vp,(\z-\eta)/2) $$ Bestimmen Sie die Jacobi-Matrix von $F$ sowie deren Determinante und folgern Sie, daß $F$ in allen Punkten ein lokaler Diffeomorphismus ist. Die Koordinaten $(\z,\eta,\vp)$ nennt man parabolischen Koordinaten, cf. e.g. wikipedia.
Es genügt der Nachweis, daß die Determinante der Jacobi Matrix von $F$ in keinem Punkt verschwindet: $$ \det\left(\begin{array}{ccc} \frac12\sqrt{\eta/\z}\cos\vp&\frac12\sqrt{\z/\eta}\cos\vp&-\sqrt{\z\eta}\sin\vp\\ \frac12\sqrt{\eta/\z}\sin\vp&\frac12\sqrt{\z/\eta}\sin\vp&\sqrt{\z\eta}\cos\vp\\ \frac12&-\frac12&0 \end{array}\right) =\tfrac14(\z+\eta)~. $$
Sei $a > 0$. In welchen Punkten $(r,\vp,\theta)\in\R^+\times(-\pi,\pi)\times(-\pi/2,\pi/2)$ ist die Ableitung von $$ F:(r,\vp,\theta)\mapsto ((r^2+a^2)^{1/2}\cos\vp\cos\theta, (r^2+a^2)^{1/2}\sin\vp\cos\theta, r\sin\theta) $$ ein Isomorphismus? Man nennt $(r,\vp,\theta)$ abgeplattete sphärische Koordinaten, cf. e.g. wikipedia.

Integration in Banach Spaces

Sei $X$ ein separabler Banachraum, $a,b\in\cl\R$, $a < b$, $I=(a,b]$ und $f:I\rar X$ eine einfache Funktion, d.h. es existieren endlich viele meßbare, paarweise disjunkte Teilmengen $A_j$ von $I$ und $x_j\in X$, so daß $\l(A_j) < \infty$ und $f=\sum x_jI_{A_j}$. Dann definieren wir: $$ \int_a^b f(t)\,dt\colon=\int_I f\,d\l\colon=\sum_j x_j\l(A_j)~. $$ und $\int_b^af(t)\,dt\colon=-\int_a^b f(t)\,dt$. Nach der Dreiecksungleichung folgt: $$ \Big\Vert\int f\,d\l\Big\Vert\leq\int\norm{f(t)}\,dt~. $$ Sei nun $f:I\rar X$ meßbar (d.h. für alle $x^*\in X^*$ ist die Funktion $t\mapsto x^*(f(t))$ meßbar), dann ist auch $t\mapsto\norm{f(t)}$ meßbar: Sei $x_n$ dicht $E$; wir wählen nach Hahn-Banach $x_n^*\in E^*$, so daß $\norm{x_n^*}=1$ und $\norm{x_n}=x_n^*(x_n)$ - eine solche Folge $x_n^*$ heißt normierend. Es folgt für alle $x\in E$: $\Vert x\Vert=\sup|x_n^*(x)|$ und damit: $$ \norm{f(t)}=\sup_n|x_n^*(f(t))| \quad\mbox{i.e.}\quad t\mapsto\norm{f(t)}\quad \mbox{ist meßbar}~. $$
$f:I\rar X$ ist genau dann meßbar, wenn für alle Borelmengen $A$ in $X$ gilt: $[f\in A]$ ist eine meßbare Teilmenge von $I$. Lösungsvorschlag.
Falls nun weiters $\int_a^b\norm{f(t)}\,dt < \infty$ - eine solche Funktion heißt integrierbar, dann existiert eine Folge einfacher Funktionen $f_n$, so daß $$ \norm{f_n(t)}\leq2\norm{f(t)} \quad\mbox{und}\quad \lim_n\int_a^b\norm{f(t)-f_n(t)}\,dt=0~. $$ Dies ist nicht offensichtlich; wir nehmen das Resultat einfach als gegeben hin! Etwas allgemeiner nennen wir eine Folge einfacher Funktionen $f_n$ eine $f$ determinierende Folge, wenn $$ \lim_n\int_a^b\norm{f(t)-f_n(t)}\,dt=0~. $$ cf. e.g. N. Dunford, J.T. Schwartz: Linear Operators I. Man bestätigt, daß $\int f_n\,d\l$ eine Cauchy Folge ist, die unahängig von der speziellen determinierenden Folge gegen denselben Punkt in $X$ konvergiert und definiert: $$ \int_I f\,d\l \colon=\lim_n\int f_n\,d\l~. $$
$f:I\rar\R$ integrierbar, so gibt es eine Folge einfacher Funktionen $f_n$, so daß $$ |f_n(t)|\leq|f(t)| \quad\mbox{und}\quad \lim_n\int_a^b|f(t)-f_n(t)|\,dt=0~. $$
Für integrierbare Funktionen $f,g$ ist das Integral linear, d.h. $\int f+g\,d\l=\int f\,d\l+\int g\,d\l$ und für alle $a\in\C$: $\int af\,d\l=a\int f\,d\l$. Weiters bestätigt man leicht folgende zwei Eigenschaften: 1. Die Dreiecksungleichung: $$ \Big\Vert\int f\,d\l\Big\Vert \leq\int\norm f\,d\l $$ und 2. für alle $x^*\in E^*$: $$ x^*\Big(\int f(t)\,dt\Big) =\int x^*(f(t))\,dt~. $$ Allgemeiner: Seien $X,Y$ Banachräume, $A:X\rar Y$ ein beschränkter linearer Operator und $f:I\rar X$ integrierbar. Dann ist auch $t\mapsto Af(t)$ integrierbar und es gilt: $$ \int_I Af(t)\,dt =A\int_I f(t)\,dt, $$ denn für jede determinierende Folge $f_n$ für $f$ ist $Af_n$ eine determinierende Folge für $Af$ und aufgrund der Linearität von $A$ gilt: $\int Af_n\,d\l=A(\int f_n\,d\l)$. Schließlich impliziert die Stetigkeit von $A$: $\int Af\,d\l=A(\int f\,d\l)$.
Ist $f:I\rar L(X)$ integrierbar und $A\in L(X)$. Zeigen Sie: $\int_I Af(s)\,ds=A\int_If(s)\,ds$ und $(\int_I f(s)\,ds)A=\int_I f(s)A\,ds$.
Ist $f:I\rar X$ integrierbar, so ist $F(t)\colon=\int_c^t f(s)\,ds$ stetig und für alle $x^*\in X^*$ ist $x^*\circ F$ f.ü. differenzierbar mit der Ableitung $x^*\circ f$. Hinweis: Benutzen Sie Lebesgue's differentiation theorem.
Sei $I=[a,b]$ kompakt und $f:I\rar X$ stetig. Ferner seien $a=t_0^k < t_1^k < \cdots < t_n^k=b$ Partitionen von $I$ mit $\d_k\colon=\sup\{t_{j+1}^k-t_j^k:j=0,\ldots,n-1\}$ und $\lim_k\d_k=0$, so gilt für beliebige $s_j^k\in[t_j^k,t_{j+1}^k]$: $$ \int_a^b f(t)\,dt=\lim_{k\to\infty}\sum f(s_j^k)(t_{j+1}^k-t_j^k) $$ d.h. falls $f$ stetig ist und $[a,b]$ kompakt, dann stimmt $\int_a^b f(t)\,dt$ mit dem Riemann-Integral von $f$ über $[a,b]$ überein. Dies folgt aus der Tatsache, daß $f$ gleichmäßig stetig ist; damit erhalten wir zu jedem $\e > 0$ eine Folge einfacher Funktionen, nämlich für hinreichend große $k$: $$ f_k(x)\colon=\sum f(s_j^k)I_{(t_{j+1}^k-t_j^k]} \quad\mbox{mit}\quad \sup\{\norm{f(t)-f_k(t)}:t\in[a,b]\}\leq\e~. $$ Es folgt nach der Dreiecksungleichung: $\norm{\int f\,d\l-\int f_k\,d\l}\leq\e|b-a|$.

Main theorem of calculus

Zur Berechnung des Integrals $\int f(t)\,dt$ benutzt man wie im skalaren Fall den Hauptsatz: Sei $f:I\rar X$ stetig, $c\in I^\circ$ und für alle $t\in I^\circ$: $F(t)\colon=\int_c^t f(s)\,ds$, so gilt für alle $t\in I^\circ$: $F^\prime(t)=f(t)$. Haben wir umgekehrt eine stetig differenzierbare Funktion $G$, so daß $G^\prime=f$, so gilt $\int_c^tf(s)\,ds=G(t)-G(c)$.
Sei $X$ ein Banachraum und $A:X\rar X$ ein beschränkter linearer Operator. Zeigen Sie: $(\int_0^t e^{-sA}\,ds)A=A\int_0^t e^{-sA}\,ds=1-e^{-tA}\in L(X)$. Falls also $t\mapsto e^{-tA}$ integrierbar ist, dann ist $A$ invertierbar und $A^{-1}=\int_0^t e^{-sA}\,ds$.
Die Ableitung der Funktion $s\mapsto -e^{-sA}$ ist die stetige Funktion $s\mapsto Ae^{-sA}$, denn (nach z.B. Beispiel) $$ \norm{-e^{(s+t)A}+e^{-sA}-tAe^{-sA}} \leq\norm{e^{-sA}}\norm{e^{-tA}-1+tA} =\norm{e^{-sA}}\oh(t)~. $$ Also nach dem Hauptsatz und Beispiel: $A\int_0^t e^{-sA}\,ds=\int_0^t Ae^{-sA}\,ds=1-e^{-tA}$.
Sei $X$ ein Banachraum und $A:X\rar X$ ein beschränkter linearer Operator. Zeigen Sie: $(\int_0^t\sin(tA)\,ds)A=A\int_0^t\sin(tA)\,ds=1-\cos(tA)\in L(X)$.
Aus der Produktregel folgt unmittelbar die partielle Integrationsformel: für alle stetig differenzierbaren $\vp:I\rar\bK$ und alle stetig differenzierbaren $f:I\rar X$: $$ \int_c^t\vp^\prime(s)f(s)\,ds =\vp f|_c^t-\int_c^t\vp(s)f^\prime(s)\,ds \quad\mbox{wobei}\quad \vp f|_c^t\colon=\vp(t)f(t)-\vp(c)f(c)~. $$
Seien $f:\R^+\rar X$ stetig mit der Stammfunktion $F$ und $g:\R^+\rar\R^+$ stetig differenzierbar und monoton fallend. Falls $\norm{F}$ beschränkt durch $C$ ist, dann ist $fg$ integrierbar auf $\R^+$ und es gilt (vgl. Beispiel): $$ \Big\Vert\int_0^\infty f(t)g(t)\,dt\Big\Vert \leq2(g(0)-g(\infty))C~. $$
Sei $X$ ein Banachraum und $A:X\rar X$ ein beschränkter linearer Operator. Berechnen Sie $\int_0^t sA^2e^{sA}\,ds$.
Sei $f:\R_0^+\rar X$ stetig differenzierbar und $A\in L(X)$. Dann ist die Lösung der inhomogenen linearen Differentialgleichung $$ u^\prime(t)=f(t)+Au(t) \quad u(0)=x\in X $$ gegeben durch die Duhamelsche Formel: $$ u(t)=e^{tA}x+\int_0^te^{(t-s)A}f(s)\,ds~. $$

Dominated convergence

Analog zum skalaren Fall sind die Konvergenz f.ü. und die Konvergenz im Maß definiert: $f_n:I\rar X$ konvergiert im Maß gegen $f:I\rar X$, wenn $$ \forall r > 0:\quad \lim_n\l(\norm{f_n-f} > r)=0 $$ und sie konvergiert f.ü, wenn es eine Nullmenge $A$ gibt, so daß für alle $x\notin A$: $\lim_n f_n(x)=f(x)$. Analog zum skalaren Fall zeigt man, daß es zu jeder Folge $f_n$, die im Maß gegen $f$ konvergiert, eine f.ü. gegen $f$ konvergente Teilfolge gibt. Falls $I$ ein endliches Intervall ist, dann konvergiert $f_n$ genau dann f.ü. gegen $f$, wenn für alle $r > 0$: $$ 0=\l(\limsup_n[\norm{f_n-f} > r]) =\lim_n\l\Big(\bigcup_{k\geq n}[\norm{f_k-f} > r]\Big) =\lim_n\l(\sup_{k\geq n}\norm{f_k-f} > r)~. $$ In diesem Fall impliziert die Konvergenz f.ü. also die Konvergenz im Maß.
Zu jeder integrierbaren Funktion $f:I\rar X$ gibt es eine determinierende Folge einfacher Funktionen $f_n$, so daß $\norm{f_n(t)}\leq2\norm{f(t)}$, $f_n$ $\l$-f.ü. gegen $f$ konvergiert und $\lim_n\int_I\norm{f(t)-f_n(t)}\,dt=0$.
1. Geben Sie ein Beispiel einer Folge $f_n:[0,1]\rar\R$, die im Maß aber nicht $\l$-f.ü. konvergiert. 2. Geben Sie ein Beispiel einer Folge $f_n:\R\rar\R$, die $\l$-f.ü. aber nicht im Maß konvergiert.
Sei $f_n:I\rar X$ eine Folge integrierbarer Funktionen, die f.ü. oder im Maß gegen $f$ konvergiert. Falls eine integrierbare Funktion $g$ existiert, so daß für alle $n$: $\norm{f_n(t)}\leq g(t)$, dann ist $f$ integrierbar und es gilt: $$ \lim_n\int f_n(t)\,dt=\int f(t)\,dt~. $$
$\proof$ Da $f_n$ f.ü oder im Maß gegen $f$ konvergiert, gibt es eine Teilfolge $f_{k(n)}$, die f.ü gegen $f$ konvergiert, also gilt f.ü.: $\norm f\leq g$ und $\norm{f-f_n}\leq 2g$. Somit ist $\norm f$ integrierbar und nach der skalaren Version des Satzes von der dominierten Konvergenz folgt: $\int\norm{f-f_n}\,d\l\rar0$. Nach der Dreiecksungleichung erhalten wir schließlich: $$ \norm{\int f\,d\l-\int f_n\,d\l} \leq\int\norm{f-f_n}\,d\l\rar0. $$ $\eofproof$

Closed linear operators

Seien $X,Y$ Banachräume. Eine meßbare Funktion $f=(f_1,f_2):I\rar X\times Y$ ist genau dann integrierbar, wenn $f_1:I\rar X$ und $f_2:I\rar Y$ integrierbar sind; es gilt dann $\int f\,d\l=(\int f_1\,d\l,\int f_2\,d\l)$. Sei nun $D\sbe X$ ein (meist dichter) Unterraum von $X$ und $A:D\rar Y$ ein linearer Operator. $A$ heißt abgeschlossen, wenn $$ \G(A)\colon=\{(x,Ax):x\in D\} $$ abgeschlossen in $X\times Y$ ist - und folglich ist $\G(A)$ ein Banachraum. Das für uns wichtigste Beispiel für abgeschlossene Operatoren sind die Generatoren stetige Kontraktionshalbgruppen - cf.e.g. E.B. Davies, One-Parameter Semigroups.
Sei $A$ eine linearer Operator auf $D\sbe X$. $\cl{\G(A)}$ ist genau dann der Graph eines linearen Operators $\bar A$, wenn für jede Nullfolge $x_n$ in $D$ für die $Ax_n$ konvergiert folgt: $\lim Ax_n=0$ - in diesem Fall nennt man $A$ abschließbar und $\bar A$ den Abschluß von $A$: Sei $(x,y)\in\cl{\G(A)}$, $(x_n,Ax_n)\in D\times Y$ mit $x_n\to x$ und $Ax_n\to y$. Definieren wir $\bar Ax\colon=y$, so ist $\bar A$ nach Voraussetzung wohldefiniert und linear; ferner folgt nach Konstruktion: $\G(\bar A)=\cl{\G(A)}$.
Seien $X,Y$ Banachräume und $f:D(\sbe X)\rar Y$ eine Abbildung. Zeigen Sie: $\cl{\G(f)}$ ist genau dann der Graph einer Abbildung $F:\dom(F)\rar Y$ mit $D\sbe\dom(F)$, wenn aus $a_n\to x$, $b_n\to x$ und $f(a_n)\to y$, $f(b_n)\to z$ folgt: $z=y$. Ist $D$ ein Unterraum und $f$ linear, so ist auch $F$ linear.
Sei $\a=(\a_1,\ldots,\a_n)\in\N_0^n$, dann ist der lineare Operator $\pa^\a\colon=\pa_1^{\a_1}\cdots\pa_n^{\a_n}$ auf $C_c^\infty(\R^n)\sbe L_2(\R^n)\rar L_2(\R^n)$ abschließbar.
Sei $f_n\in C_c^\infty(\R^n)$, $f_n\to 0$ in $L_2(\R^n)$ und $\pa^{\a}f_n\to g$ in $L_2(\R^n)$, es folgt für alle $\vp\in C_c^\infty(\R^n)$: $$ \int g\vp\,d\l =\lim_n\int\pa^\a f_n\vp\,d\l =\lim_n\int f_n(-\pa)^\a\vp\,d\l =0~. $$ Da $C_c^\infty(\R^n)$ dicht in $L_2(\R^n)$ liegt, folgt: $g=0$.
Der lineare Operator $\pa^\a$ ist auf $C_c^\infty(\R^n)\sbe H^s(\R^n)\rar H^s(\R^n)$ abschließbar.
Diese Beispiele lassen sich leicht verallgemeinern:
Sei $E$ ein Hilbertraum, $D\sbe E$ dicht und $A:D(\sbe E)\rar E$ ein linearer Operator, so daß für alle $x,y\in D$ gilt: $|\la Ax,y\ra|=|\la x,Ay\ra|$. Dann ist $A$ abschließbar. Z.B. sind alle symmetrischen bzw. schiefsymmetrischen linearen Operatoren abschließbar und ihre Abschlüsse sind symmetrisch bzw. schiefsymmetrisch.
Aus $x_n\in D$, $x_n\to0$ und $Ax_n\to y$ folgt für alle $z\in D$: $|\la Ax_n,z\ra|=|\la x_n,Az\ra|\to0$ und damit $|\la y,z\ra|=0$; da $D$ dicht liegt, bedeutet dies: $y=0$.
Sei $A:C_c^\infty(\R^n)\rar L_2(\R^n)^n$ der lineare Operator $f\mapsto(\pa_1f,\ldots,\pa_nf)$. Zeigen Sie: $\dom(\bar A)=H^1(\R^n)$.
Sei $A:C_c^\infty(\R)\rar L_2(\R)$ der lineare Operator $f\mapsto f(0)$ - jede Funktion $f$ wir auf die konstante Funktion $x\mapsto f(0)$ abgebildet. Zeigen Sie, daß $A$ nicht abschließbar ist.
Nun zum wesentlichsten Resultat dieses Unterabschnitts:
Sei $A:D(\sbe X)\rar Y$ ein abgeschlossener linearer Operator und $f:I\rar D$, so daß sowohl $f$ als auch $Af$ integrierbar sind, dann gilt: $$ \int_I Af\,d\l=A\Big(\int_I f\,d\l\Big)~. $$
$\proof$ Nach Voraussetzung ist $t\mapsto(f(t),Af(t))$ integrierbar und daher folgt: $(\int f\,d\l,\int Af\,d\l)=\int(f,Af)\,d\l$. Da $\G(A)$ ein Banachraum ist liegt $\int(f,Af)\,d\l$ in $\G(A)$, also liegt $x\colon=\int f\,d\l$ in $D$ und es gilt: $Ax=\int Af\,d\l$. $\eofproof$

Integration in $C(K)$

Sei $K$ kompakt und $f:I\rar C(K)$ integierbar. Da für alle $x\in K$ das lineare Funktional $f\mapsto f(x)$ - die Evaluation - stetig ist, folgt: $$ \Big(\int f(t)\,dt\Big)(x)=\int f(t)(x)\,dt~. $$
Sei $f:[0,1]\rar X$ die Funktion $f(t)(x)=x^t$. Berechnen Sie $\int_0^1 f(t)\,dt$ für $X=C[0,1]$ bzw. $X=L_p[0,1]$.
Da die Abbildung $f\mapsto f(x)$ ein stetiges lineares Funktional auf $C[0,1]$ ist, folgt für $x\in(0,1)$: $$ \Big(\int_0^1 f(t)\,dt\Big)(x) =\int_0^1 f(t)(x)\,dt =\int_0^1 x^t\,dt =\frac{x-1}{\log x}~. $$ Somit ist $\int f(t)\,dt$ die stetige Funktion $h:x\mapsto(x-1)/\log(x)$.
2. Die kanonische Injektion $J_p:C[0,1]\rar L_p[0,1]$ ist eine stetige lineare Abbildung, also folgt für alle $1\leq p\leq\infty$: $\int f(t)\,dt=h$.

Integration in $L_1(\mu)$

Falls $X=L_1(\mu)=L_1(\O,\F,\mu)$, dann ist die Evaluation nicht wohldefiniert, denn zwei integrierbare Funktionen $f$ und $g$, die bloß $\mu$-f.ü übereinstimmen sind ein und dieselbe Funktion in $L_1(\mu)$! Für unsere Zwecke reicht folgende Methode zur Berechnung des Integrals $\int f(t)\,dt$:
Sei $F:I\times\O\rar\C$ in $L_1(\l\otimes\mu)$, dann ist $f(t)(\o)\colon=F(t,\o)$ eine integrierbare Funktion mit Werten in $L_1(\mu)$ und es gilt für $\mu$ fast alle $\o\in\O$: $$ \Big(\int f(t)\,dt\Big)(\o)=\int F(t,\o)\,dt: $$
$\proof$ Zunächst ist $f:I\rar L_1(\mu)$ meßbar, denn für alle $H\in L_\infty(\mu)=L_1(\mu)^*$ ist $t\mapsto\int F(t,\o)H(\o)\,\mu(d\o)$ nach Fubini Lebesgue-meßbar und wegen $\int\norm{f(t)}\,dt=\iint|F(t,\o)|\,\mu(d\o)\,dt < \infty$ wiederum nach Fubini integrierbar; für alle $H\in L_\infty(\mu)$ gilt daher: $$ \int\Big(\int f(t)\,dt\Big)H\,d\mu =\int\int f(t)H\,d\mu\,dt =\int\int F(t,\o)H(\o)\,\mu(d\o)\,dt~. $$ Wiederum nach Fubini stimmt dies aber mit $\iint F(t,\o)\,dt H(\o)\,\mu(d\o)$ überein, also gilt für $\mu$ fast alle $\o$: $\int F(t,\o)\,dt=(\int f(t)\,dt)(\o)$. $\eofproof$
Sei $(\O,\P)$ ein Wahrscheinlichkeitsraum, $X$ eine nicht negative, integrierbare Zufallsvariable und $F:[0,1]\times\O\rar\R_0^+$ die Funktion $F(t,\o)=X(\o)^t$. Dann gilt $\P$-f.s.: $$ \int_0^1 X^t\,dt=\frac{X-1}{\log X}~. $$
Da $X\geq0$ folgt nach Fubini sowie der Jensen Ungleichung: $$ \int F\,d\l\otimes\P =\int_0^1\E X^t\,dt \leq\int_0^1(\E X)^t\,dt =\frac{\E X-1}{\log\E X} < \infty~. $$ Daher gilt für $\P$-fast alle $\o\in\O$: $$ \Big(\int_0^1 X^t\,dt\Big)(\o) =\int_0^1X(\o)^t\,dt =\frac{X(\o)-1}{\log X(\o)}~. $$
Sei $E$ ein Hilbertraum, $f:\R\rar E$ meßbar und $e_n$ eine ONB von $E$. Zeigen Sie: $f$ ist genau dann integrierbar, wenn $\int(\sum_n|\la f(t),e_n\ra|^2\,dt)^{1/2} < \infty$. Es gilt dann $$ \int_\R f(t)\,dt=\sum_n\Big(\int_\R\la f(t),e_n\ra\,dt\Big)e_n $$ Folgern Sie: $$ \Big(\sum_n\Big|\int_\R\la f(t),e_n\ra\,dt\Big|^2\Big)^{1/2} \leq\int\Big(\sum_n|\la f(t),e_n\ra|^2\Big)^{1/2}\,dt $$
Sei $f\in L_1(\R)$ und $R_yf(x)\colon=f(y+x)$. Berechnen Sie $\int_0^\infty R_yf e^{-y}\,dy$ für $f(x)=e^{-|x|}$. Lösungsvorschlag.
Sei $f:\R\rar X$ integrierbar. Falls für alle $y\in\R$: $\int f(t)e^{-iyt}\,dt=0$, dann gilt $f=0$.
Wähle eine normierende Folge $x_n^*\in X^*$, i.e. $\tnorm{x_n^*}=1$ und für alle $x\in X$: $\Vert x\Vert=\sup_n|x_n^*(x)|$. Dann ist $\norm{f(t)}=\sup_n\{|x_n^*\circ f(t)|\}$ und die Fourier-Transformierte der integrierbaren Funktionen $f_n\colon=x_n^*\circ f$ verschwindet, i.e. $f_n=0$ f.ü. (cf. e.g. Lemma)und damit $\norm f=\sup_n|f_n|=0$ f.ü, also $f=0$ f.ü.
Sei $f:\R^+\rar X$ integrierbar. Falls für alle $y\in\R^+$: $\int f(t)e^{-yt}\,dt=0$, dann gilt $f=0$.

What's the use of integration in Banach spaces

Cf. e.g.
Abschnitt oder Abschnitt!

Higher Derivatives

Ist $f^\prime:U(\sbe\bK)\rar Y$ differenzierbar, so bezeichnen wir ihre Ableitung mit $f^\dprime:U\rar Y$. Höhere Ableitungen bezeichnet man i.A. mit $f^{(n)}$ und nennt sie die $n$-te Ableitung von $f$.
Sei $U\sbe\bK$ offen und $f:U\rar Y$ $n$-mal stetig differenzierbar. Liegt die Strecke $[x,x+y]$ in $U$, so gilt: $$ f(x+y)=\sum_{k=0}^{n-1}\frac1{k!}f^{(k)}(x)y^k +\int_0^1\frac{(1-t)^{n-1}}{(n-1)!}f^{(n)}(x+ty)y^n\,dt~. $$
$\proof$ Dies folgt mittels Induktion (nach $n$), denn mit $g(t)\colon=f(x+ty)$ ist: $g^{(n)}(t)=f^{(n)}(x+ty)y^n$. Für $n=1$ folgt die Aussage aus dem Hauptsatz (cf. Unterabschnitt); der Induktionsschritt folgt nach partieller Integration: $$ \int_0^1\frac{(1-t)^{n-1}}{(n-1)!}g^{(n)}(t)\,dt =\frac{g^{(n)}(0)}{n!}+ \int_0^1\frac{(1-t)^n}{n!}g^{(n+1)}(t)\,dt~. $$ $\eofproof$
Sei $A\in L(X)$. Zeigen Sie für alle $x\in X$: $$ e^{tA}x-\sum_{k=0}^n\frac{t^k}{k!}A^kx=\int_0^t\frac{(t-s)^n}{n!}e^{sA}A^{n+1}x\,ds~. $$ 2. Falls für alle $t > 0$: $\norm{e^{tA}}\leq1$, dann gilt für alle $x\in X$: $\norm{Ax}^2\leq4\Vert x\Vert\Vert A^2x\Vert$. Hinweis: Setzen Sie in der obigen Beziehung $n=1$ und wählen Sie ein optimales $t > 0$.
Sei $I=[0,1]$, $C(I)$ der Raum der stetigen Funktionen auf $I$ mit der Norm $\norm f\colon=\sup\{|f(x)|:x\in I\}$. Weiters sei $\vp(x)=x^+\colon=\max\{x,0\}$ und für $y\in I$: $L_x\vp(y)\colon=\vp(y-x)$ die Translationen von $\vp$. Dann ist der von der konstanten Funktion $1$ und den Funktionen $L_x\vp$, $x\in I$, aufgespannte Unterraum $E$ von $C(I)$ dicht in $C(I)$. Lösungsvorschlag.

Parametric Integrals

Parameterintegral stellen ein wesentliches Hilfsmittel dar neue Funktionen zu definieren. Sei $U$ ein metrischer Raum und $f:U\times I\rar Y$ eine Abbildung in einen separablen Banachraum $Y$ mit folgenden Eigenschaften: Dann ist die durch das Parameterintegral \begin{equation}\label{paineq1}\tag{PIN1} F(x)\colon=\int_I f(x,t)\,dt \end{equation} definierte Funktion $F:U\rar Y$ nach dem Satz von der dominierte Konvergenz stetig. Die zweite Forderung ist etwas stärker als die notwendige Bedingung, daß nämlich für alle $x\in U$ die Funktion $t\mapsto\norm{f(x,t)}$ integrierbar ist.
Sei nun weiters $U$ eine offene Teilmenge von $\bK$, so daß $f_t$ für alle $t\in I$ differenzierbar ist und zu jedem $x\in U$ ein $r > 0$ existiere, so daß $$ g(t)\colon=\sup\{\norm{\pa_1 f(y,t)}:y\in B_r(x)\} $$ integrierbar ist. Dann ist $F$ differenzierbar und es gilt: \begin{equation} F^\prime(x)=\int_I\pa_1f(x,t)\,dt~. \end{equation} Auch hier ist diese Voraussetzung etwas stärker als die notwendige Bedingung, daß nämlich für alle $x\in U$ die Funktion $t\mapsto\norm{\pa_xf(x,t)}$ integrierbar ist.
Zum Beweis bemerken wir, daß für jede Nullfolge $y_n\neq0$ in $\bK$ mit $x+y_n\in U$: $$ \frac{F(x+y_n)-F(x)}{y_n} =\int\frac{f(x+y_n,t)-f(x,t)}{y_n}\,dt~. $$ Da nach dem Mittelwertsatz für hinreichend große $n$: $$ \Big\Vert\frac{f(x+y_n,t)-f(x,t)}{y_n}\Big\Vert\leq g(t), $$ folgt die Behauptung aber unmittelbar aus dem Satz von der dominierte Konvergenz. Für allgemeinere Aussagen cf. e.g. wikipedia.
Sei $f:\R^+\times(0,\pi/2]\rar\R$ die Abbildung $(x,t)\mapsto\sin^xt$ und $F(x)\colon=\int_0^{\pi/2}f(x,t)\,dt$. Dann ist $F$ differenzierbar und $F^\prime(x)=\int_0^{\pi/2}\log(\sin t)\sin^xt\,dt$.
Da $|\pa_xf(x,t)|=|\log(\sin t)\sin^xt|\leq|\log(2t/\pi)|$ und $t\mapsto|\log(2t/\pi)|$ auf $(0,\pi/2)$ integrierbar ist, folgt die Behauptung.
Zeigen Sie mittels Differentiation: für alle $x > 0$: $$ \int_0^\infty e^{-tx}\frac{\sin(t)}t\,dt =\tfrac12\pi-\arctan(x)~. $$
Sei $F:\R^+\times\R\rar\R$ die Funktion $$ F(x,y)=\int_0^\infty e^{-xt^2}\cos(yt)\,dt~. $$ Zeigen Sie mittels partieller Integration: $\pa_yF=-yF(x,y)/2x$; folgern Sie: $F(x,y)=e^{-y^2/x}F(x,0)=e^{-y^2/x}/\sqrt{2\pi x}$.
Sei $f(x,y,t)=e^{-xt^2}\cos(yt)$, dann folgt: $\pa_yf=-te^{-xt^2}\sin(yt)$ und $|f|\leq e^{-xt^2}$ bzw. $|\pa_yf|\leq|t|e^{-xt^2}$, also ist $y\mapsto F(x,y)$ differenzierbar mit der Ableitung \begin{eqnarray*} \pa_yF(x,y) &=&\frac{1}{2x}\int_0^\infty(-2tx)e^{-xt^2}\sin(yt)\,dt\\ &=&\frac{1}{2x}\Big(e^{-xt^2}\sin(yt)\Big|_0^\infty -y\int_0^\infty e^{-xt^2}\cos(yt)\,dt\Big) =-\frac{y}{2x}F(x,y)~. \end{eqnarray*}
Sei $G:\R^+\times\R\rar\R$ die Funktion $$ G(x,y)=\int_0^\infty e^{-xt^2}\sin(yt)\,dt~. $$ Zeigen Sie: $\pa_yG=(1-yG(x,y))/2x$.
Sei $F:\R\rar\R$ die Funktion $$ F(x)\colon=\int_0^\infty e^{-t^2-x^2/t^2}\,dt~. $$ Zeigen Sie mittels der Substitutionsregel ($t\to x/t$): $F^\prime(x)=-2F(x)$ und damit: $F(x)=\sqrt\pi\,e^{-2x}/2$. Lösungsvorschlag.
Sei $F:\R\rar\R$ die Funktion $$ F(x)=\int_0^1\frac{\arctan(tx)}{t\sqrt{1-t^2}}\,dt~. $$ Zeigen Sie $F^\prime(x)=\pi(1+x^2)^{-1/2}/2$ und bestimmen Sie $F$.
Berechnen Sie die Ableitung der Funktion $F:\R\rar\R$, $$ F(x)=\int_0^\infty\frac{\sin(tx)}{1+t^2}\,dt~. $$ Achtung: die Funktion $t\mapsto t\cos(tx)(1+t^2)^{-1}$ ist nicht integrierbar. Lösungsvorschlag.
Berechnen Sie die Ableitung der Funktion $F:\R\rar\R$, $$ F(x)=\int_0^\infty\frac{\cos(tx)}{1+t^2}\,dt~. $$
Sei $x > 0$; die Limiten $$ F(x)=\lim_{n\to\infty}\int_0^n\sin(t^2)\cos(tx)\,dt \quad\mbox{und}\quad G(x)\colon=\lim_{n\to\infty}\int_0^n\cos(t^2)\cos(tx)\,dt $$ existieren - cf. Beispiel. Zeigen Sie mittels partieller Integration, daß der Limes $$ \lim_{n\to\infty}\int_0^n t\sin(t^2)\sin(tx)\,dt $$ jedoch nicht existiert.
Sei $f:\R\rar\R_0^+$ integrierbar und glatt. Zeigen Sie: $f$ muß nicht notwendig in $C_0(\R)$ liegen. Falls jedoch die Limiten $\lim_{t\to+\infty}f(t)$ und $\lim_{t\to-\infty}f(t)$ existieren, dann müssen beide verschwinden.
Feynman's Trick: Parameterintegrale sind u.A. ein höchst nützliches Instrument zur Berechnung bestimmter Integrale: zur Bestimmung von $I\colon=\int_0^\infty e^{-t^p}/(1+t^p)\,dt$ betrachtet man z.B. das Parameterintegral $$ F(x)\colon=\int_0^\infty\frac{e^{-x(1+t^p)}}{1+t^p}\,dt; $$ es folgt (cf. Beispiel): $$ F^\prime(x)=-e^{-x}\int_0^\infty e^{-xt^p}\,dt=-\G(1+\tfrac1p)e^{-x}x^{-1/p} $$ und mit $1/q+1/p=1$ wegen $F(\infty)=0$: $$ I=e(F(1)-F(\infty)) =e\G(1+\tfrac1p)\int_1^\infty e^{-x}x^{-1/p}\,dx =eq\G(1+\tfrac1p)\int_1^\infty e^{-x^q}\,dx~. $$ Es gibt jedoch keine allgemeine Vorschrift aus einem bestimmten Integral ein Parameterintegral hervorzubringen - man muß es einfach versuchen. Eine überaus hilfreiche Quelle ist z.B. Feynman's Trick mit einer Vielzahl von Beispielen.

Analytic Functions

General stuff

Sei $\O$ eine offene Teilmenge von $\bK$ und $X$ ein Banachraum über $\bK$. Eine Abbildung $f:\O\rar X$ heißt analytisch
auf $\O$, wenn zu jedem $z_0\in\O$ ein $r > 0$ sowie eine Folge $a_k\in X$ existieren, so daß für alle $z\in B_r(z_0)$: $$ f(z)=\sum_{k=0}^\infty a_k(z-z_0)^k~. $$ Die Zahl $R\in[0,\infty]$, \begin{equation}\label{afueq1}\tag{AFU1} R\colon=\frac1{\limsup_k\norm{a_k}^{1/k}} \end{equation} nennt man den Konvergenzradius der Potenzreihe, diese konvergiert auf $B_R(z_0)$ kompakt d.h. die Reihe konvergiert auf jeder kompakten Teilmenge $K$ von $B_R(z_0)$ gleichmäßig; weiters konvergiert sie für alle $z\in B_R(z_0)$ absolut, d.h. für alle $z\in B_r(z_0)$ gilt: $\sum\norm{a_k}|z-z_0|^k < \infty$. Unter einer ganzen Funktion versteht man eine auf $\bK$ durch eine Potenzreihe mit dem Konvergenzradius $+\infty$ definierte Funktion. Nach z.B. Proposition oder Beispiel erhalten wir:
Ist $f:\O(\sbe\bK)\rar X$ analytisch, so ist auch $f^\prime:\O\rar X$ analytisch und die Potenzreihe von $f^\prime$ im jedem Punkt $z\in\O$ besitzt denselben Konvergenzradius wie die Potenzreihe von $f$ im Punkt $z$.
Eine durch eine Potenzreihe definierte Funktion ist im Inneren ihres Konvergenzbereichs analytisch - dies ist nicht ganz offensichtlich!? Sei $f(z)=\sum_{k=0}^\infty a_kz^k$ eine Potenzreihe mit dem Konvergenzradius $R$ und $|w| < R$, so erhalten wir nach Fubini für $|z-w| < R-|w|$: \begin{eqnarray*} f(z)&=&f(z-w+w) =\sum_{k=0}^\infty a_k(z-w+w)^k =\sum_{k=0}^\infty a_k\sum_{j=0}^k(z-w)^j{k\choose j}w^{k-j}\\ &=&\sum_{j=0}^\infty\Big(\sum_{m=0}^\infty a_{m+j}{j+m\choose j}w^m\Big)(z-w)^j \end{eqnarray*} i.e. $f$ ist analytisch.
Bestimmen Sie die Konvergenzradien folgender Reihen: $\sum_{k=1}^\infty z^k/k$, $\sum_{k=1}^\infty kz^k$, $\sum_{k=1}^\infty k^2z^k$? 2. Bestimmen Sie die Menge alle Punkte $z\in\C$, für die die einzelnen Reihen punktweise konvergieren.
Angenommen der Konvergenzradius der Potenzreihe $\sum a_kz^k$ sei $R$. Bestimmen Sie den Konvergenzradius der Potenzreihen $$ \sum a_k z^{2k},\quad \sum a_k^2z^k,\quad \sum a_k^2z^{2k},\quad \sum k^na_kz^k~. $$
Sei $z_k\colon=(-1)^k(2^{-k}+i)/k$, dann ist $\Re z_k > 0$ und die Reihen $\sum z_k$ und $\sum z_k^2$ konvergieren aber $\sum z_k$ konvergiert nicht absolut.
Zeigen Sie, daß die Reihe $\sum_{k=1}^\infty1/(z^{2^k}-z^{-2^k})$ auf $\O\colon=[|z| < 1]\cup[|z| > 1]$ kompakt konvergent.
Seien $z_0,w\in\C\sm\{0\}$ und $z_{k+1}=\frac12(z_k+w/z_k)$. 1. Konvergiert die Folge $z_k$ gegen $a$, so gilt: $a^2=w$. 2. Sei $a^2=w$; falls $|z_0-a| < |z_0+a|$, dann konvergiert $z_k$ gegen $a$; falls $|z_0-a| > |z_0+a|$, dann konvergiert $z_k$ gegen $-a$; 3. Falls $|z_0-a|=|z_0+a|$, dann divergiert $z_k$. Lösungsvorschlag.
Sei $\sum a_kz^k$ eine Potenzreihen mit dem Konvergenzradius $1$. Ist $z\in D\colon=[|z| < 1]$ und $f(z)=\sum a_kz^k$, so gilt: $$ \forall 0\leq r < 1:\quad \int_{-\pi}^\pi|f(re^{it})|^2\,dt =2\pi\sum_{k=0}^\infty|a_k|^2r^{2k} \quad\mbox{und}\quad \int_D|f(z)|^2\,\l(dz) =\pi\sum_{k=0}^\infty\frac{|a_k|^2}{k+1}~. $$
Durch die Potenzreihe $\sum_{n=1}^\infty z^n/n^2$ ist eine auf $|z| < 2/3$ injektive Funktion definiert.
Unter welchen Bedingungen ist eine beliebig oft differenzierbare Funktion $f:\O\rar X$ analytisch? Angenommen es gibt zu jedem $z\in\O$ ein $r > 0$ und Konstanten $K,C < \infty$, so daß \begin{equation}\label{afueq2}\tag{AFU2} \forall n\in\N:\qquad \sup_{w\in B_r(z)}\norm{f^{(n)}(w)}\leq KC^nn!, \end{equation} dann besitzt die Taylor-Reihe von $f$ um $z$ nach \eqref{afueq1} mindestens den Konvergenzradius $1/C$ und nach der Taylor-Formel folgt für alle $|y| < \min\{1/C,r\}$: $$ \limsup_n\Big\Vert\int_0^1\frac{(1-t)^{n-1}}{(n-1)!}f^{(n)}(z+ty)y^n\,dt\Big\Vert \leq\limsup_n\int_0^1n(1-t)^{n-1}K(C|y|)^n\,dt =\limsup_nK(C|y|)^n=0~. $$ Somit erhalten wir für alle $w\in\O$ mit $|w-z| < \min\{1/C,r\}$: $$ f(w)=\sum_{n=0}^\infty\frac{f^{(n)}(z)}{n!}(w-z)^n~. $$ Umgekehrt werden wir sehen, daß die obige Bedingung \eqref{afueq2} für die Analytizität i.W. auch notwendig ist (cf. Satz).

Achtung: Falls anstelle der Bedingung \eqref{afueq2} bloß $\norm{f^{(n)}(z)}\leq KC^nn!$ gilt, dann beträgt der Konvergenzradius der Taylor-Reihe von $f$ um $z$ zwar wiederum mindestens $1/C$, aber die durch diese Reihe definierte Funktion muß selbst auf belibig kleinen Umgebungen $U$ von $z$ mit $f$ nicht übereinstimmen; ferner braucht $f$ auf $U$ nicht analytisch zu sein:

Sei $f:\R\rar\R$: für $x > 0$: $f(x)=e^{-1/x}$ und für $x\leq0$: $f(x)=0$. $f$ ist glatt und für alle $n\in\N$ gilt: $f^{(n)}(0)=0$.

Seien $f(x)=\sum a_k z^k$, $a_k\in X$, eine Potenzreihe mit dem Konvergenzradius $R_1$ und $g(z)=\sum_{k=0}^\infty\l_kz^k$, $\l_k\in\bK$, eine weitere Potenzreihe mit dem Konvergenzradius $R_2$. Dann folgt wiederum nach Fubini für alle $|z|\leq R_1\wedge R_2$: \begin{equation}\label{afueq3}\tag{AFU3} g(z)f(z) =\sum_{j=0}^\infty\l_jz^j\sum_{k=0}^\infty a_kz^k =\sum_{j,k=0}^\infty \l_ja_k z^{j+k} =\sum_{k=0}^\infty\Big(\sum_{j=0}^k\l_ja_{k-j}\Big)z^k~. \end{equation} Man nennt dies das Cauchy-Produkt
der beiden Reihen.
Entwickeln Sie mithilfe des Cauchy-Produkts die Funktion $f(z)=z^2/((z+i)(z-i)^2)$ in eine Potenzreihe um $0$.
Sind $U,V$ offene Teilmengen von $\bK$, $g:V\rar X$ und $f:U\rar\bK$ analytisch mit $f(U)\sbe V$, so ist $g\circ f:U\rar X$ analytisch - der Beweis ist an dieser Stelle zwar einfach aber aufwendig, da man entweder alle Ableitungen von $g\circ f$ bestimmen oder eine Potenzreihe in eine Potenzreihe einsetzen muß (cf. e.g. wikipedia). Zieht man jedoch den Satz von Cauchy-Goursat heran, so muß man zumindest im komplexen Fall gar nichts mehr zeigen! Ähnlich verhält es sich mit dem Satz über implizite bzw. inverse Funktionen: er gilt auch für analytische Funktionen, d.h. z.B. für eine analytische Funktion $f:\O\rar\bK$ mit $f(z_0)=w_0$ und $f^\prime(z_0)\neq0$ ist $f^{-1}$ in einer Umgebung $V$ von $w_0$ analytisch. Wir benötigen dies im Beweis zu Proposition!
Seien $E\sbe\O$ Teilmengen eines metrischen Raumes $(X,d)$. Wir nennen $E$ isoliert in $\O$, wenn zu jedem $y\in\O$ ein $r > 0$ existiert, so daß $E\cap B_r(y)$ endlich ist. Falls $\O=X$, so nennen wir $E$ eine isolierte Teilmenge von $X$; falls $\O=E$, so nennen wir $E$ eine diskrete Teilmenge von $X$.
Eine isolierte Teilmenge $E$ eines metrischen Raumes $X$ ist stets abgeschlossen, denn wenn $y\notin E$ und $B_r(y)\cap E$ endlich ist, dann gibt es ein $\d < r$, so daß $B_\d(y)\cap E=\emptyset$. Eine diskrete Teilmenge muß jedoch nicht abgeschlossen sein, z.B. ist die Menge $E\colon=\{1/n:n\in\N\}$ eine diskrete Teilmenge von $\R$, sie ist aber nicht abgeschlossen. Eine abgeschlossene und diskrete Teilmenge $E$ eines metrischen Raumes $X$ muß hingegen isoliert sein: falls $E$ nicht isoliert in $X$ ist, so gibt es einen Punkt $x\in X$, so daß für alle $r > 0$ die Menge $B_r(x)\cap E$ unendlich viele Punkte enthält; einen solchen Punkt $x$ nennt man einen Häufungspunkt von $E$ und dieser muß in $\cl E$ liegen; da $E$ abgeschlossen ist, folgt: $x\in E$.
Sei $f(z)\colon=\sum_{k=1}^{\infty}a_kz^k$ eine Potenzreihe mit dem Konvergenzradius $R > 0$. Falls $f$ nicht identisch verschwindet, dann gibt es ein $r > 0$, so daß für alle $z\in B_r(0)\sm\{0\}$: $f(z)\neq0$.
$\proof$ Sei $n\colon=\inf\{k:a_k\neq0\}$, dann folgt nach der Dreiecksungleichung: $$ \norm{f(z)}\geq|z|^n\Big(\norm{a_n}-\sum_{k=1}^\infty\norm{a_{n+k}}|z|^k\Big)~. $$ Wählen wir also $r > 0$, so daß $\sum_{k=1}^\infty\norm{a_{n+k}}r^k < \norm{a_n}/2$, dann gilt für alle $z\in B_r(0)$: $\norm{f(z)}\geq\norm{a_n}|z|^n/2$. $\eofproof$

Identity theorem

Sei $\O$ ein Gebiet in $\bK$, $f:\O\rar X$ eine analytische Funktion und $N$ die Menge der Nullstellen von $f$. Falls $N$ einen Häufungspunkt $z\in\O$ besitzt, dann gibt es nach
Lemma ein $r > 0$, so daß $f|B_r(z)=0$. Sei nun $$ A\colon=\{z\in\O:\mbox{ es gibt ein $r > 0$, so daß $f|B_r(z)=0$}\}, $$ dann ist $A$ nach Definition offen in $\O$. Für $z_0\notin A$ gibt es andererseits nach Lemma ein $r > 0$, so daß für alle $z\in B_r(z_0)\sm\{z_0\}$: $f(z)\neq0$, i.e. $z\notin A$ und daher: $B_r(z_0)\sbe A^c$, i.e. $A^c$ ist offen. Da $\O$ zusammenhängend ist und $A\neq\emptyset$, folgt: $A=\O$ und damit $f=0$. Anders ausgedrückt: besitzt die Menge der Nullstellen einer analytischen Funktion $f:\O\rar X$ einen Häufungspunkt $z_0$ in dem Gebiet $\O$, so verschwindet die Funktion identisch auf $\O$. Damit folgt aber auch der Identitätssatz für analytische Funktionen:
Zwei analytische Funktionen $f,g:\O\rar X$ auf einem Gebiet $\O$ stimmen genau dann übereinstimmen, wenn die Menge $\{z\in\O:f(z)=g(z)\}$ einen Häufungspunkt in $\O$ besitzt.
Angenommen $f:\O\rar X$ sei analytisch, $z_0\in\O$ und die Taylor-Reihe $\sum a_k(z-z_0)^k$ von $f$ im Punkt $z_0$ besitze den Konvergenzradius $R$. Falls $B_R(z_0)$ über das Gebiet $\O$ hinausreicht und $\O\cap B_R(z_0)$ zusammenhängend ist, dann besitzt $f$ eine sogenannte analytische Fortsetzung $\wt f$ auf $\O\cup B_R(z_0)$: $$ \wt f(z)=\left\{\begin{array}{cl} f(z)&\mbox{falls $z\in\O$}\\ \sum a_k(z-z_0)^k&\mbox{falls $z\in B_R(z_0)$} \end{array}\right. $$ Auf $\O\cap B_R(z_0)$ gilt nämlich nach dem Identitätssatz: $f(z)=\sum a_k(z-z_0)^k$ und somit ist $\wt f$ wohldefiniert!
Sei $u:\R^+\rar X$ eine glatte Funktion und $C > 1$. Falls für alle $t > 0$ und alle $n\in\N_0$: $$ \tnorm{u^{(n)}(t)}\leq(C/t)^nn! $$ dann gibt es eine auf $\O\colon=[|\Im z| < |z|/C]$ analytische Funktion $f:\O\rar X$, mit $f|\R^+=u$. Hinweis: Die Taylor-Reihe von $u$ im Punkt $t\in\R^+$ definiert eine analytische Funktion $f_t$ auf der Kreisscheibe um $t$ mit dem Radius $t/C$ und $f_t$ und $f_s$ stimmen auf $B(t,t/C)\cap B(s,s/C)$ überein; ferner ist $\bigcup_{t > 0} B(t,t/C)=\O$. Lösungsvorschlag.
Sei $\O\sbe\C$ ein Gebiet, $A$ eine überabzählbare Teilmenge von $\O$ und $f:\O\rar X$ analytisch. Falls für alle $z\in A$: $f(z)=0$, dann gilt: $f=0$.
$\proof$ Sei $K_n$ ein Folge kompakter Teilmengen von $\O$ mit $\bigcup K_n=\O$, dann ist mindestens eine der Mengen, etwa $K_n\cap A$, überabzählbar und besitzt folglich einen Häufungspunkt, der in $K_n$ und damit in $\O$ liegt. $\eofproof$
Die folgende Proposition ist eine typische funktionalanalytische Anwendung des
Identitätssatzes: Ist $u$ analytisch auf dem Gebiet $\O$ und existiert ein Punkt $z_0\in\O$, so daß für alle $n\in\N_0$: $f^{(n)}(z_0)=0$, so folgt: $f=0$, denn $f$ und die Nullfunktion stimmen in einer Umgebung von $z_0$ überein und nach dem Identitätssatz für analytische Funktionen folgt: $f(z)=0$ für alle $z\in\O$. Aus der Funktionalanalysis benötigen wir drei Resultate:
  1. den Satz von Hahn-Banach in folgender Form: zu jedem Unterraum $E$ eines Banachraumes $X$ mit $\cl E\neq X$ gibt es ein stetiges lineares Funktional $x^*$ mit $\norm{x^*}=1$, so daß $x^*|E=0$.
  2. Zu jedem stetigen linearen Funktional $x^*$ auf $L_p(\mu)$, $1\leq p < \infty$, gibt es genau eine Funktion $g\in L_q(\mu)$ mit $(1/p+1/q=1)$, so daß für alle $f\in L_p(\mu)$: $$ x^*(f)=\int fg\,d\mu~. $$
  3. Für jedes endliche signierte oder komplexe Maß $\nu$ auf $\R$, dessen Fourier-Transformierte (i.e. charakteristische Funktion) verschwindet, gilt: $\nu=0$ (cf. Lemma).
Sei $\mu$ ein endliches Maß auf $\R$ und $\d > 0$, so daß für alle $|y|\leq\d$: $\int e^{xy}\mu(dx) < \infty$. Dann existiert eine Konstante $c$, so daß für alle $s\geq1$: $$ \Big(\int|x|^{s}\mu(dx)\Big)^{1/s}\leq cs~. $$ 2. Für alle $p\in[1,\infty)$ bilden die Polynome einen dichten Unterraum von $L_p(\mu)$ -vgl. Beispiel.
$\proof$ Sei o.B.d.A. $\mu(\R)=1$. Nach Voraussetzung ist für alle $|y|\leq\d$: $L(y)\colon=\int\cosh(yx)\mu(dx) < \infty$, also wegen $(x\d)^{2n}/(2n)!\leq\cosh(x\d)$: $$ \Big(\int x^{2n}\mu(dx)\Big)^{\frac1{2n}} \leq \d^{-1}((2n)!L(\d))^{\frac1{2n}} \leq 2\d^{-1}L(\d)^{\frac1{2n}}n \leq c_0(\d)n $$ und damit
Für alle $s\geq1$: $(\int|x|^{s}\mu(dx))^{1/s}\leq c(\d)s$.
2. Angenommen der von den Polynomen erzeugte Unterraum ist nicht dicht, dann gibt es nach dem Satz von Hahn-Banach ein $g\in L_q(\mu)$ mit $1/p+1/q=1$ und $\norm g_q=1$, so daß für alle $n\in\N$: $\int g(x)x^n\,\mu(dx)=0$. Sei nun $u:\R\rar\C$, $$ u(y)\colon=\int g(x)e^{-ixy}\,\mu(dx)~. $$ Dann folgt nach 1. sowie der Hölder Ungleichung: $$ |u^{(n)}(y)| \leq\int|g(x)||x|^n\,\mu(dx) \leq\norm g_q\Big(\int|x|^{np}\,\mu(dx)\Big)^{1/p} \leq(cnp)^n \sim(cpe)^nn! $$ und somit ist $u$ nach \eqref{afueq2} auf $\R$ analytisch - die Taylorreihe um $y$ besitzt mindestens den Konvergenzradius $1/cep$ - und es gilt nach Voraussetzung für alle $n\in\N$: $u^{(n)}(0)=0$; also folgt (nach dem Identitätssatz): $u=0$. Da $\mu$ endlich ist, ist $\nu(dx)\colon=g\,\mu(dx)$ ein endliches signiertes Maß, dessen Fourier-Transformierte (i.e. die charakteristische Funktion) verschwindet, dies bedeutet: $\nu=0$ und damit $g=0$. $\eofproof$
Eine analoge Aussage - mit analogem Beweis - gilt für endliche Maße auf $\R^n$! Benutzen wir die Tatsache, daß zu jedem stetigen linearen Funktional $x^*$ auf $C_0(\R)$ genau ein endliches komplexes Maß $\mu$ existiert, so daß für alle $f\in C_0(\R)$: $$ x^*(f)=\int f\,d\mu $$ so erhalten wir analog folgendes
Sei $p\geq1$. Dann ist der von den Funktionen $f_n(x)\colon=x^ne^{-|x|^p}$ erzeugte Unterraum von $C_0(\R)$ dicht.
Wir beschränken uns auf den Fall $p > 1$! Angenommen es existiert ein endliches signiertes Borelmaß $\mu$ auf $\R$, so daß für alle $n\in\N_0$: $\int x^ne^{-|x|^p}\,\mu(dx)=0$. Definiere $u:\R\rar\C$ durch $u(y)\colon=\int e^{-|x|^p-ixy}\,\mu(dx)$, so ist $u$ eine ganze Funktion, denn $u^{(n)}(y)=(-i)^n\int x^ne^{-|x|^p-ixy}\,\mu(dx)$ und $e^{-|x|^p}|x|^n\leq e^{-(n/p)}(n/p)^{n/p}$, also wegen $(n!)^{1/n}/n\to 1/e$: $$ \limsup_n(|u^{(n)}(y)|/n!)^{1/n} \leq\limsup_n(n/e)^{1/p-1}/p^{1/p}=0. $$ Da für alle $n\in\N_0$: $u^{(n)}(0)=0$, folgt: $u=0$ und somit verschwindet die Fourier-Transformierte des Maßes $e^{-|x|^p}\,\mu(dx)$, i.e. $\mu=0$.
Warum kann man im voranstehend Resultat den Satz von Stone-Weierstraß nicht heranziehen? Zeigen Sie mithilfe des Satzes von Stone-Weierstraß, daß der von den Funktionen $f_n(x)\colon=e^{-nx}$, $n\in\N$, erzeugte Unterraum $E$ dicht ist in $C_0(\R^+)$.
Untersuchen Sie den Fall $p=1$ in Beispiel.
Sei $p\in[1,\infty)$. Dann ist der von den Funktionen $f_n(x)\colon=x^ne^{-x}$, $n\in\N_0$, erzeugte Unterraum von $L_p(\R^+)$ dicht.
Sei $p\in[1,\infty)$. Dann ist der von den Funktionen $f_n(x)\colon=x^ne^{-x^2}$, $n\in\N_0$, erzeugte Unterraum von $L_p(\R)$ dicht.
Sei $p\in[1,\infty)$ und $\r$ die Dichte eines Maßes $\mu$ auf $\R^n$. Dann ist $f\mapsto f\r^{1/p}$ eine Isometrie von $L_p(\mu)$ in $L_p(\R^n)$. Falls $[\r=0]$ eine Nullmenge in $L_p(\R^n)$ ist, dann ist $f\mapsto f\r^{1/p}$ eine Isometrie von $L_p(\mu)$ auf $L_p(\R^n)$ mit der inversen $g\mapsto g\r^{-1/p}$. Lösungsvorschlag
Sei $\TT\colon=\R/2\pi\Z$ der Torus (mit der Addition modulo $2\pi$) und $f\in L_1(\TT)$ - $L_1(\TT)$ kann man genausogut als den Raum der $2\pi$-periodischen Funktionen betrachten mit der Norm $\int_0^{2\pi}|f(x)|\,dx$. Der von den Funktionen $L_xf(y)\colon=f(y-x)$, $x\in\TT$, erzeugte Unterraum $E$ ist genau dann dicht in $L_1(\TT)$, wenn ihre Fourier-Transformierte $\wh f:\Z\rar\C$ keine Nullstelle besitzt - in diesem Fall nennt man $\wh f(n)$ auch den $n$-ten Fourierkoeffizient von $f$: $$ \wh f(n)\colon=\frac1{2\pi}\int_0^{2\pi}f(x)e^{-inx}\,dx $$ Lösungsvorschlag. Vgl. Satz! 2. Gilt dasselbe Resultat auch für $L_p(\TT)$, $p < \infty$?
Berechnen Sie die Fourier-Transformierte $\wh\vp$ der $2\pi$-periodischen Funktion: $\vp(x)=x^+$ für $-\pi < x\leq\pi$ und bestätigen Sie, daß $\wh\vp$ keine Nullstelle besitzt. Vgl. Beispiel!
Da für alle $n\in\Z$: $\wh\vp(n)=-((i\pi y-1)e^{i\pi y}+1)/2\pi n^2$ und die Gleichung $(i\pi y-1)e^{i\pi y}=-1$ keine reelle Lösung $y$ besitzt, muß $\wh\vp$ nullstellenfrei sein.
Berechnen Sie die Fourier-Transformierte $\wh\vp$ der $2\pi$-periodischen Funktion: $\vp(x)=|x|$ für $-\pi < x\leq\pi$. Besitzt $\wh \vp$ eine Nullstelle?

Local structure of analytic functions

Wir zeigen im Folgenden, daß eine analytische Abbildung $f:\O\rar\bK$ in einer Umgebung einer Nullstelle $z_0$ i.W. eine einfache Potenzfunktion ist. i.W. bedeutet bis auf eine bijektive Abbildung $g:U\rar V$ einer Umgebung $U$ von $0$ auf eine Umgebung $V$ von $z_0$, die die Eigenschaft besitzt, daß sowohl $g$ als auch $g^{-1}$ analytisch sind - man sagt, $g:U\rar V$ ist bianalytisch
. Zunächst folgt aus der Taylor-Formel, daß für alle $n\in\N$ die durch die Potenzreihe $$ \sum_{k=0}^\infty\frac{\frac1n(\frac1n-1)\cdots(\frac1n-k+1)}{k!}z^k $$ definierte Funktion $h_0:D\rar\C$ analytisch ist und
Für alle $z\in D$ gilt: $h_0(z)^n=1+z$ und $h_0^\prime(0)=1/n$.
Sei $f:\O(\sbe\bK)\rar\bK$ eine analytische, nicht konstante Abbildung auf einem Gebiet $\O$, $z_0\in\O$, $f(z_0)=0$ und $n\colon=\inf\{k\in\N:f^{(k)}(z_0)\neq0\}$. Dann gibt es offene Umgebungen $U$ von $0$ und $V\sbe\O$ von $z_0$ sowie eine bianalytische Abbildung $g:U\rar V$, so daß $g(0)=z_0$ und für alle $w\in U$: $f(g(w))=w^n~$.
ct1
2. Ist $\bK=\C$ und $f$ injektiv, so gilt für alle $z\in\O$: $f^\prime(z)\neq0$. 3. Ist $\bK=\R$ und $f$ injektiv, so muß $n$ ungerade sein.
$\proof$ Sei o.B.d.A. $z_0=0$, dann ist $f(0)=0$ und $f(z)=az^n+z^{n+1}f_1(z)$ mit $n\geq1$, $a\neq0$ und einer um $0$ analytischen Funktion $f_1$. Setzen wir $$ h(z)\colon=a^{1/n}zh_0(zf_1(z)/a), $$ so ist $h$ in einer Umgebung von $0$ analytisch, $h(z)^n=f(z)$ und $$ h^\prime(0) =a^{1/n}h_0(0) =a^{1/n}\neq0~. $$ Folglich ist $h$ in einer Umgebung von $0$ invertierbar und auf dieser Umgebung gilt: $f(z)=h(z)^n$, also $f(h^{-1}(w))=w^n$; $g\colon=h^{-1}$.
2. Angenommen $f^\prime(z_0)=0$, dann folgt für $z\mapsto f(z)-f(z_0)$: $n\geq2$ und $f(g(w))-f(z_0)=w^n$; aber $w\mapsto w^n+f(z_0)$ ist auf $\C$ in keiner Umgebung von $0$ injektiv. $\eofproof$
Es gibt eine Umgebung $U$ von $0$ in $\R$ sowie eine analytische Funktion $h:U\rar\R$, so daß für alle $x\in U$: $x-\sin x=h(x)^3$. Bestimmen Sie $h^\prime(0)$ und $h^\dprime(0)$ mithilfe des Ansatzes: $h(x)=h_1x+h_2x^2+\Oh(x^3)$.

The Complex Exponential Function

Exponential function

Die komplexe Exponentialfunktion
$\exp:\C\rar\C$ ist definiert durch die Potenzreihe \begin{equation}\label{expoeq1}\tag{CEF1} \forall z\in\C:\qquad e^z\colon=\exp(z) \colon=\sum_{n=0}^\infty\frac1{n!}z^n; \end{equation} sie besitzt offensichtlich den Konvergenzradius $+\infty$ und ist damit eine ganze Funktion. Ihre wohl wichtigsten Eigenschaften fassen wir in folgendem Satz zusammen:
Die ganze Funktion $\exp:\C\rar\C$ erfüllt die Funktionalgleichung: $$ \forall z,w\in\C:\quad \exp(z+w)=\exp(z)\exp(w) $$ Insbesondere folgt für alle $z\in\C$: $\exp(-z)=1/\exp(z)$. Ferner gilt: $\exp^\prime(z)=\exp(z)$.
$\proof$ Seien $z,w\in\C$; nach \eqref{afueq3} berechnen wir das Cauchy-Produkt $\sum c_n$ der Reihen $\sum\frac{z^n}{n!}$ und $\sum\frac{w^n}{n!}$; mithilfe der binomschen Formel erhalten wir: $$ c_n =\sum^n_{k=0}\frac{z^k}{k!}\frac{w^{n-k}}{(n-k)!} =\frac1{n!}\sum^n_{k=0}{n\choose k}z^kw^{n-k}=\frac{(z+w)^n}{n!}~. $$ $\eofproof$
Für alle $A,B\in L(X)$ mit $AB=BA$ gilt $$ \exp(A+B)=\exp(A)\exp(B)~. $$
Zeigen Sie für alle $A,B\in L(X)$ und alle $n\in\N_0$: $A(BA)^n=(AB)^nA$. Folgern Sie: $A\exp(BA)=\exp(AB)A$.

Trgonometric and hyperbolic functions

Die ganzen Funktionen $\sin$ bzw. $\sinh$ und $\cos$ bzw. $\cosh$ sind definiert durch:
\begin{eqnarray*} \forall z\in\C:\quad\sin(z)\colon=\frac{\sinh(iz)}i &\colon=&\frac{e^{iz}-e^{-iz}}{2i} =\sum_{n=0}^\infty\frac{(-1)^n}{(2n+1)!}z^{2n+1}\\ \forall z\in\C:\quad\cos(z)\colon=\cosh(iz) &\colon=&\frac{e^{iz}+e^{-iz}}2 =\sum_{n=0}^\infty\frac{(-1)^n}{(2n)!}z^{2n} \end{eqnarray*} Für alle $z\in\C$ gilt dann: $\exp(iz)=\cos(z)+i\sin(z)$. Aus dieser Beziehung sowie der Funktionalgleichung für die Exponentialfunktion folgen die Additionstheoreme für $\sin$ bzw. $\cos$: für alle $z,w\in\C$: $$ \sin(z+w)=\sin(z)\cos(w)+\cos(z)\sin(w) \quad\mbox{bzw.}\quad \cos(z+w)=\cos(z)\cos(w)-\sin(z)\sin(w)~. $$ Setzen wir in der letzteren $w=-z$, so folgt unter Beachtung der Beziehungen $\cos(0)=1$ und $\sin(-z)=-\sin(z)$: $$ \forall z\in\C:\quad \cos^2(z)+\sin^2(z)=1~. $$
Zeigen Sie: $$ \sin^\prime=\cos,\quad \cos^\prime=-\sin,\quad \sinh^\prime=\cosh,\quad \cosh^\prime=\sinh~. $$
Üblicherweise definiert man in der Analysis die Zahl $\pi/2$ als die kleinste positive Nullstelle der Funktion $\cos$. Da $\sin(\pi/2) > 0$ folgt: $\sin(\pi/2)=1$ und damit aus den Additionstheoremen für alle $z\in\C$: $\sin(z+\pi/2)=\cos(z)$ und $\cos(z+\pi/2)=-\sin(z)$, also: $\sin(\pi)=0$ und $\cos(\pi)=-1$; weiters: $\sin(z+\pi)=-\sin(z)$ und $\cos(z+\pi)=-\cos(z)$, also: $\sin(2\pi)=0$ und $\cos(2\pi)=1$; daraus folgt schließlich $\sin(z+2\pi)=\sin(z)$ und $\cos(z+2\pi)=\cos(z)$ - $\sin$ und $\cos$ sind also $2\pi$-periodisch und $2\pi$ ist die kleinste positive Zahl mit dieser Eigenschaft.
Zeigen Sie für alle $z\in\C$: $\cosh^2(z)-\sinh^2(z)=1$.
Zeigen Sie, daß für alle $z\in\C$: $$ \cos(z)=2\cos^2(z/2)-1=1-2\sin^2(z/2)~. $$
Zeigen Sie mithilfe der Taylor-Formel, daß für alle $\Re z\leq 0$ und alle $n\in\N$ gilt: $$ \Big|e^z-\sum_{k=0}^n\frac{z^k}{k!}\Big| \leq\min\Big\{\frac{|z|^{n+1}}{(n+1)!},\frac{2|z|^{n}}{n!}\Big\}. $$
Zeigen Sie, daß für alle $x,y\in\R$: $$ |\sin(x+iy)|^2=\sin^2(x)+\sinh^2(y) \quad\mbox{und}\quad |\cos(x+iy)|^2=\cos^2(x)+\sinh^2(y) $$
Seien $p,n\in\N$, $1\leq p < n$. Berechnen Sie $\sum_{k=0}^{n-1}e^{2\pi pik/n}$ und $\prod_{k=0}^{n-1}e^{2\pi ik/n}$.
Sei $n\in\N$. Zeigen Sie für alle $z\in\C$: $$ \sum_{k=0}^{n-1}z^k =\prod_{k=1}^{n-1}(z-e^{2\pi ik/n}) $$ und leiten Sie daraus die Beziehungen (Lösungsvorschlag): $$ n=2^{n-1}\prod_{k=1}^{n-1}\sin(k\pi/n) \quad\mbox{und}\quad 2n+1=2^{2n}\prod_{k=1}^n\sin^2(k\pi/(2n+1)) \quad\mbox{ab.} $$
Bestimmen Sie den Betrag der Determinante der $n\times n$-Matrix $(e^{2kj\pi/n})_{j,k=0}^{n-1}$ - cf. Vandermondschen Determinante:
Es gibt ein $r > 0$ sowie eine bianalytische Abbildung $f:D_r\rar f(D_r)$, so daß für alle $z\in D_r$: $f(\cos(z)-1)=z^2$. Zeigen Sie ferner: $f(0)=0$, $f^\prime(0)=-2$ und $f^\dprime(0)=1/2$.
Für alle $z\in\C$ mit $|z| < 1$ gilt: $$ |e^z-1-z|\leq(e-2)|z|^2~. $$
Berechnen Sie die $n$-te Ableitung der Funktion $F:[\Re z > 0]\rar\C$, $$ F(z)=\int_0^\infty e^{-tz}\,dt~. $$
Berechnen Sie mithilfe von Beispiel für $n\in\N_0$, $x > 0$ und $y\in\R$: $$ \int_0^\infty t^ne^{-xt}\cos(yt)\,dt \quad\mbox{und}\quad \int_0^\infty t^ne^{-xt}\sin(yt)\,dt~. $$
Sei $a > 0$. Zeigen Sie, daß die durch $F(z)=\int_\R e^{-a(t+z)^2}\,dt$, definierte Funktion $F:\C\rar\C$ konstant ist, d.h. $F^\prime(z)=0$. Hinweis: Zeigen Sie, daß die Ableitung von $z\mapsto e^{-a(t+z)^2}$ gegeben ist durch $-2a(t+z)e^{-a(t+z)^2}$ und daß sie mit der Ableitung von $t\mapsto e^{-a(t+z)^2}$ übereinstimmt! Lösungsvorschlag.
Sei $\O\sbe\C\sm\{0\}$ ein Gebiet. Unter einem Logarithmus auf $\O$ versteht man eine komplex differenzierbare Funktion $\Log:\O\rar\C$, so daß für alle $z\in\O$: $\exp(\Log(z))=z$, d.h. man hat folgendes kommutive Diagramm:
ct2

Achtung: Es gilt i.A. weder $\Log\exp(z)=z$ noch $\Log(zw)=\Log(z)+\Log(w)$.

Die
Kettenregel impliziert jedenfalls $\exp(\Log z)\Log^\prime(z)=1$, also: $\Log^\prime(z)=1/z$. Folglich unterscheiden sich zwei Logarithmen auf einem Gebiet $\O\sbe\C\sm\{0\}$ nur um eine Konstante.
Seien $U\sbe\C$, $\O\sbe\C\sm\{0\}$ Gebiete, $\exp(U)\sbe\O$ und $\Log:\O\rar\C$ ein Logarithmus. Dann ist $z\mapsto\Log(\exp(z))-z$ auf $U$ konstant.

The functions $\arg$ and $\log$

Die Abbildung $t\mapsto e^{it}$ von $\R$ auf $S^1\colon=\{z\in\C:|z|=1\}$ ist stetig, offen (warum?) und surjektiv; ferner ist ihre Einschränkung auf jedes Intervall der Form $(a,a+2\pi]$ bijektiv, also ist $t\mapsto e^{it}$ ein Homöomorphismus von $(-\pi,\pi)$ auf $S^1\sm\{-1\}$; die inverse Abbildung bezeichnet man als die Argumentfunktion
$\arg:S^1\sm\{-1\}\rar(-\pi,\pi)$. Erweitern wir den Definitionsbereich der Argumentfunktion auf $\C\sm\{0\}$, indem wir festlegen $\arg(z)=\arg(z/|z|)$ für $z\in\C\sm\R_0^-$ und $\arg(x)\colon=\pi$ für $x\in\R^-$, so ist für $z=x+iy$ die Zahl $\theta\colon=\arg(z)$ die durch $$ \theta\in(-\pi,\pi]\quad \sin(\theta)=\frac{y}{|z|}\quad\mbox{und}\quad \cos(\theta)=\frac{x}{|z|} $$ eindeutig festgelegte reelle Zahl - es gilt als für $x\neq0$: $\tan\theta=y/x$. Schließlich ist die Abbildung $\arg:\C\sm\R_0^-\rar(-\pi,\pi)$ glatt, d.h. sie ist beliebig oft reell differenzierbar.
Für welche Funktion $u:\R\rar\R$ ist $(x,y)\mapsto u(y/x)$ harmonisch auf $\R^+\times\R$?
Die Funktion $(x,y)\mapsto\log(x^2+y^2)$ ist harmonisch auf $\R^2\sm\{0\}$.
Sei $0 < \theta < \pi/2$ und $z_k$ eine Folge in $\C$ mit $|\arg(z_k)|\leq\theta$. Falls die Reihe $\sum z_k$ konvergiert, ist sie dann absolut konvergent?
Seien $x,y\in\R$ und $z=x+iy$, dann gilt: $e^z=e^xe^{iy}=e^x(\cos y+i\sin y)$ und da $x\mapsto e^x$ eine Bijektion von $\R$ auf $\R^+$ ist und $y\mapsto e^{iy}$ eine Bijektion von $(-\pi,\pi)$ auf $S^1\sm\{-1\}$, ist die Exponentialfunktion $\exp:\{z\in\C:|\Im z| < \pi\}\rar\C\sm\R_0^-$ bijektiv; die inverse Abbildung definieren wir als den komplexen Logarithmus $\log:\C\sm\R_0^-\rar\{z\in\C:|\Im z| < \pi\}$. Man bestätigt nun leicht, daß \begin{equation}\label{expoeq2}\tag{CEF2} \forall z\in\C\sm\R_0^-:\qquad \log z=\log|z|+i\arg(z) \end{equation} wobei auf der rechten Seite $\log$ den reellen Logarithmus bezeichnet und $\arg$ die Argumentfunktion; da $\exp^\prime$ in keinem Punkt verschwindet ist $\log$ nach dem Satz über inverse Funktionen komplex differenzierbar, also ein Logarithmus auf dem Gebiet $\C\sm\R_0^-$. Der Vorteil dieser Definition von $\log$ gegenüber anderen liegt i.W. daran, daß für positive reelle $z$ der Wert $\log(z)$ mit dem reellen, aus der Analysis bekannten, Logarithmus $\log|z|$ übereinstimmt. Ferner ist dieser Logarithmus in allen Punkten von $\R^+$ stetig.

Polar representation of complex numbers

Setzen wir schließlich noch für $z\in\R^-$: $\log(z)\colon=\log|z|+i\pi$, so gilt für alle $z\in\C\sm\{0\}$: $\exp(\log z)=z$ und somit hat jede komplexe Zahl $z\in\C\sm\{0\}$ eine eindeutige Darstellung $$ z=\exp(\log z) =\exp(\log|z|+i\theta) =re^{i\theta} =r(\cos(\theta)+i\sin(\theta)), $$ mit $r=|z|$ und $\theta=\arg(z)$, die sogenannte Polardarstellung
von $z$. Bezüglich dieser Darstellung haben die Multiplikation bzw. die Division die einfachen Formen: \begin{eqnarray*} z_1z_2&=&r_1r_2(\cos(\theta_1+\theta_2)+i\sin(\theta_1+\theta_2)) \quad\mbox{bzw.}\\ z_1/z_2&=&(r_1/r_2)(\cos(\theta_1-\theta_2)+i\sin(\theta_1-\theta_2)) \end{eqnarray*} wobei für $j=1,2$: $z_j=r_j(\cos(\theta_j)+i\sin(\theta_j))$. D.h. die Beträge werden multipliziert (bzw. dividiert) und die Argumente addiert (bzw. subtrahiert).
Besitzt ein Wechselstromkreis die Impedanz $Z=Re^{i\vp}$, so sind Strom und Spannung 'phasenverschoben' und die Phasenverschiebung beträgt $\vp$. An einem Induktor bzw. an einem Kondensator beträgt die Phasenverschiebung $\pi/2$ bzw. $-\pi/2$.
Der Strom $I(t)$ zum Zeitpunkt $t$ in einem Wechselstromkreis wird durch eine lineare Differentialgleichung mit reellen Koeffizienten beschrieben. Ist also $I(t)=I_0e^{i\o t}$ mit $I_0\in\C$ eine komplexe Lösung, so muß z.B. $\Re(I_0e^{i\o t})=|I_0|\cos(\o t+\a)$ eine reelle Lösung sein und der Spannungsabfall im Stromkreis beträgt $\Re(ZI(t))=R|I_0|\cos(\o t+\a+\vp)$, i.e. Strom und Spannung sind 'phasenverschoben' und die Phasenverschiebung beträgt $\vp$.
Für $w,z\in\C\sm\{0\}$ ist $|\arg(z/w)|\in[0,\pi]$ der Winkel, den die beiden komplexen Zahlen $z$ und $w$ einschließen. Lösungsvorschlag.
Die Exponentialfunktion bildet Geraden mit konstantem Imaginärteil auf Halbgeraden ab, die $0$ nicht enthalten, und Geraden mit konstantem Realteil auf konzentrische Kreise um $0$:
complex exponential
Sei $\theta\in(0,1)$, $S\colon=[0\leq\Re(z)\leq1]$ und $f(z)=\exp(i\theta z)$. Zeigen Sie: $f(S)=\{z\in\C:0\leq\arg(z)\leq\theta\}$.
Da $\log:\C\sm\R_0^-\rar\{|\Im z| < \pi\}$ ein Logarithmus ist folgt $\log^\prime(z)=1/z$ und damit $$ \log^{(n)}(z_0)=(-1)^{n-1}(n-1)!z_0^{-n}~. $$ Folglich ist $\log$ nach \eqref{afueq2} auf $\C\sm\R_0^-$ analytisch; insbesondere: $$ \forall|z| < d(z_0,\R_0^-):\quad \log(z+z_0)=\log(z_0)+\sum_{n=1}^\infty\frac{(-1)^{n-1}z^n}{nz_0^n} $$ Achtung: die Reihe konvergiert zwar für alle $|z| < |z_0|$, der Wert der Reihe muß aber nicht immer mit $\log(z+z_0)$ übereinstimmen - in disem Fall kann $(\C\sm\R_0^-)\cap B(z_0,|z_0|)$ zwei Zusammenhangskomponenten besitzen, daher die Restriktion: $|z| < d(z_0,\R_0^-)$. Nach Konstruktion gilt zwar für alle $z\in\C\sm\R_0^-$: $\exp(\log z)=z$, i.e. $\log$ ist ein Logarithmus, aber i.A. gilt nur für $|\Im z| < \pi$: $\log(\exp(z))-z=0$; allgemein gilt hingegen: $\log(\exp(z))-z\in2\pi i\Z$. Ist ferner $\Log:\O\rar\C$ ein Logarithmus, so gibt es zu jedem $z\in\O\sm\R_0^-$ ein $n(z)\in\Z$, so daß $\Log z=\log z+2\pi in(z)$ und da $\log^\prime-\Log^\prime=0$, ist $n$ auf zusammenhängenden Komponenten von $\O\sm\R_0^-$ konstant (cf. exam).
Zeigen Sie, daß die Funktionenfolge $f_n(z)\colon=(1+z/n)^n$ kompakt gegen $e^z$ konvergiert.
Da $g_n(z)\colon=\log(1+z/n)^n=n\log(1+z/n)+2\pi im$ für ein $m=m(z,n)\in\Z$, folgt für $|z/n| < 1/2$: $$ |g_n(z)-2\pi im-z| =|n\log(1+z/n)-z| \leq\sum_{k=2}^\infty\frac{|z/n|^k}{k} \leq\frac{|z|^2}{n^2}\sum_{k=1}^\infty(1/2)^k =\frac{|z|^2}{n^2}~. $$ i.e. $g_n(z)-2\pi im$ konvergiert kompakt gegen $z$. Da aber $\exp(g_n(z)-2\pi im)=f_n(z)$, konvergiert $f_n$ kompakt gegen $\exp$.
Zeigen Sie, daß für alle $|z| < 1$ und alle $n\in\N$ gilt: $$ \Big|\log(1-z)+\sum_{k=1}^n\frac{z^k}{k}\Big|\leq\frac{|z|^{n+1}}{1-|z|}. $$
Da die $n$-te Ableitung von $\log z$ gleich $n!(-1)^{n-1}z^{-n}$ ist, ist nach der Taylor-Formel sowie den Ungleichungen $|1-tz|\geq1-t$ und $|1-tz|\geq1-|z|$ die linke Seite (mit $x\to1$ und $y\to -z$) beschränkt durch $$ \int_0^1\frac{(1-t)^n}{n!}n!|1-tz|^{-n-1}|z|^{n+1}\,dt \leq\frac{|z|^{n+1}}{1-|z|} $$
Seien $z_j\in\C\sm\{-1\}$ und $\sum|z_j| < \infty$, dann konvergiert das Produkt $\prod(1+z_j)$ gegen einen von $0$ verschiedenen Wert und umgekehrt. Hinweis: Untersuchen Sie $\sum_j\log(1+z_j)$.
Seien $a,b\in\C$, $a\neq b$, $\O\colon=\C\sm[a,b]$ und für $z\in\O$ sei $\theta(z)$ der Winkel unter dem die Strecke $[a,b]$ vom Punkt $z$ aus erscheint. Dann ist $\theta:\O\rar\R$ harmonisch.
Da $\theta(z)=\arg((a-z)/(b-z))$ und $(a-z)/(b-z)\in\R_0^-$ genau dann, wenn $z$ auf der Strecke $[a,b]$ liegt, ist $\theta(z)$ als Imaginärteil der auf $\O$ komplex differenzierbaren Funktion $\log((a-z)/(b-z))$ harmonisch.
Der Peripheriewinkelsatz besagt, daß die Niveaulinien der Funktion $|\theta|$ Bögen von zwei Kreisen sind und die Strecke $[a,b]$ bildet eine Sehne beider Kreise - die untenstehende Graphik zeigt nur einen dieser Kreisbögen!
peripheriewinkelsatz
Beweisen Sie den Peripheriewinkelsatz, d.h. die Menge aller Punkte $z\in\C$, für die $|\arg((1+z)/(1-z))|=\theta\in(0,\pi)$ besteht aus zwei Kreisen mit den Mittelpunkten $z_0=\pm i\cot\theta$ und dem Radius $1/\sin\theta$. Lösungsvorschlag. Ferner erscheint von $z_0$ aus die Strecke von $-1$ nach $+1$ unter dem Winkel $2\theta$, cf. e.g. inscribed angle theorem.
Beweisen Sie, daß in einem Sehnenviereck die Summe gegenüberliegender Winkel stets $\pi$ ergibt.

Power functions

Wie im reellen Fall definiert man allgemeine Potenzfunktionen über die Logarithmusfunktion: \begin{equation}\label{expoeq3}\tag{CEF3} \forall z\in\C\sm\R_0^-\,\forall w\in\C:\qquad z^w\colon=\exp(w\log z)~. \end{equation} Es gilt zwar noch $z^{w_1}z^{w_2}=z^{w_1+w_2}$ aber i.A. weder $(z_1z_2)^w=z_1^wz_2^w$ noch $(z^{w_1})^{w_2}=z^{w_1w_2}$. Weiters ist für alle $w\in\C$ die Abbildung $z\mapsto z^w$ auf $\C\sm\R_0^-$ als Komposition analytischer Abbildungen analytisch und für $a > 0$ bildet $z\mapsto z^a$ die Menge $\C\sm\R_0^-$ auf $S_{a\pi}=\{z\in\C\sm\{0\}:|\arg(z)| < a\pi\}$ ab. Schließlich erhalten wir für die Ableitung der Funktionen $z\mapsto z^w$ bzw. $w\mapsto z^w$ nach der Kettenregel die vertrauten Formeln: $$ \ftd z z^w=\exp(w\log z)w/z=wz^{w-1},\quad \ftd w z^w=\log z\exp(w\log z)=z^{w}\log z~. $$
  • Seien $a,b\in\C$ und $z\in\C\sm\R_0^-$. Zeigen Sie: $z^{a+b}=z^az^b$.
  • Seien $a\in\R$ und $z\in\C\sm\R_0^-$. Zeigen Sie: $|z^a|=|z|^a$.
  • Seien $a > 0$ und $z\in\C$. Zeigen Sie: $\cl{a^z}=a^{\bar z}$.
  • Seien $a,b\in\C$ und $z\in\C\sm\R_0^-$. Zeigen Sie: Es gibt eine Zahl $n\in\Z$, so daß $(z^a)^b=z^{ab}\exp(2inb\pi)$. Wann gilt $n=0$?
  • Zu allen $z,w\in\C\sm\R_0^-$ existiert ein $n\in\{-1,0,1\}$, so daß $\log(zw)=\log z+\log w+2\pi in$. Wann gilt $n=0$?
Aus der letzten Beziehung folgt z.B. für $z,w\in\C\sm\R_0^-$ und $a\in\C$: $$ (zw)^a =\exp(a\log(zw)) =\exp(a\log z+a\log w+2\pi ina) =z^aw^a e^{2\pi ian} $$ mit $n\in\{-1,0,1\}$.
Sei $z=re^{i\theta}$ und $a\in\R$, dann ist $$ \Re(z^a)=r^{a}\cos(a\theta),\quad \Im(z^a)=r^{a}\sin(a\theta)~. $$
Berechnen Sie für $z=x+iy\in\C$ die Polardarstellung von: $i^z$, $(-1)^z$ und $(-i)^z$.
Für alle $\Re z > 1$ ist die Funktion $t\mapsto1/(1+t^z)$ über $\R^+$ integrierbar. 2. Berechnen Sie die Ableitung von (Lösungsvorschlag) $$ f(z)\colon=\int_0^\infty\frac1{1+t^z}\,dt~. $$ Für die explizite Bestimmung des Integrals cf. Beispiel.

Roots of unity

Sei $n\in\N$. Die Gleichung $z^n=1$ besitzt die Lösungen \begin{equation}\label{expoeq4}\tag{CEF4} z_k=\exp\left(\tfrac{2k\pi}ni\right) =\cos\left(\tfrac{2k\pi}n\right) +i\sin\left(\tfrac{2k\pi}n\right) \quad k=0,\ldots,n-1~. \end{equation} Diese komplexen Zahlen nennt man die $n$-ten Wurzeln der Eins; sie bilden mit der Multiplikation eine zu $\Z_n$ isomorphe Gruppe.

Laplace and Fourier transform

Sei $\mu$ ein endliches (signiertes oder komplexes) Maß auf $\R^+$, dann nennt man die Funktion $\vp:[\Re z > 0]\rar\C$: \begin{equation}\label{expoeq5}\tag{CEF5} \vp(z)\colon=\int_{\R^+}e^{-zx}\,\mu(dx) \end{equation} die Laplace-Transformierte von $\mu$. Da für alle $z=a+iy\in\C$ mit $a > 0$: $$ |\vp^{(n)}(z)| \leq\int_{\R^+}x^n e^{-ax}\,\mu(dx) \leq(n/a)^ne^{-n}\mu(\R^+) \sim a^{-n}n!\mu(\R^+) $$ ist $\vp$ nach \eqref{afueq2} auf $[\Re z > 0]$ analytisch; setzen wir $\mu$ durch $\mu(A)=0$ für $A\sbe\R_0^-$ zu einem Maß auf $\R$ fort, so folgt $$ \lim_{a\dar0}\vp(a+iy) =\int_{\R^+}e^{-ixy}\,\mu(dx) =\int_\R e^{-ixy}\,\mu(dx) =\colon\sqrt{2\pi}\,\wh\mu(y) $$ wobei $\wh\mu$ die Fourier oder Fourier-Stieltjes-Transformierte des Maßes $\mu$ ist - die Fourier-Transformierte ist klarerweise auch für endliche Maße (oder endliche komplexe Maße) auf $\R$ definiert. Ist insbesondere $\mu(dx)=f(x)\,dx$, so bezeichnet man i.A. die Laplace- bzw. Fourier-Transformierte von $\mu$ als die Laplace- bzw. Fourier-Transformierte der Funktion $f$. Aus der Inversionsformel für die Fourier-Transformierte erhält man eine Inversionsformel für die Laplace-Transformierte: Zunächst folgt $$ \vp(a+iy) =\int_{\R^+}e^{-(ax+iyx)}f(x)\,dx =\int_\R e^{-ixy}f_a(x)\,dx =\sqrt{2\pi}\,\wh f_a(y) $$ mit $f_a(x)=e^{-ax}f(x)$ falls $x > 0$ und $f_a(x)=0$ falls $x < 0$. Angenommen $\wh{f_a}$ sei integrierbar, dann erhalten wir aus der Inversionsformel für die Fourier-Transformierte \eqref{expoeq7} für fast alle $x\in\R$: $$ e^{-ax}f(x) =f_a(x) =\frac1{\sqrt{2\pi}}\int_\R e^{ixy}\wh f_a(y)\,dy =\frac1{2\pi}\int_\R e^{ixy}\vp(a+iy)\,dy $$
Sei $\vp$ die Laplace-Transformierte eines Wahrscheinlichkeitsmaßes $\mu$ auf $\R^+$. Zeigen Sie, daß für alle $t\in\R^+$ gilt: $(-1)^n\vp^{(n)}(t)\geq0$. 2. Für $1 < p < 2$ gibt es kein Wahrscheinlichkeitsmaß $\mu$ auf $\R^+$ mit der Laplace-Transformierten $\vp(t)=e^{-t^p}$. 3. Finden Sie ein Wahrscheinlichkeitsmaßes $\mu$ auf $\R^+$ mit der Laplace-Transformierten $\vp(z)=e^{-z}$.
Es gibt auch Inversionsformeln, die nur die Laplace-Transformierte auf der positiven reellen Achse benutzen: Sei z.B. $F(x)\colon=\mu(0,x]$ die Verteilungsfunktion eines Wahrscheinlichkeitsmaßes $\mu$ auf $\R^+$ und $x > 0$ ein Stetigkeitspunkt von $F$, dann gilt: $$ F(x)=\lim_{\l\to\infty}\sum_{n\leq\l x}\frac{(-1)^n}{n!}\l^n\vp^{(n)}(\l)~. $$ Die Fourier-Transformierte (cf. Unterabschnitt) eines endlichen (signierten oder komplexen) Maßes ist also i.W. die Laplace-Transformierte eingeschränkt auf die imaginäre Achse. Definieren wir für $f\in C_c^\infty(\R^n)$ die Fourier-Transformierte $\wh f$ von $f$ durch (cf. e.g. wikipedia): \begin{equation}\label{expoeq6}\tag{CEF6} \wh f(y)\colon=c_n\int_{\R^n}f(x)e^{-i\la x,y\ra}\,dx \quad\mbox{mit}\quad c_n\colon=(2\pi)^{-n/2}, \end{equation} so folgt $\Vert\wh f\Vert_2=\norm f_2$ sowie die Inversionsformel (cf. Beispiel oder Beispiel): \begin{equation}\label{expoeq7}\tag{CEF7} f(x)=c_n\int_{\R^n}\wh f(y)e^{i\la x,y\ra}\,dy~. \end{equation} Somit gibt es eine eindeutig bestimmte lineare, surjektive Isometrie (die wir gleichfalls mit $f\mapsto\wh f$ oder $\F$ bezeichnen) von $L_2(\R^n)$ auf $L_2(\R^n)$ - für $f\in L_1(\R^n)\cap L_2(\R^n)$ gilt: $$ \wh f(y)\colon=c_n\int_{\R^n}f(x)e^{-i\la x,y\ra}\,dx $$ Die Isometrie $\F:L_2(\R^n)\rar L_2(\R^n)$ besitzt nur die Eigenwerte $\pm1$ und $\pm i$ - cf. Beispiel. Mittels der Polarisationsformel folgt:
Für alle $f,g\in L_2(\R^n)$ gilt (cf. e.g. Plancherel's Theorem oder Beispiel): $$ \int_{\R^n} f(x)\cl{g(x)}\,dx =\int_{\R^n}\wh f(x)\cl{\wh g(x)}\,dx~. $$
Z.B. gilt für $f(x)=(1+x^2)^{-1}/\pi$ und $g(x)=e^{-x^2/4t}/\sqrt{4t\pi}$: $\wh f(y)=e^{-|y|}/\sqrt{2\pi}$ und $\wh g(y)=e^{-ty^2}/\sqrt{2\pi}$, also: $$ \int_\R\frac{e^{-x^2/4t}}{1+x^2}\,dx =\sqrt{t\pi}\int_\R e^{-|x|-tx^2}\,dx~. $$ Zeigen Sie: die Laplace-Transformierte $\vp$ der Funktion $\sqrt{2/\pi}\,e^{-x^2/2}$, $x > 0$ ist (Lösungsvorschlag) $$ \vp(y) =\frac{1}{\pi}\int_\R\frac{e^{-x^2y^2/2}}{1+x^2}\,dx~. $$
Mittels partieller Integration bestätigt man unmittelbar, daß die Fourier-Transformierte von $\pa_jf$ mit der Funktion $y\mapsto iy_j\wh f(y)$ übereinstimmt - in gewissem Sinne 'diagonalisiert' die Fourier-Transformation alle partiellen Ableitungen. Wir kommen darauf in Abschnitt zurück. An dieser Stelle nutzen wir eine andere Eigenschaft: die Fourier-Transformierte der Translation $L_xf$ von $f$, also die Funktion $L_xf(y)\colon=f(y-x)$, ist $\wh{L_xf}(y)=e^{-i\la x,y\ra}\wh f(y)$. Die Fourier-Transformation 'diagonalisiert' also nicht nur sämtlich partiellen Ableitungen, sondern auch alle Translationen, was kein Zufall ist, denn die partiellen Ableitungen sind die Generatoren der Translationen (cf. Abschnitt). Analog zu Beispiel ermöglicht dies z.B. eine einfache Charakterisierung von Funktionen, deren Translationen einen dichten Teilraum von $L_1(\R^n)$ bilden, cf. e.g. wikipedia:
Sei $f\in L_1(\R^n)$, so daß der von den Funktionen $L_xf(y)\colon=f(y-x)$, $x\in\R^n$, erzeugte Unterraum $E$ dicht ist in $L_1(\R^n)$. Dann besitzt $\wh f$ keine Nullstelle. Lösungsvorschlag. Es gilt auch die Umkehrung, d.h. $E$ ist genau dann dicht in $L_1(\R^n)$, wenn $\wh f$ keine Nullstelle besitzt.
Viel einfacher als der Beweis des Wiener Theorems ist der Beweis im Falle $L_2(\R^n)$, der analog zum Beweis von Beispiel verläuft.
Sei $f\in L_2(\R^n)$. Der von den Funktionen $L_xf$, $x\in\R^n$, erzeugte Unterraum $E$ ist genau dann dicht in $L_2(\R^n)$, wenn $\wh f$ f.ü. von $0$ verschieden ist.
Sei $t > 0$ und $f(x)=|x|^{t-1}e^{-|x|}$. Dann ist der von den Funktionen $L_xf$, $x\in\R$, erzeugte Unterraum genau dann dicht in $L_1(\R)$, wenn $t\leq1$.
Setze $c_1\colon=1/\sqrt{2\pi}$, dann folgt nach Definition der Gammafunktion (cf. Abschnitt): \begin{eqnarray*} \wh f(y) &=&c_1\int_\R|x|^{t-1}e^{-|x|+ixy}\,dx\\ &=&c_1\int_0^\infty x^{t-1}e^{-x(1-iy)}\,dx +c_1\int_0^\infty x^{t-1}e^{-x(1+iy)}\,dx =2c_1\G(t)\Re(1-iy)^{-t}~. \end{eqnarray*} Sei $\arg(1-iy)=\theta$, dann ist $\Re(1-iy)^{-t}=|1-iy|^{-t}\cos(t\theta)$; da $\theta=\arctan(-y)$ jeden Wert zwischen $-\pi/2$ und $\pi/2$ annimmt, ist $\wh f$ genau dann nullstellenfrei, wenn $t\leq1$.
Für z.B. $t=2$ und $\arg(1-iy)=\pi/4$, i.e. $y=-1$ folgt: $\wh f(-1)=0$ und folglich verschwindet die Fourier-Transformierte aller endlichen Linearkombinationen von $L_xf$ im Punkt $-1$. Die Funktion $x\mapsto x^{t-1}e^{-x}$ ist auf $\R^+$ für $t\leq1$ monoton fallend und für $t > 1$ zunächst steigend und dann fallend. Das folgende Beispiel zeigt jedoch, daß die Monotonie nicht der entscheidende Punkt ist:
Sei $f=I_{(-1,1)}$, dann ist $\wh f(y)=2c_1\sin(y)/y$. Zeigen Sie, daß die Fourier-Transformierte der Funktion $f:\R\rar\R_0^+$, $f(x)=(1-|x|)^+$ Nullstellen besitzt.
Sei $t > 1/2$ und $f(x)=|x|^{t-1}e^{-|x|}$. Dann ist der von den Funktionen $L_xf$, $x\in\R$, erzeugte Unterraum dicht in $L_2(\R)$.
Sei $f:\R\rar\R$, $f\neq0$, eine antisymmetrische, integrierbare Funktion, so daß $f$ auf $\R^+$ positive ist und monoton fällt. Dann folgt $\wh f(0)=0$ und für alle $y\neq 0$ gilt: $\wh f(y)\neq0$. 2. Sei weiters $g:\R\rar\R$ eine symmetrische, integrierbare Funktion mit $\int g(x)\,dx\neq0$, dann besitzt die Fourier-Transformierte von $F\colon=g+if$ keine Nullstelle.
Da $f$ reell und antisymmetrisch ist, folgt: $\wh f(-y)=-\cl{\wh f(y)}$ und somit genügt es zu zeigen, daß für alle $y > 0$: \begin{eqnarray*} 0\neq\int_0^\infty f(x)\sin(xy)\,dx &=&\sum_{n=0}^\infty\int_{n\pi/y}^{(n+1)\pi/y}f(x)\sin(xy)\,dx\\ &=&\sum_{n=0}^\infty\int_{2n\pi/y}^{(2n+1)\pi/y}(f(x)-f(x+\tfrac{\pi}{y}))\sin(xy)\,dx\\ &=&y^{-1}\sum_{n=0}^\infty\int_0^\pi(f(\tfrac{2n\pi+t}y)-f(\tfrac{2n\pi+\pi+t}y))\sin(t)\,dt \end{eqnarray*} Aus der Monotonie von $f$ auf $\R^+$ folgt, daß die Summe auf der rechte Seite stets größer oder gleich $0$ sein muß und falls sie verschwindet, dann muß $f$ konstant sein.
2. Unter diesen Voraussetzungen erhalten wir: $$ \wh F(y)=c_1\int g(x)\cos(xy)\,dx+ic_1\int f(x)\sin(xy)\,dx $$ und damit $\Re\wh F(0)\neq0$ sowie für alle $y\neq0$: $\Im\wh F(y)\neq0$.

Gamma and Zeta Function

Gamma function

Die auf $\Re z > 0$ definierte Funktion \begin{equation}\label{gzfeq1}\tag{GZF1} \G(z)\colon=\int_0^\infty t^{z-1}e^{-t}\,dt \end{equation} heißt die Gammafunktion
cf. e.g. wikipedia oder Digital Library of Mathematical Functions. Wir zeigen zunächst, die Funktionalgleichung der Gammafunktion: $\G(1+z)=z\G(z)$. Sie folgt aus der Definition nach partieller Integration: $$ \G(1+z) =\int_0^\infty t^{z}e^{-t}\,dt =-t^ze^{-t}\Big|_0^\infty+z\int_0^\infty t^{z-1}e^{-t}\,dt =z\G(z)~. $$ Da $\G(1)=1$, folgt für alle $n\in\N$: $\G(n)=(n-1)!$. Auch für $z\in\Z/2$ kann man $\G(z)$ mithilfe elementarer Konstanten ausdrücken, denn mit der Substitution $t=s^2$ erhalten wir $$ \G(1/2) =2\int_0^\infty s^{-1}e^{-s^2}s\,ds =\sqrt\pi~. $$
Für welche $x,r,p\in\R$ ist die Funktion $t\mapsto t^{x-1}e^{-rt^p}$ über $\R^+$ integrierbar?
GammaDensity
Zeigen Sie, daß für alle $x > 0$ und $t > 1$ gilt: $\log t\leq e^{-1}xt^{1/x}$. Lösungsvorschlag.
Wir zeigen im Weiteren die Analytizität der Gammafunktion auf $\Re z > 0$: Sei hierzu $z=x+iy$; die $n$-te Ableitung von $z\mapsto t^{z-1}=\exp((z-1)\log t)$ lautet: $t^{z-1}(\log t)^n$. Es gilt nun einerseits (mit der Substitution $s=-\log t$): $$ \int_0^1 |t^{z-1}\log^n t|e^{-t}\,dt \leq\int_0^1 t^{x-1}\log^n(1/t)\,dt =\int_0^\infty e^{-xs}s^n\,ds =x^{-n-1}n! $$ und andererseits wegen $\log t\leq(n/e)t^{1/n}$ für $t > 1$ (cf. Beispiel): $$ \int_1^\infty |t^{z-1}\log^n te^{-t}|\,dt \leq(n/e)^n\int_1^\infty t^xe^{-t}\,dt \leq(n/e)^n\G(1+x) \sim n!\G(1+x)~. $$ Also folgt erstens (nach Abschnitt): $$ \G^{(n)}(z)=\int_0^\infty t^{z-1}(\log t)^ne^{-t}\,dt $$ und zweitens: der Konvergenzradius der Taylor-Reihe von $\G$ um $z=x+iy$ beträgt mindestens $$ \frac1{\limsup_n(x^{-1-n}+\G(1+x))^{1/n}}=x, $$ i.e. die Gammafunktion ist auf $\Re z > 0$ analytisch.
Mithilfe der Funktionalgleichung der Gammafunktion kann man nun diese Funktion analytisch auf $\C\sm\{0,-1,-2,\ldots\}$ fortsetzen, z.B. auf $[\Re z > -1]\sm\{0\}$: $\G(z)\colon=\G(1+z)/z$, dann durch dieselbe Beziehung auf $[\Re z > -2]\sm\{0,-1\}$, u.s.w.

Reciprocal gamma function

Es gibt eine ganze Funktion $1/\G$ mit den Nullstellen $\{0,-1,-2,\ldots\}$, deren Kehrwert mit $\G$ übereinstimmt. Die Graphik zeigt den Graph der reziproken Gammafunktion $x\mapsto1/\G(x)$ auf dem Intervall $[-4,4]$.
Gammafunktion
Die Existenz der reziproken Gammafunktion folgt i.W. aus folgender Produktdarstellung
Gaußsche Produktdarstellung der Gammafunktion: Für alle $n\in\N$ und alle $\Re z > 0$ sei $$ \G_n(z)\colon=\int_0^n t^{z-1}\Big(1-\frac tn\Big)^n\,dt =n^z\int_0^1 t^{z-1}(1-t)^n\,dt~. $$
  1. Zeigen Sie mittels mehrfacher partieller Integration, daß für alle $\Re z > 0$: $$ \G_n(z)=\frac{n^zn!}{z(z+1)\cdots(z+n)} \quad\mbox{und}\quad \frac1{\G_n(z)} =ze^{\g_n z}\prod_{j=1}^n\Big(1+\frac zj\Big)e^{-z/j}~. $$ wobei $\g_n\colon=1+1/2+\cdots+1/n-\log n$ und $\lim_n\g_n=\g\sim0.57721$ die Eulersche Konstante bezeichnen - cf. e.g. wikipedia.
  2. Die Funktionenfolge $1/\G_n$ konvergiert auf $\C$ kompakt und ihr Limes stimmt auf $\Re z > 0$ mit $1/\G$ überein - damit ist die Funktion $1/\G$ stetig; wir werden später sehen (Proposition), daß $1/\G$ eine ganze Funktion ist!
  3. Definieren wir $1/\G$ durch $\lim_n1/\G_n$, so besitzt $1/\G:\C\rar\C$ nur die Nullstellen $0,-1,-2,-3,\ldots$ und folglich ist $\G$ eine auf $\C\sm\{0,-1,-2,\ldots\}$ definierte nullstellenfrei Funktion. Lösungsvorschlag.

Gamma function and parametric integrals

Für alle $\Re z,\Re w,p > 0$ gilt: $$ \int_0^\infty t^{z-1}e^{-wt^p}\,dt =\frac{\G(z/p)}{w^{z/p}p} =\frac{\G(1+z/p)}{w^{z/p}z}~. $$
Seien $z,w > 0$, dann folgt mit der Substitution $t=(s/w)^{1/p}$: \begin{eqnarray*} \int_0^\infty t^{z-1}e^{-wt^p}\,dt &=&p^{-1}w^{-1/p}\int_0^\infty (s/w)^{z/p-1/p}e^{-s}s^{1/p-1}\,ds\\ &=&p^{-1}w^{-z/p}\int_0^\infty s^{z/p-1}e^{-s}\,ds\\ &=&p^{-1}w^{-z/p}\G(z/p) =\frac{\G(1+z/p)}{w^{z/p}z} \end{eqnarray*} Für $z > 0$ ist sowohl die linke als auch die rechte Seite analytisch auf $[\Re w > 0]$ und beide stimmen auf $\R^+$ überein, also stimmen sie auf $[\Re w > 0]$ überein. Ist schließlich $\Re w > 0$ fixiert, so sind wiederum beide Seiten analytisch auf $[\Re z > 0]$; da sie auf $\R^+$ übereinstimmen, folgt schließlich die Behauptung.

Bemerkung: Die rechte Seite besitzt eine (in $z$) analytische Fortsetzung für $z/p\notin\{0,-1,-2,\ldots\}$ und sie ist auch in $w$ analytisch für $w\notin\R_0^-$. Insbesondere gilt für $w=r+is$: $\lim_{r\dar0}\log(r+is)=\log|s|+i\sign(s)\pi/2$ und damit für z.B. $p=1$: $$ \lim_{r\dar0}\int_0^\infty t^{z-1}e^{-(r+is)t}\,dt =\G(z)\exp(-z(\log|s|+i\sign(s)\pi/2))~. $$ Dies kann man u.A. zur Bestimmung der (distributionellen) Fourier-Transformierten (cf. Abschnitt) von $t\mapsto|t|^{z-1}$ heranziehen (cf. e.g. Beispiel).

Zeigen Sie: $$ \forall r,\Re z > 0:\qquad r^{-2z} =\frac{1}{\G(z)}\int_0^\infty t^{-z-1}e^{-r^2/t}\,dt $$
Zeigen Sie, daß für alle $y,s\in\R\sm\{0\}$: $$ \lim_{r\dar0}\lim_{x\dar0}\int_0^\infty t^{x+iy-1}e^{-(r+is)t}\,dt =\G(iy)|s|^{iy}e^{y\sign(s)\pi/2} =\lim_{x\dar0}\lim_{r\dar0}\int_0^\infty t^{x+iy-1}e^{-(r+is)t}\,dt~. $$
Seien $k\in\{3,4,\ldots\}$, $\exp(i\pi/k)=\colon x+iy=z$, $x > 0$. Zeigen Sie:
  • Für alle $m\in\N$ ist $\Im(\int_0^\infty t^{km-1}e^{-zt}\,dt)=0$.
  • Für das signierte Maß $\mu$ mit der Dichte $e^{-xt^{1/k}}\sin(yt^{1/k})\,dt$ gilt für alle Polynome $p$: $\int_0^\infty p(t)\,\mu(dt)=0$.
  • Sei $\mu(dt)=e^{-xt^{1/k}}\,dt$ ein Maß auf $\R^+$. Die Funktion $f(t)\colon=\sin(yt^{1/k})$ ist in $L_2(\mu)$ zu allen Polynomen $p$ orthogonal. Der Raum der Polynome ist also nicht dicht in $L_2(\mu)$!
Nach Beispiel ist $$ \int_0^\infty t^{km-1}e^{-zt}\,dt =\frac{\G(1+km)}{z^{km}km} =\frac{\G(1+km)}{e^{i\pi m}km}\in\R $$ 2. Aus 1. folgt mit der Substitution $t=s^{1/k}$ für alle $m\in\N$: $$ 0=\int_0^\infty t^{km-1}e^{-xt}\sin(yt)\,dt =\int_0^\infty s^{m-1/k}e^{-xs^{1/k}}\sin(ys^{1/k})\frac1ks^{1/k-1}\,ds =\frac1k\int_0^\infty s^{m-1}e^{-xs^{1/k}}\sin(ys^{1/k})\,ds $$
$\Phi$ ist auf $\Re z > 0$ ein Logarithmus von $\G$, i.e. $e^\Phi=\G$, wobei \begin{eqnarray*} \Phi(z)&=&\lim_{n\to\infty} \bigg(z\log n-\log z-\sum_{j=1}^n\log(1+z/j)\bigg)\\ \Phi^\prime(z)&=&\lim_{n\to\infty} \bigg(\log n-\sum_{j=0}^n\frac1{z+j}\bigg) \quad\mbox{und}\\ \Phi^\dprime(z)&=&\sum_{j=0}^\infty\frac1{(z+j)^2}~. \end{eqnarray*} Folgern Sie: $\Phi:\R^+\rar\R^+$ ist konvex, $\Phi^\prime(1)=-\g$ und $\Phi^\dprime(1)=\z(2)$. Lösungsvorschlag.
Für alle $n\in\N$ gilt (Lösungsvorschlag): $$ n^2\Phi^\dprime(nz)=\sum_{k=0}^{n-1}\Phi^\dprime(z+\tfrac kn)~. $$
Duplikationsformel der Gammafunktion Für alle $z\in\C$ gilt: $$ \G(2z)=\pi^{-1/2}2^{2z-1}\G(z)\G(z+1/2)~. $$ Hinweis: Zeigen Sie, daß die zweiten logarithmischen Ableitungen (cf. Beispiel) beider Seiten übereinstimmen. Vergleichen Sie danach die Werte der beiden Seiten an den Stellen $z=1$ und $z=1/2$. 2. Folgern Sie: $\G(z+1)\G(z+1/2)=\pi^{1/2}4^{-z}\G(2z+1)$. 3. Zu jedem $n\in\N$ gibt es Konstanten $a_n,b_n\in\R$, so daß für alle $\Re z > 0$: $$ \G(nz)=e^{a_nz+b_n}\prod_{k=0}^{n-1}\G(z+\tfrac kn)~. $$
Seien $\Re w,\Re z > 0$. Die Funktion $$ \b(z,w)\colon=\int_0^1(1-t)^{z-1}t^{w-1}\,dt $$ heißt die Betafunktion, cf. e.g. Digital Library of Mathematical Functions. Zeigen Sie mittels Fubini: $\G(z+w)\b(z,w)=\G(z)\G(w)$. Lösungsvorschlag.
Für alle $\Re w,\Re z > 0$ gilt (Lösungsvorschlag): $$ \int_0^\infty t^{w-1}(1+t)^{-w-z}\,dt =\b(w,z)~. $$
Zeigen Sie z.B. mittels Fubini, daß für alle $\Re w > 0$ und $0 < \Re z < 1$ (Lösungsvorschlag) gilt: $$ \frac{z}{\G(1-z)}\int_0^\infty\frac{1-e^{-wt}}{t^{z+1}}\,dt =\frac1{\G(1-z)}\int_0^\infty t^{-z}we^{-tw}\,dt =w^z~. $$ 2. Folgern Sie für $a > 0$ und $0< x < 1$: \begin{eqnarray*} \int_0^\infty\frac{1-\cos(at)}{t^{x+1}} &=&\frac{a^x\cos(x\pi/2)\G(1-x)}{x} \quad\mbox{und}\\ \int_0^\infty\frac{\sin(at)}{t^{x+1}} &=&\frac{a^x\sin(x\pi/2)\G(1-x)}{x}~. \end{eqnarray*}
Zeigen Sie z.B. mittels partieller Integration: für alle $\Re w > 0$ und $1 < \Re z < 2$ gilt (Lösungsvorschlag): $$ \int_0^\infty\frac{e^{-wt}-1+wt}{t^{z+1}}\,dt =\frac{w^z\G(2-z)}{z(z-1)}~. $$ 2. Für $z=1$ und $w=ia$ gilt: $$ \int_0^\infty\frac{e^{-iat}-1+ia\sin t}{t^2}\,dt =-\tfrac12\pi a-ia\log|a|~. $$
Sei $0 < p < 2$ und $\mu$ ein symmetrisches Wahrscheinlichkeitsmaß auf $\R$ mit der charakteristischen Funktion $\int e^{itx}\,\mu(dx)=e^{-|t|^p}$ - in der Wahrscheinlichkeitstheorie nennt man ein solches Maß die Verteilung einer symmetrischen $p$-stabilen Zufallsvariable $X$. Dann gilt für alle $0 < a < p$: \begin{eqnarray*} \int|x|^a\,\mu(dx)&=&C_a ap^{-1}\G(1-a/p) \quad\mbox{mit}\\ C_a^{-1} &=&\int_0^\infty\frac{1-\cos t}{t^{1+a}}\,dt =\frac{\G(1-a)\cos(\pi a/2)}{a}~. \end{eqnarray*} Hinweis: $|x|^a=C_a\int_0^\infty(1-\cos(tx))/t^{1+a}\,dt$. Lösungsvorschlag.
Sei $0 < p < 1$ und $\mu$ ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf $\R^+$ mit der Laplace-Transformierten $\vp(t)=e^{-t^p}$, $t > 0$ - in der Wahrscheinlichkeitstheorie nennt man ein solches Maß die Verteilung einer positiven $p$-stabilen Zufallsvariable $X$. Dann gilt für $\Re z>-p$: $$ \E X^{-z} =\int x^{-z}\,\mu(dx) =\frac{\G(1+z/p)}{\G(1+z)} $$ Hinweis: $\G(z)x^{-z}=\int_0^\infty t^{z-1}e^{-tx}\,dt$ und Fubini. Lösungsvorschlag.
Seien $p < 1$, $X$ eine nicht negative $p$-stabile Zufallsvariable mit der Laplace-Transformierten $e^{-t^p}$. Zeigen Sie: $\E e^{itX}=e^{-|t|^p\exp(-ip\pi/2)}$. Lösungsvorschlag.
Seien $p < 1$, $X$ eine nicht negative $p$-stabile Zufallsvariable mit der Laplace-Transformierten $e^{-t^p}$ und $X^\prime$ eine unabhängige Kopie von $X$. Dann ist $(X-X^\prime)$ eine symmetrische $p$-stabile Zufallsvariable mit $\E e^{itX}=e^{-2|t|^p\cos(p\pi/2)}$. Lösungsvorschlag.

Stirling's formula

Für $x\to\infty$ gilt: $\G(x)^{1/x}/x\to1/e$; die Stirlingsche Formel, cf. e.g. wikipedia, gibt eine genauere Beschreibung des asymptotischen Verhaltens: für alle $z\in\C$ mit $\Re z > 0$ ist $$ \G(z)=\sqrt{2\pi}z^{z-1/2}e^{-z+\g(z)} \quad\mbox{wobei}\quad \Re\g(z)\leq\frac1{12\Re(z)}~. $$

Riemann's zeta function

Für alle $z\in\C$ mit $\Re z > 1$ ist die Riemannsche Zetafunktion, cf. e.g. wikipedia oder Digital Library of Mathematical Functions, definiert durch \begin{equation}\label{gzfeq2}\tag{GZF2} \z(z)\colon=\sum_{n=1}^\infty n^{-z}~. \end{equation} Für alle $\Re z > 1$ folgt aus der Summenformel für die geometrische Reihe bzw. dominierter Konvergenz: \begin{equation}\label{gzfeq3}\tag{GZF3} \G(z)\z(z) =\sum_{n=1}^\infty\int_0^\infty t^{z-1}e^{-nt}\,dt =\int_0^\infty\frac{t^{z-1}}{e^t-1}\,dt~. \end{equation} denn nach Beispiel gilt für alle $n\in\N$: $\int_0^\infty t^{z-1}e^{-nt}\,dt=\G(z)n^{-z}$ und damit erhalten wir die angegebene Beziehung nach Summation über $n\in\N$. Da $\G$ keine Nullstelle besitzt (cf. Beispiel) und $$ z\mapsto\int_0^\infty\frac{t^{z-1}}{e^t-1}\,dt $$ auf $\Re z > 1$ (analog zur Gammafunktion) analytisch ist, ist $\z$ auf $\Re z > 1$ analytisch. Überaschenderweise besitzt die Zetafunktion, nach einem der bekanntesten Arbeiten von B. Riemann, eine analytische Fortsetzung auf $\C\sm\{1\}$ cf. Satz.
Folgern Sie aus \eqref{gzfeq2} die Analytizität von $\z$ auf $\Re z > 1$.
Sei $P$ die Menge der Primzahlen, also $P=\{2,3,5,\ldots\}$. Dann gilt die Eulersche Darstellung der Zetafunktion: $$ \forall \Re z > 1:\quad \z(z)=\prod_{p\in P}^\infty(1-p^{-z})^{-1}~. $$
Cf. Satz.
Sei $n=p_1^{a_1}\cdots p_m^{a_m}$ die Zerlegung von $n$ in Primfaktoren, dann nennt man $$ \mu(n)\colon=\left\{\begin{array}{cl} 1&\mbox{falls $m$ gerade ist und $a_1=\cdots=a_m=1$}\\ -1&\mbox{falls $m$ ungerade ist und $a_1=\cdots=a_m=1$}\\ 0&\mbox{sonst} \end{array}\right. $$ die Möbiusfunktion $\mu:\N\rar\{-1,0,1\}$. Ferner setzen wir $\mu(1)\colon=1$. Zeigen Sie: $$ \z(z)^{-1}=\sum\mu(n)n^{-z}~. $$
Für alle $\Re z > 1$ gilt: $$ \z(z)=\frac1{1-2^{1-z}}\sum_{n=1}^\infty (-1)^{n-1}n^{-z} $$

Bemerkung: Die Summe ist auch für (reelle) $z\in(0,1)$ definiert! Zeigen Sie, daß für alle $0< x < 1$ gilt: $\z(x) < 0$. Lösungsvorschlag.

Zeigen Sie mithilfe der Abel-Summation für $t_n=n$, $f(t)=t^{-z}$ und $z_n=1$, $n\in\N$: $$ \forall \Re z > 1:\qquad \z(z)=z\int_1^\infty\frac{[t]}{t^{z+1}}\,dt $$ wobei $[t]$ die größte ganze Zahl bedeutet, die kleiner oder gleich $t$ ist.
  1. Sei $\{t\}\colon=t-[t]$. Für alle $\Re z > 0$ existiert das Integral $z\int_1^\infty\{t\}t^{-z-1}\,dt$ und für alle $\Re z > 1$ gilt: $$ z\int_1^\infty\frac{\{t\}}{t^{z+1}}\,dt =\frac{1}{z-1}+1-z\int_1^\infty\frac{[t]}{t^{z+1}}\,dt~. $$
  2. $\z$ besitzt eine anlytische Fortsetzung auf $[\Re z > 0]\sm\{1\}$, nämlich $$ \frac{1}{z-1}+1-z\int_1^\infty\{t\}t^{-z-1}\,dt $$
  3. Bezeichnet $\g$ die Eulersche Konstante, so gilt: $$ \lim_{z\to1}\Big(\z(z)-\frac1{z-1}\Big)=\g \quad\mbox{und}\quad \lim_{z\to1}\Big(\frac{\zeta^\prime(z)}{\zeta(z)}+\frac1{z-1}\Big)=\g~. $$
1. Nach der Abel-Summation (für $f(t)=t^{-z}$ und $Z(t)=[t]$) erhalten wir: $$ \sum_{k=1}^n k^{-z}=nn^{-z}+z\int_1^n[t]t^{-z-1}\,dt $$ und die Behauptung folgt mit $n\to\infty$.
2. Für alle $\Re z > 1$ ist \begin{eqnarray*} F(z) &\colon=&z\int_1^\infty\{t\}t^{-z-1}\,dt =z\int_1^\infty(t-[t])t^{-z-1}\,dt\\ &=&\lim_n\Big(z\int_1^nt^{-z}\,dt-z\int_1^n[t]t^{-z-1}\,dt\Big) =\lim_n\Big(\frac{z}{1-z}(n^{1-z}-1)-z\int_1^n[t]t^{-z-1}\,dt\Big)~. \end{eqnarray*} Falls $\Re z > 1$, dann konvergiert dies gegen $$ \frac{-z}{1-z}-z\int_1^\infty[t]t^{-z-1}\,dt =\frac{1}{z-1}+1-\z(z)~. $$ 4. Für $z=1$ erhalten wir wegen $\int_k^{k+1}kt^{-2}\,dt=1/(k+1)$: $$ F(1)=\lim_n(\log n-(1/2+\cdots+1/n)=1-\g~. $$ Da $\z(z)=(z-1)^{-1}+1-F(z)$, also: $\z^\prime(z)=-(z-1)^{-2}-F^\prime(z)$: $$ \lim_{z\to1}\Big(\frac{\zeta^\prime(z)}{\zeta(z)}+\frac1{z-1}\Big) =\lim_{z\to1}\frac{-(z-1)F^\prime(z)+1-F(z)}{1+(z-1)-(z-1)F(z)} =1-F(1)=\g~. $$ Die Riemannsche Funktionalgleichung erlaubt dann z.B. eine analytische Fortsetzung der Zetafunktion auf $\C\sm\{1\}$.

Summation formulas

Wir geben diese Formel im eindimensionalen Fall an. Klarerweise gibt es analoge Beziehungen im $n$-dimensionalen Fall!
Sei $f\in L_1(\R)$ mit der Fourier-Transformierten $\wh f(y)\colon=c_1\int e^{-ixy}f(x)\,dx$, $c_1\colon=(2\pi)^{-1/2}$. Dann gilt die Poissonsche Summenformel $$ \forall x\in\R:\qquad\sum_{n\in\Z}f(x+2\pi n) =c_1\sum_{n\in\Z}\wh f(n)e^{inx} $$ falls beide Reihen absolut summierbar sind.
2. Ist $a > 0$ und $f_a(x)\colon=f(ax)$, so ist $\wh f_a(y)=\wh f(y/a)/a$, also: $$ \sum_{n\in\Z}f(2\pi an)=\frac{c_1}{a}\sum_{n\in\Z}\wh f(n/a) $$
$\proof$ 1. Sei $F(x)\colon=\sum_{n\in\Z}f(x+2\pi n)$, dann ist $F$ periodisch mit der Periode $2\pi$ und $F\in L_1(-\pi,\pi)$. Für den $n$-ten Fourierkoeffizient von $F$ erhalten wir $$ \frac1{2\pi}\int_{-\pi}^\pi F(y)e^{-iny}\,dy =\frac1{2\pi}\sum_{m\in\Z}\int_{-\pi}^\pi f(y+2\pi m)e^{-iny}\,dy =\frac1{2\pi}\int f(y)e^{-iny}\,dy =c_1\wh f(n) $$ i.e. die Fourierreihe von $F$ besitzt die Fourierkoeffizienten $a_n\colon=c_1\wh f(n)$ und da $\sum\wh f(n)$ absolut summierbar ist, konvergiert die Fourierreihe von $F$ gleichmäßig gegen $F$, i.e. $$ \forall x\in(-\pi,\pi]:\quad F(x)=\sum_{n\in\Z}a_ne^{inx}~. $$ $\eofproof$

Bemerkung: Anstelle der absoluten Summierbarkeit der Reihe $\sum\wh f(n)$ reicht die punktweise Konvergenz der Fourierreihe $c_1\sum_{n\in\Z}\wh f(n)e^{inx}$ gegen $F(x)$, was z.B. unter der Dini Bedingung zutrifft; dies ist jedoch eine Bedingung an $F$.

Sei $a > 0$. Dann gilt $$ \sum_{n\in\Z}\frac1{1+4\pi^2a^2n^2} =\frac1{2a}\sum_{n\in\Z}e^{-|n/a|}~. $$ Folgern Sie: $$ \frac1\pi\sum_{n\in\Z}\frac1{1+n^2}=\frac{1+e^{-2\pi n}}{1-e^{-2\pi n}}~. $$ Hinweis: Benutzen Sie, daß $\wh f(y)=c_1e^{-|y|}$ die Fourier-Transformierte von $f(x)=(1+x^2)^{-1}/\pi$ ist.
Lipschitz Summationsformel: Sei $\Im w > 0$ und $0 < \Re z$. Setzen Sie $f(t)\colon=t^{z-1}e^{iwt}$ für $t > 0$ und sonst $0$ und wenden Sie formal (d.h. ohne Beachtung der Voraussetzungen) die Poissonsche Summenformel auf $f$ an.

Real vs. Complex Differentiation

Wirtinger operators

Sei $U$ eine offene Teilmenge von $\R^2$ und $F:U\rar X$ eine differenzierbare Abbildung in einen komplexen Banachraum $X$. Dann definieren wir durch $f(x+iy)\colon=F(x,y)$ eine Abbildung auf der als Teilmenge von $\C$ betrachteten Menge $U$ in $X$. Man nennt \begin{equation}\label{rvceq1}\tag{RVC1} \pa_{z}f\colon=\tfrac12(\pa_{x}F-i\pa_{y}F)\in X \quad\mbox{bzw.}\quad \pa_{\bar z}f\colon=\tfrac12(\pa_{x}F+i\pa_{y}F)\in X \end{equation} die Wirtinger Operatoren
oder die Wirtinger Ableitungen. Der Vorteil dieser rein algebraisch definierten Operatoren liegt darin, daß sie die grundlegenden Operatoren eines Differentialkalüls sind, der erstens dem reellen Fall ähnelt (cf. Leibniz-Regel \eqref{rvceq2}, Kettenregel, etc.) und der zweitens die komplexe Differenzierbarkeit mit einem sehr einfachen Kriterium verbindet (cf. Proposition). Wie berechnet man die Wirtinger-Ableitungen? Entweder benutzt man die Definition \eqref{rvceq1} oder man schreibt $$ f(z)=F(x,y)=F\Big(\frac{z+\bar z}2,\frac{z-\bar z}{2i}\Big)=\colon g(z,\bar z)~. $$ $\pa_zf$ bzw. $\pa_{\bar z}f$ sind dann dasselbe wie die partiellen Ableitungen von $g$ nach der ersten bzw. der zweiten Variable, d.h. man betrachtet $f$ als Funktion zweier unabhängiger Variablen $z$ und $\bar z$ (cf. Unterabschnitt).
Sei $F(x,y)=x+iy-x^2+2ixy+y^2$, dann ist $f(z)=g(z,\bar z)=z-\bar z^2$.
Nach Definition der Wirtinger Ableitungen erhalten wir $\pa_z f(z)=(1-2x+2iy)/2-i(i+2ix+2y)/2=1$ und $\pa_{\bar z}f(z)=(1-2x+2iy)/2+i(i+2ix+2y)/2=-2\bar z$. Andererseits folgt für die partiellen Ableitungen von $g$: $1$ und $-2\bar z$.
Sei $F(x,y)=x-y^2$, dann ist $f(z)=g(z,\bar z)=(z+\bar z)/2+(z-\bar z)^2/4$.
Die partiellen Ableitungen von $g$ sind $(1+z-\bar z)/2$ und $(1-z+\bar z)/2$; nach Definition erhalten wir: $\pa_zf(z)=(1+2iy)/2$ und $\pa_{\bar z}f(z)=(1-2iy)/2$.
Berechnen Sie $\pa_zf$ und $\pa_{\bar z}f$ für $F(x,y)=\cos^2(x+iy^2)$.
Für alle reell differenzierbare Funktion $f,g:V(\sbe\C)\rar X$ sind die Wirtinger-Operatoren linear, d.h. es gilt für alle $\l,\mu\in\C$: $$ \pa_z(\l f+\mu g)=\l\pa_zf+\mu\pa_z g \quad\mbox{und}\quad \pa_{\bar z}(\l f+\mu g)=\l\pa_{\bar z}f+\mu\pa_{\bar z}g; $$ ferner gilt die Leibniz-Regel: \begin{equation}\label{rvceq2}\tag{RVC2} \pa_z(f\cdot g)=\pa_zf\cdot g+f\cdot \pa_z g \quad\mbox{und}\quad \pa_{\bar z}(f\cdot g)=\pa_{\bar z}f\cdot g+f\cdot \pa_{\bar z}g \quad\mbox{sowie}\quad \pa_{z}\bar f=\cl{\pa_{\bar z}f} \quad\mbox{und}\quad \pa_{\bar z}\bar f=\cl{\pa_{z}f}~. \end{equation}
Zeigen Sie die Leibniz-Regel für die Wirtinger-Operatoren: $$ \pa_z(fg)=g\pa_z f+f\pa_z g \quad\mbox{und}\quad \pa_{\bar z}(fg)=g\pa_{\bar z}f+f\pa_{\bar z}g~. $$ Berechnen Sie $\pa_z(z\sin(\bar z)+\bar z^2\cos(z))$ und $\pa_{\bar z}(z\sin(\bar z)+\bar z^2\cos(z))$.
Wir nennen $f$ reell differenzierbar, wenn $F$ differenzierbar ist und bezeichnen mit $D^\R f(z)$ die reelle Ableitung von $f$ im Punkt $z$, i.e. (vgl. \eqref{dfceq1}) $$ D^\R f(z)(w)\colon=\lim_{t\to0,t\in\R}\frac{f(z+tw)-f(z)}t~. $$ Im Unterschied zu der Beziehung \eqref{dfceq1} ist $D^\R f(z)(w)$ durch den Ausdruck auf der rechten Seite definiert, wohingegen die Beziehung \eqref{dfceq1} aussagt, daß falls $f$ in Punkt $z$ komplex differenzierbar ist, die Ableitung mit $D^\R f(z)$ übereinstimmt. Z.B. ist die Abbildung $f:\C\rar\C$, $f(z)=|z|^2$ reell differenzierbar und $D^\R f(z)(w)=\bar zw+z\bar w$. Man sieht: $D^\R f(z)$ ist keine $\C$-lineare Abbildung, d.h. $f$ ist nicht komplex differenzierbar.
Sei $f:U(\sbe\C)\rar X$ stetig reell differenzierbar, dann gilt für alle $z\in U$ und alle $w\in\C$: $$ D^\R f(z)(w) =\pa_{z}f(z)w+\pa_{\bar z}f(z)\bar w $$ und $f:U(\sbe\C)\rar X$ ist genau dann komplex differenzierbar, wenn $\pa_{\bar z}f=0$. Es gilt dann $f^\prime=\pa_{z}f$.
$\proof$ Setze $z=x+iy$, $w=u+iv$ und $F(x,y)=f(z)$, dann ist nach Definition der Wirtinger Operatoren: $\pa_xF=\pa_zf+\pa_{\bar z}f$ und $\pa_yF=i\pa_{z}f-i\pa_{\bar z}f$; also \begin{eqnarray*} f(z+w)-f(z) &=&F(x+u,y+v)-F(x,y)\\ &=&\pa_xF(x,y)u+\pa_yF(x,y)v+\oh(w)\\ &=&\pa_zf(z)u+\pa_{\bar z}f(z)u +i\pa_{z}f(z)v-i\pa_{\bar z}f(z)v+\oh(w)\\ &=&\pa_zf(z)w+\pa_{\bar z}f(z)\bar w+\oh(w) \end{eqnarray*} $\eofproof$
Sei $f:U(\sbe\C^n)\rar X$ stetig reell differenzierbar, dann gilt für alle $z\in U$ und alle $w\in\C^n$: $$ D^\R f(z)(w) =\sum_{j=1}^n\pa_{z}f(z)w_j+\sum_{j=1}^n\pa_{\bar z_j}f(z)\bar w_j~. $$ wobei $\pa_{z_j}\colon=\tfrac12(\pa_{x_j}-i\pa_{y_j})$ und $\pa_{\bar z_j}\colon=\tfrac12(\pa_{x_j}+i\pa_{y_j})$.
Sei $U\sbe\C$ offen $f:U\rar X$ komplex differenzierbar und $f(x+iy)=u(x,y)+i\wt u(x,y)$. Dann gilt: $$ \pa_{z}f=\pa_xf=-i\pa_yf~. $$

The differential

Für eine stetig reell differenzierbare Funktion $g:V(\sbe\C)\rar\C$, schreibt man für die $\R$-lineare Abbildung $D^\R g(z)$ meist $dg(z)$ und nennt $dg$ das Differential
von $g$ im Punkt $z$:

$dg(z)$ ist eine $\R$-lineare Abbildung von $\C$ in $\C$ aber i.A. keine $\C$-lineare Abbildung.

Konvention: Seien $x,y$ bzw. $z=x+iy$ die reellen bzw. komplexen Koordinaten von $U$, dann bezeichnen wir die Abbildungen $$ (x,y)\mapsto x\quad\mbox{bzw.}\quad (x,y)\mapsto y\quad\mbox{bzw.}\quad z\mapsto z\quad\mbox{bzw.}\quad z\mapsto\bar z $$ gleichfalls mit $x$ bzw. $y$ bzw. $z$ bzw. $\bar z$. Ist z.B. $F$ eine Funktion auf $U$, so ist eine Ausdruck wie $F=x^2-y$ durchaus korrekt, denn auf beiden Seiten stehen Funktionen, in unserem Fall die Funktion $(x,y)\mapsto x^2-y$. Da weiters $z$ bzw. $\bar z$ auch die reell differenzierbaren Abbildungen $z\mapsto z$ bzw. $z\mapsto\bar z$ bezeichnen, gilt z.B. $w=dz(z)(w)$ - in $dz$ bezeichnet $z$ die Funktion $z\mapsto z$ und in $dz(z)$ bezeichnet das zweite $z$ die Variable - und $\bar w=d\bar z(z)(w)$ und damit nach Proposition: \begin{equation}\label{rvceq3}\tag{RVC3} dg=\pa_{z}g\,dz+\pa_{\bar z}g\,d\bar z~. \end{equation} Will man das Differential von $g:V\rar\C$ in einem vorgegebenen Punkt aus $V$ ausdrücken, so bezeichnen wir diesen oft nicht mit $z$ sondern etwa mit $p$: $dg(p)$ ist dann eine $\R$-lineare Abbildung von $\C$ in $\C$.

Aus $P\,dz+Q\,d\bar z=0$ folgt $P=Q=0$. Falls also für eine stetig reell differenzierbare Funktion $f:U\rar X$ gilt: $df=P\,dz+Q\,d\bar z$, dann folgt: $P=\pa_zf$ und $Q=\pa_{\bar z}f$.
Für alle $w\in\C$ ist $0=(P\,dz+Q\,d\bar z)(w)=Pw+Q\bar w$; für reelle $w$ folgt: $P+Q=0$ und für imaginäre $w$: $P-Q=0$, also $P=Q=0$.
Sei $U\sbe\C$ offen $f:U\rar X$ reell differenzierbar, dann gilt für alle $p\in U$: $$ df(p)(1)=\pa_{z}f(p)+\pa_{\bar z}f(p) \quad\mbox{und}\quad df(p)(i)=i\pa_{z}f(p)-i\pa_{\bar z}f(p) $$
Wenn klar ist, in welchem Punkt $p\in V$ das Differential einer Funktion $g:V\rar\C$ zu nehmen ist, dann unterläßt man oft dessen Angabe: d.h. anstelle von $dg(p)(w)$ mit $p\in V$ und $w\in\C$ findet man oft nur $dg(w)$. Dies gilt insbesondere für die Funktionen $z$ und $\bar z$, denn weder $dz(p)(w)=w$ noch $d\bar z(p)(w)=\bar w$ hängen von $p$ ab! Ist weiters $f:U(\sbe\C)\rar V(\sbe\C)$ reell differenzierbar, so gilt: $f=z\circ f$ und $\bar f=\bar z\circ f$. Nach der Kettenregel und Beziehung \eqref{rvceq3} ist daher für jede reell differenzierbare Funktion $g:V\rar\C$: \begin{eqnarray*} d(g\circ f) &=&dg(f)\circ df =\pa_{z}g(f)\,dz\circ df +\pa_{\bar z}g(f)\,d\bar z\circ df\\ &=&\pa_{z}g(f)\,df+\pa_{\bar z}g(f)\,d\bar f\\ &=&\pa_{z}g(f)(\pa_{z}f\,dz+\pa_{\bar z}f\,d\bar z) +\pa_{\bar z}g(f)(\pa_{z}\bar f\,dz+\pa_{\bar z}\bar f\,d\bar z)\\ &=&\Big(\pa_{z}g(f)\pa_{z}f+\pa_{\bar z}g(f(z))\pa_{z}\bar f\Big)\,dz +\Big(\pa_{z}g(f)\pa_{\bar z}f+\pa_{\bar z}g(f)\pa_{\bar z}\bar f\Big)\,d\bar z \end{eqnarray*} Nach Beispiel lautet daher die Kettenregel mithilfe der Wirtinger Operatoren: \begin{equation}\label{rvceq4}\tag{RVC4} \pa_{z}(g\circ f) =\pa_{z}g(f)\pa_{z}f+ \pa_{\bar z}g(f)\pa_{z}\bar f,\quad \pa_{\bar z}(g\circ f)=\pa_{z}g(f)\pa_{\bar z}f+\pa_{\bar z}g(f)\pa_{\bar z}\bar f \end{equation} oder in Matrixnotation: $$ (\pa_{z}(g\circ f)\quad\pa_{\bar z}(g\circ f)) =(\pa_{z}g(f)\quad\pa_{\bar z}g(f)) \left(\begin{array}{cc} \pa_zf&\pa_{\bar z}f\\ \pa_{z}\bar f&\pa_{\bar z}\bar f \end{array}\right)~. $$ 1. Man erhält also eine zum reellen Fall völlig analoge Beziehung, wenn man erstens $z$ und $\bar z$ als unabhängige Variablen auffaßt und zweitens $f$ als eine Funktion mit zwei Komponenten, nämlich $f$ und $\bar f$.
2. Dies Beziehungen \eqref{rvceq4} gelten auch für reell differenzierbare Funktionen $f:U(\sbe\C)\rar V(\sbe\C)$ und $g:V\rar X$!
3. Analoge Formeln erhält man in höheren Dimensionen:
Seien $f=(f_1,\ldots,f_n):U(\sbe\C^m)\rar\C^n$ und $g:V(\sbe\C^n)\rar\C$ reell differenzierbar mit $f(U)\sbe V$. Dann ist $g\circ f$ reell differenzierbar und \begin{eqnarray*} \pa_{z_j}(g\circ f) &=&\sum_{k=1}^n\pa_{z_k}g(f)\pa_{z_j}f_k+\pa_{\bar z_k}g(f)\pa_{z_j}\bar f_k,\\ \pa_{z_j}(g\circ f) &=&\sum_{k=1}^n\pa_{z_k}g(f)\pa_{\bar z_j}f_k+\pa_{\bar z_k}g(f)\pa_{\bar z_j}\bar f_k~. \end{eqnarray*}
Sei $f:U(\sbe\C)\rar\C$ reell differenzierbar und $c:\R\rar\C$ differenzierbar. Zeigen Sie, daß für $g(t)\colon=f(c(t))$ gilt: $$ g^\prime(t)=\pa_{z}f(c(t))c^\prime(t)+\pa_{\bar z}f(c(t))\bar c^\prime(t)~. $$
Dies folgt aus $g^\prime(t)=df(c(t))c^\prime(t)$ und Proposition.
Sei $f:D\rar\C$ reell differenzierbar und für $z\in D$ und $t\in\R$: $g(t)\colon=f(e^{it}z)$, dann gilt: $g^\prime(t)=i\pa_zf(e^{it}z)e^{it}z-i\pa_{\bar z}f(e^{it}z)e^{-it}\bar z$.
Sei $f:\C\rar\C$ stetig reell differenzierbar, so daß für alle $t\in\R$ und alle $z\in\C$: $f(e^{it}z)=f(z)$, dann gilt: $$ f(z)-f(0)=2\int_0^1\pa_{\bar z}f(tz)\bar z\,dt~. $$ Ist $f$ (komplex) differenzierbar, so ist $f$ konstant. Lösungsvorschlag.
Sei $f:\O(\sbe\C)\rar X$ komplex differenzierbar, $\cl{\O}\colon=\{\bar z:z\in\O\}$ und $g:\cl{\O}\rar\C$, $g(z)\colon=f(\bar z)$. Dann gilt: $\pa_zg=0$ und $\pa_{\bar z}g=\pa_zf(\bar z)$.
1. $dg(w)=df\circ\bar z(w)=df(\bar z)(d\bar z(w))=(\pa_zf(\bar z)\,dz)(\bar w)=(\pa_zf(\bar z)\bar w)=(0+\pa_zf(\bar z)\,d\bar z)(w)$, also: $\pa_zg=0$ und $\pa_{\bar z}g=\pa_zf(\bar z)$.
2. Da $g=f\circ\bar z$, folgt nach der Kettenregel wegen $\pa_z\bar z=\pa_{\bar z}z=0=\pa_{\bar z}f$: $$ \pa_zg=\pa_zf(\bar z)\pa_z\bar z+\pa_{\bar z}f(\bar z)\pa_zz=0 \quad\mbox{und}\quad \pa_{\bar z}g=\pa_zf(\bar z)\pa_{\bar z}\bar z+\pa_{\bar z}f(\bar z)\pa_{\bar z}z =\pa_zf(\bar z)~. $$
Für jede zweimal stetig reell differenzierbare Abbildung $f:U(\sbe\C)\rar X$ gilt nach dem Schwarz Theorem: $\pa_z\pa_{\bar z}f=\pa_{\bar z}\pa_zf=\tfrac14(\pa_x^2+\pa_y^2)f=-\tfrac14\D f$.
In den folgenden Beispielen berechnen wir Abeitungen der Verknüpfung zweier Funktionen $f:\O\rar\R$ und $g:\R\rar\R$. Da wir die Kettenregel in Form der Beziehung \eqref{rvceq4} benutzen, ist zunächst nicht klar was die Ausdrücke $\pa_zg$ und $\pa_{\bar z}g$ bedeuten. Erweitern wir jedoch $g:\R\rar\R$ durch $g(z)\colon=g(\Re z)$ auf $\C$, so folgt unmittelbar aus der Definition der Wirtinger Operatoren, daß für alle $x\in\R$: $\pa_zg(x)=\frac12g^\prime(x)=\pa_{\bar z}g(x)$. Ist also $f:\O\rar\R$, so gilt wegen $f=\bar f$: \begin{equation}\label{rvceq5}\tag{RVC5} \pa_{z}(g\circ f)=g^\prime(f)\pa_{z}f \quad\mbox{und}\quad \pa_{\bar z}(g\circ f)=g^\prime(f)\pa_{\bar z}f~. \end{equation}
Sei $u:\C\sm\{0\}\rar\R$ die Abbildung $u(z)=h(|z|)$ mit einer glatten Abbildung $h:\R^+\rar\R$, dann folgt: $$ \pa_{z}u=\frac{h^\prime(|z|)\bar z}{2|z|},\quad \pa_{\bar z}u=\frac{h^\prime(|z|)z}{2|z|},\quad \pa_{\bar z}\pa_{z}u =\frac14\Big(\frac{h^\prime(|z|)}{|z|}+h^\dprime(|z|)\Big)~. $$ Also z.B. für $h(x)=x$: $d|z|=(\bar z\,dz+z\,d\bar z)/|z|$.
Mit $f\colon=z\bar z$ und $g(x)=h(x^{1/2})$ ist $u=g\circ f$ und nach \eqref{rvceq5}: $\pa_{z}u=g^\prime(f)\bar z$ bzw. $\pa_{\bar z}u=g^\prime(f)z$, also wegen $g^\prime(x)=\frac12h^\prime(x^{1/2})x^{-1/2}$: $$ \pa_{z}u(z) =\frac{h^\prime(\sqrt{f(z)})\bar z}{2\sqrt{f(z)}} =\frac{h^\prime(|z|)\bar z}{2|z|}~. $$ Weiters folgt nach \eqref{rvceq5}: $\pa_{\bar z}g^\prime\circ f=g^\dprime(f)\pa_{\bar z}f$ und somit nach der Leibniz-Regel \eqref{rvceq2}: $$ \pa_{\bar z}\pa_{z}u(z) =g^\prime(f(z))+g^\dprime(f(z))|z|^2~. $$ Nun ist $4g^\dprime(x)=h^\dprime(x^{1/2})x^{-1}-h^\prime(x^{1/2})x^{-3/2}$.
Zeigen Sie: die Differentiale der Funktionen $\log|z|$, $|z|^p$ und $\exp(-t|z|)$ für $p\in\R$ sind: $$ d\log|z|=\tfrac12|z|^{-2}(\bar z\,dz+z\,d\bar z), d|z|^p=\tfrac12p|z|^{p-2}(\bar z\,dz+z\,d\bar z), d\exp(-t|z|)=-\tfrac12t\exp(-t|z|)|z|^{-1}(\bar z\,dz+z\,d\bar z)~. $$
Ist $f:\O(\sbe\C)\rar\C$ komplex differenzierbar und $\cl{\O}\colon=\{\bar z:z\in\O\}$, so ist auch $\wt f:\cl{\O}\rar\C$, $\wt f(z)\colon=\cl{f(\bar z)}$ komplex differenzierbar.
1. Für $\bar z:\O\rar\cl{\O}$, $z\mapsto\bar z$ erhalten wir: $\pa_z\bar z=0$, $\pa_{\bar z}\bar z=1$ und damit nach der Kettenregel \eqref{rvceq4}, der Leibniz-Regel \eqref{rvceq2} sowie der Beziehung $\pa_z\bar f=0$: $$ \pa_{\bar z}\wt f =\pa_{\bar z}\bar f\circ\bar z =\pa_{z}\bar f(\bar z)\pa_{\bar z}\bar z +\pa_{\bar z}\bar f(\bar z)\pa_{\bar z}z =0~. $$ 2. Substituiere $f\to\bar f$ in Beispiel.
Zeigen Sie: alle glatten Funktionen $h:\R^+\rar\R^+$, so daß für die Abbildung $u:\C\sm\{0\}\rar\R$, $u(z)=h(|z|)$, gilt: $\pa_{\bar z}\pa_{z}u=0$, sind von der Form $h(x)=a\log x+b$. Nutzen Sie Beispiel!
Sei $f:\O(\sbe\C)\rar\C$ zweimal stetig reell differenzierbar, $\pa_{\bar z}f=0$ (i.e. $f$ ist komplex differenzierbar) und $u:\C\rar\C$ zweimal reell differenzierbar, dann gilt: $\pa_zu\circ f=\pa_zu(f)\pa_zf$, $\pa_{\bar z}u\circ f=\pa_{\bar z}u(f)\cl{\pa_zf}$ und $$ \pa_{z}\pa_{\bar z}u\circ f =\pa_{z}\pa_{\bar z}u(f)|\pa_{z}f|^2~. $$
Nach der Kettenregel \eqref{rvceq4} ist wegen $\pa_{\bar z}f=0$: $$ \pa_{\bar z}u\circ f =\pa_zu(f)\pa_{\bar z}f+\pa_{\bar z}u(f)\pa_{\bar z}\bar f =\pa_{\bar z}u(f)\pa_{\bar z}\bar f $$ und nach der Leibniz-Regel \eqref{rvceq2} folgt wiederum wegen $\pa_{\bar z}f=0$ und $\pa_{\bar z}\bar f=\cl{\pa_{z}f}$ sowie $\pa_z\pa_{\bar z}=\pa_{\bar z}\pa_z$: \begin{eqnarray*} \pa_{z}(\pa_{\bar z}u\circ f) &=&\pa_{z}(\pa_{\bar z}u(f))\pa_{\bar z}\bar f +\pa_{\bar z}u(f)\pa_{z}\pa_{\bar z}\bar f\\ &=&(\pa_{z}\pa_{\bar z}u(f)\pa_{z}f+\pa_{\bar z}^2u\pa_{z}\bar f)\pa_{\bar z}\bar f =\pa_{z}\pa_{\bar z}u(f)|\pa_{z}f|^2~. \end{eqnarray*} U.A. bedeutet dies:

die Komposition $u\circ f$ einer harmonischen Funktion $u$ mit einer
komplex differenzierbaren Funktion $f$ ist wiederum harmonisch
.

Dies ist ein für $\C$ spezifisches Resultat und gilt nicht mehr für $\C^n$, $n\geq2$. Mithilfe des Riemannschen Abbildungssatzes hat man damit im Prinzip die Mittel in der Hand um das zweidimensionale Poisson-Problem auf einem Gebiet $\O\sbe\R^2$ zu lösen, indem man es auf das Poisson-Problem auf z.B. der Einheitskreisscheibe zurückführt:
Sei $\O\sbe\C$ ein Gebiet und $F:[|.|\leq1]\rar\cl\O$ ein Homöomorphismus, so daß $F:D\colon=[|.| < 1]\rar\O$ eine bijektive, komplex differenzierbare Funktion ist. Falls $u:\O\rar\R$ harmonisch ist mit $u|\pa\O=f$, so ist $v\colon=u\circ F:D\rar\R$ eine harmonische Funktion mit $v|\pa D=f\circ F$.

Konvention: Ist $f$ eine Abbildung einer offenen Teilmenge $\O$ von $\bK$ in einen reellen Banachraum $Y$, so verstehen wir unter der Ableitung $f^\prime(x)$ von $f$ in $x\in\O$ stets die reelle Ableitung. Ist $Y$ komplex, so verstehen wir unter der Ableitung $f^\prime(x)$ von $f$ in $x$ die komplexe Ableitung und bezeichnen mit $D^\R f(x)$ oder - falls $f$ komplexwertig ist - $df(x)$ die reellen Ableitung. Komplex differenzierbare Abbildungen nennt man auch holomorphe Abbildungen und reell differenzierbare Funktionen $f:\O\rar X$ mit $\pa_z f=0$ nennt man anti-holomorph.

Anti-holomorphe Abbildungen sind wie komplex differenzierbare Abbildungen konform (cf. Beispiel).
Die Abbildung $F:z\mapsto i(1+z)/(1-z)$ bildet den offenen Einheitskreis $D$ bianalytisch auf $H^+\colon=[\Im z > 0]$ ab. Bestimmen Sie: $F(\pa D)$.
Die Abbildung $F:z\mapsto e^{i\pi z}$ bildet $S=[0 < \Re z < 1]$ bianalytisch auf $H^+$ ab. Lösungsvorschlag.
Die Abbildung $F(z)=-i\tan(\pi(z-1/2)/2)$ bildet $S$ bianalytisch auf $D$ ab. Bestimmen Sie: $F([\Re z=0])$ und $F([\Re z=1])$.
Sei $\theta\in(0,1)$. Skizzieren Sie das Bild der Geraden $\theta+i\R$ unter der Abbildung $z\mapsto-i\tan(\pi(z-1/2)/2)$.

The Cauchy-Riemann equations

Sei $\O(\sbe\C)$ offen, $f:\O\rar\C$ reell differenzierbar und für $z=x+iy\in\O$: $f(z)=u(x,y)+i\wt u(x,y)$. Dann ist $$ 2\pa_{\bar z}f =\pa_{x}(u+i\wt u)+i\pa_{y}(u+i\wt u) =(\pa_{x}u-\pa_{y}\wt u)+i(\pa_{y}u+\pa_{x}\wt u) $$ also ist $f$ genau dann komplex differenzierbar, wenn die sogenannten Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen
gelten: \begin{equation}\label{rvceq6}\tag{RVC6} \pa_{x}u=\pa_{y}\wt u \quad\mbox{und}\quad \pa_{y}u=-\pa_{x}\wt u~. \end{equation} Sei nun $f:\O\rar\C$ komplex differenzierbar und $F$ die auf der als Teilmenge von $\R^2$ aufgefaßte offene Menge $\O$ definierte Funktion $F(x,y)=(u(x,y),\wt u(x,y))$ mit Werten in $\R^2$. Definieren wir $A\colon=\pa_{x}u$ bzw. $B\colon=\pa_{x}\wt u$, so gilt nach den Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen \eqref{rvceq6}: $f^\prime(z)=\pa_{z}f=\pa_xf=A+iB\in\C$ und: \begin{eqnarray*} \det DF(x,y) &=&\det\left(\begin{array}{cc} A&-B\\ B&A \end{array}\right) =\det\left(\begin{array}{cc} A+iB&-B+iA\\ B&A \end{array}\right)\\ &=&\det\left(\begin{array}{cc} A+iB&0\\ B&A-iB \end{array}\right) =\det(A+iB)\det(A-iB)\\ &=&|\det(A+iB)|^2 =|A+iB|^2 =|\pa_{z}f|^2 =|f^\prime(z)|^2~. \end{eqnarray*}
Seien $A,B\in\Ma(n,\R)$ und $C\in\Ma(2n,\R)$ die Blockmatrix $$ \left(\begin{array}{cc} A&-B\\ B&A \end{array}\right)~. $$ Zeigen Sie: $\det C=|\det(A+iB)|^2$.
Ist also $f:\O\rar\C$ ein komplex differenzierbare Abbildung einer offenen Teilmenge $\O$ von $\C$, so gilt für jede nicht negative meßbare Abbildung $g:\C\rar[0,\infty]$ nach der Substitutionsregel: \begin{equation}\label{rvceq7}\tag{RVC7} \int_{f(\O)} g(w)\,\l^{2}(dw) \leq\int_\O g\circ f(z)\,|f^\prime(z))|^2\,\l^{2}(dz) \end{equation} und Gleihheit gilt, wenn z.B. $f:\O\rar f(\O)$ ein Diffeomorphismus ist.
Sei $f:\O\rar U$ ein komplexer Diffeomorphismus einer offenen Teilmenge $\O$ von $\C$ auf eine offene Teilmenge $U$ von $\C$. Dann ist die Dichte des Maßes $\mu(A)\colon=\l^2(f(A))$ - i.e. das Bildmaß von $\l^2$ unter $f^{-1}$: $|f^\prime(z))|^2$.
Die Abbildung $z\mapsto\exp(z)$ ist ein komplexer Diffeomorphismus von $\O\colon=\{|\Im z| < \pi\}$ auf $\C\sm\R_0^-$, also gilt für alle nicht negativen, meßbaren Funktionen $g:\C\rar[0,\infty]$ \begin{eqnarray*} \int_\C g(z)\,\l(dz) &=&\int_\R\int_{-\pi}^\pi g(e^x(\cos\theta+i\sin\theta)e^{2x}\,d\theta\,\,dx\\ &=&\int_0^\infty\int_{-\pi}^\pi g(r(\cos\theta+i\sin\theta)r\,d\theta\,\,dr \end{eqnarray*}
Ist $\O=\{z\in\C:r < |z| < R\}$ und $f(z)=\sum_{n\in\Z}a_nz^n$ analytisch. Zeigen Sie: $$ \l(f(\O))\leq\pi\sum_{n\in\Z}n|a_n|^2(R^{2n}-r^{2n})~. $$ Gleichheit gilt, wenn $f$ injektiv ist.
Sei $f:\O(\sbe\C)\rar\C$ reell differenzierbar und $f(x+iy)=u(x,y)+i\wt u(x,y)$. Zeigen Sie (Lösungsvorschlag): $$ |\pa_z f(z)|^2+|\pa_{\bar z}f(z)|^2 =\tfrac12(\norm{\nabla u}^2+\norm{\nabla\wt u}^2)~. $$ und für $F(x,y)\colon=(u(x,y),\wt u(x,y))$: $$ \det DF(x,y)=|\pa_z f(z)|^2-|\pa_{\bar z}f(z)|^2 =\det\left(\begin{array}{cc} \pa_zf&\pa_{\bar z}f\\ \pa_{z}\bar f&\pa_{\bar z}\bar f \end{array}\right) $$
Sei $f=(f_1,\ldots,f_n):\O(\sbe\C^n)\rar\C^n$ reell differenzierbar und $F(x,y)\colon=(\Re f(x+iy),\Im f(x+iy))$. Zeigen Sie (Lösungsvorschlag): $$ \det DF(x,y) =\det\left(\begin{array}{cc} \pa_{z_k}f_j&\pa_{\bar z_k}f_j\\ \pa_{z_k}\bar f_j&\pa_{\bar z_k}\bar f_j \end{array}\right)~. $$

Dirac operator in two dimensions

Seien $u_1,u_2:\C\rar\C$ zweimal stetig reell differenzierbare Funktionen und $$ D\left(\begin{array}{c} u_1\\ u_2 \end{array}\right) \colon=2i\left(\begin{array}{cc} 0&\pa_z\\ \pa_{\bar z}&0 \end{array}\right) \left(\begin{array}{c} u_1\\ u_2 \end{array}\right) =2i\left(\begin{array}{c} \pa_zu_2\\ \pa_{\bar z}u_1 \end{array}\right) $$ der sogenannte Dirac-Operator auf $\R^2=\C$, cf. wikipedia. Es folgt: $$ D^2\left(\begin{array}{c} u_1\\ u_2 \end{array}\right) =2iD\left(\begin{array}{c} \pa_zu_2\\ \pa_{\bar z}u_1 \end{array}\right) =-4\left(\begin{array}{c} \pa_z\pa_{\bar z}u_1\\ \pa_{\bar z}\pa_zu_2 \end{array}\right) =\left(\begin{array}{c} \D u_1\\ \D u_2 \end{array}\right)~. $$
Sei $E=L_2(\R^2,\C^2)$ bzw. $E=L_2(\TT^2,\C^2)$ der Hilbertaum aller quadratisch integrierbaren Funktionen $u=(u_1,u_2):\R^2\rar\C^2$ bzw. $u:\TT^2\rar\C^2$ mit dem inneren Produkt $$ \la u,v\ra\colon=\int_{\R^2}u_1\bar v_1+u_2\bar v_2\,d\l \quad\mbox{bzw.}\quad \la u,v\ra\colon=\int_{\TT^2}u_1\bar v_1+u_2\bar v_2\,d\l $$ und $\dom D\colon=C_c^\infty(\R^2,\C^2)$ bzw. $\dom D\colon=C^\infty(\TT,\C^2)$. Zeigen Sie: $D:\dom D(\sbe E)\rar E$ ist symmetrisch, i.e. für alle $u,v\in\dom D$ gilt: $\la Du,v\ra=\la u,Dv\ra$.
Sei zu $(n_1,n_2)\in\Z^2$: $n\colon=n_1+in_2$ und für $(a,b)\in\C^2$: $\psi_n=(a,b)e_n$ mit $e_n(z)=(2\pi)^{-1}\exp(i\Re(z\bar n))\in L_2(\TT^2,\C^2)$. Zeigen Sie: $\psi_n$ ist genau dann eine normierte Eigenfunktion von $D$ zum Eigenwert $\l$, wenn $\l=\pm|n|$ und $(a_n,b_n)$ ein normierter Eigenvektor folgender Matrix ist $$ \left(\begin{array}{cc} 0&\bar n\\ n&0 \end{array}\right) $$ i.e. für $n\neq0$: $(a_n^-,b_n^-)=(1,-n/|n|)/\sqrt2$ oder $(a_n^+,b_n^+)=(\bar n/|n|,1)/\sqrt2$ mit den entsprechenden normierten Eigenfunktionen $\psi_n^-(x)=(1,-n/|n|)e_n(x)/\sqrt2$ und $\psi_n^+=(\bar n/|n|,1)e_n(x)/\sqrt2$ sowie $\psi_0^+(x)=(1,0)$ und $\psi_0^-(x)=(0,1)$
Sei $u\colon=(u_1,u_2):\O(\sbe\C)\rar\C$ eine Lösung der Gleichung $\pa_tu+iDu=0$. Dann sind $u_1$ und $u_2$ Lösungen der homogenen Wellengleichung $\pa_t^2u_j+\D u_j=0$ und die Funktion $t\mapsto\norm{u(t)}^2$ ist konstant. Sind umgekehrt $u_1,u_2$ Lösungen der homogenen Wellengleichung und $u\colon=(u_1,u_2)$, so ist $w\colon=\pa_tu-iDu$ eine Lösung der Gleichung $\pa_tw+iDw=0$.
Da die Funktionen $\psi_n^+,\psi_n^-$, $n\in\Z+i\Z$, eine orthonormale Basis von $L_2(\TT^2,\C^2)$ bilden, erhält man für die allgemeine Lösung der Gleichung $\pa_tu+iDu=0$ auf $\TT^2$ mit $u(0)=f\in L_2(\TT^2,\C^2)$: $u(t)=e^{-iDt}f$, i.e. $$ u(t) =\sum_{n\in\Z+i\Z}e^{-i|n|t}\la f,\psi_n^+\ra\psi_n^+ +\sum_{n\in\Z+i\Z}e^{i|n|t}\la f,\psi_n^-\ra\psi_n^-~. $$

Bemerkung: Sei $X$ der lineare Operator $(u_1,u_2)\mapsto(u_2\bar A,u_1A)$ und $V$ der Multiplikationsoperator $(u_1,u_2)\mapsto(Vu_1,Vu_2)$ mit glatten Funktionen $A:\TT^2\rar\C$ und $V:\TT^2\rar\R$, dann heißt $$ i\pa_t u=(D-X)^2u+Vu $$ die Pauli-Gleichung für ein Fermion auf $\TT^2$ in einem elektromagnetischen Feld mit dem Vektorpotential $(\Re A,\Im A)$ und dem Potential $V$, cf. e.g. wikipedia.

Zeigen Sie, daß sich die Pauli-Gleichung auf $\TT^2$ auf die Beziehungen $$ i\pa_tu_1 =(2i\pa_z-\bar A)(2i\pa_{\bar z}-A)u_1+Vu_1,\quad i\pa_tu_2 =(2i\pa_{\bar z}-A)(2i\pa_{z}-\bar A)u_2+Vu_2 $$ reduzieren. Diese 'Entkoppelung' tritt in höheren Dimensionen nicht mehr auf!

Complex Euler-Lagrange field equations

Wie bereits erwähnt - cf.
Unterbschnitt - entstammen Feldgleichungen in der theoretischen Physik zumeist der Suche nach kritischen 'Punkten' verschiedener Wirkungsfunktionen (cf. e.g. wikipedia). Hier eine komplexe Version, wie sie z.B. in der Quantenmechanik bzw. der Quantenfeldtheorie (QFT) auftaucht (cf. e.g. T.E. Clark: Introduction to Quantum Field Theory, etc.).
Sei $M$ eine offene, beschränkte und glatt berandete Teilmenge von $\R^n$, ${\cal L}:\C\times M\times\C^n\rar\R$, $(z,x,w)\mapsto{\cal L}(z,x,w)$ reell differenzierbar und für eine glatte Funktion $\psi:M\rar\C$ (vgl. Unterabschnitt) $$ W(\psi)\colon=\int_M{\cal L}(\psi(x),x,\pa_{x_1}\psi(x),\ldots,\pa_{x_n}\psi(x))\,dx $$ Falls für jede Variation $h:(-\d,\d)\times M\rar\R$, $(s,x)\mapsto h(s,x)$ von $\psi$ mit fixierten Randwerten, i.e. $$ \forall x\in M: h(0,x)=\psi(x) \quad\mbox{und}\quad \forall x\in\pa M: h(s,x)=\psi(x) $$ gilt: $\ttdl s0W(h_s)=0$, dann gilt die Euler-Lagrangesche Feldgleichung: $$ 0=\pa_z{\cal L}(\psi,.,\pa_{x_1}\psi,\ldots,\pa_{x_n}\psi) -\sum_{j=1}^n\pa_{x_j}\Big(\pa_{w_j}{\cal L}(\psi,.,\pa_{x_1}\psi,\ldots,\pa_{x_n}\psi)\Big)~. $$ Man nennt ${\cal L}$ eine Lagrangedichte.
Sei $F(s)\colon=W(h(s,.))$, dann ist nach Beispiel wegen $\int_M f\cdot\pa_{x_j}g=-\int_M\pa_{x_j}f\cdot g$ mit $()\colon=(\psi,.,\pa_{x_1}\psi,\ldots,\pa_{x_n}\psi)$: \begin{eqnarray*} F^\prime(0) &=&\int_M\Big(\pa_{z}{\cal L}()\pa_sh(0,.)+\pa_{\bar z}{\cal L}()\pa_s\bar h(0,.) +\sum_{j=1}^n\pa_{w_j}{\cal L}()\pa_s\pa_{x_j}h(0,.) +\pa_{\bar w_j}{\cal L}()\pa_s\pa_{x_j}\bar h(0,.)\Big)\,dx\\ &=&\int_M\Big(\pa_{z}{\cal L}() -\sum_{j=1}^n\pa_{x_j}\pa_{w_j}{\cal L}()\Big)\pa_sh(0,.)\,dx +\int_M\Big(\pa_{\bar z}{\cal L}() -\sum_{j=1}^n\pa_{x_j}\pa_{\bar w_j}{\cal L}()\Big)\cl{\pa_sh(0,.)}\,dx \end{eqnarray*} Da ${\cal L}$ reellwertig ist, folgt $\pa_{\bar z}{\cal L}=\cl{\pa_z{\cal L}}$ und somit ist das zweite Integral das komplex konjugierte des ersten, also folgt: $$ \int_M\Re\Big(\Big(\pa_{z}{\cal L}() -\sum_{j=1}^n\pa_{x_j}\pa_{w_j}{\cal L}()\Big)\pa_sh(0,.)\Big)\,dx=0 $$ Schließlich muß $\pa_sh$ nur der Bedingung $\pa_sh|\pa M=0$ genügen und ist ansonst eine beliebige glatte komplexwertige Funktion.
Für $n=1$, also $M\sbe\R$, lautet die Euler-Lagrangesche Feldgleichung für ${\cal L}:\C\times M\times\C\rar\R$, $(z,x,w)\mapsto{\cal L}(z,x,w)$ und $\psi:M\rar\C$: $$ \forall x\in M:\quad 0=\pa_z{\cal L}(\psi(x),x,\psi^\prime(x)) -\frac{d}{dx}\Big(\pa_w{\cal L}(\psi(x),x,\psi^\prime(x))\Big)~. $$
Bestimmen Sie die Euler-Lagrangesche Feldgleichung für ${\cal L}(z,x,w)=\Vert w\Vert^2=\sum_j w_j\bar w_j$.
Es folgt $\pa_z{\cal L}(z,x,w)=0$ und $\pa_{w_j}{\cal L}(z,x,w)=\bar w_j$, also: $$ 0=-\sum_j\pa_{x_j}\cl{\pa_{x_j}\psi}=\D\bar\psi~. $$
Bestimmen Sie die Euler-Lagrangesche Feldgleichung für ${\cal L}(z,x,w)=|z|^2-|w_0|^2+\sum_{j=1}^n|w_j|^2$.
Seien $\l\in\R$ und ${\cal L}(z,x,w)=\Vert w\Vert^2-\l|z|^2$. Dann lautet die Euler-Lagrangesche Feldgleichung: $\D\psi=\l\psi$.
Seien $V:M\rar\R$, $\vp:\C\rar\R$ glatt und ${\cal L}(z,x,w)=\Vert w\Vert^2+V(x)\vp(z)$. Dann lautet die Euler-Lagrangesche Feldgleichung: $V\pa_z\vp(\psi)+\D\bar\psi=0$. Beziehungen der Form $i\pa_t\psi=Vf(\psi)+\D\psi$ nennt man nicht-lineare Schrödinger-Gleichungen.
Achtung: Die meisten Lehrbücher über theoretische Physik schreiben die Euler-Lagrangeschen Feldgleichung unter Verwendung der Einsteinschen Summenkonvention wie folgt: $$ \frac{\pa{\cal L}}{\pa\psi}-\pa_j\frac{\pa{\cal L}}{\pa\pa_j\psi}=0~. $$ Wie kommt man zu dieser Form? Der für die Wirkungsfunktion entscheidende Integrand ist letztlich ${\cal L}(\psi,.,\pa_{x_1}\psi,\ldots,\pa_{x_n}\psi)$; betrachtet man darin $\psi$ bzw. $\pa_j\psi$ nicht nur als Funktionen sondern auch als Ausdruck für die Variablen $z$ bzw. $w_j$, dann erhält man aus unserer Form der Euler-Lagrangeschen Feldgleichungen: $$ 0=\frac{\pa{\cal L}}{\pa\psi} -\sum_{j=1}^n\pa_j\frac{\pa{\cal L}}{\pa\pa_j\psi}~. $$ Mithilfe der Einsteinschen Summenkonvention erhält man dann die obige Form. Man sieht: $\frac{\pa{\cal L}}{\pa\psi}$ und $\frac{\pa{\cal L}}{\pa\pa_j\psi}$ sind Ausdrücken für die Wirtinger Ableitungen $\pa_z{\cal L}$ und $\pa_{w_j}{\cal L}$!
Falls ${\cal L}:\C\times\C^n\rar\R$, $(z,w)\mapsto{\cal L}(z,w)$ nicht explizit von $x\in M$ abhängt und $\psi:M\rar\C$ die entsprechende Euler-Lagrange Feldgleichung erfüllt, so gilt für alle $k=1,\ldots,n$: $$ \sum_j\pa_{x_j}T_{jk}=0, $$ wobei die Matrix $(T_{jk})$ gegeben ist durch $$ T_{jk}\colon=2\Re\Big(\pa_{x_k}\psi\pa_{w_j}\cal{L}(\psi,\pa_{x_1}\psi,\ldots,\pa_{x_n}\psi)\Big) -\d_{jk}\cal{L}(\psi,\pa_{x_1}\psi,\ldots,\pa_{x_n}\psi)~. $$ Es gilt stets: $T_{kj}=T_{jk}\in\R$. Man nennt $T$ den Energie-Impuls Tensor der Lagrangedichte $\cal{L}$.
Setzen wir $F(x)\colon={\cal L}(\psi(x),\pa_{x_1}\psi(x),\ldots,\pa_{x_n}\psi(x))$, so folgt nach der Kettenregel mit $()\colon=(\psi,\pa_{x_1}\psi,\ldots,\pa_{x_n}\psi)$: $$ \pa_{x_k}F =\pa_{z}{\cal L}()\pa_{x_k}\psi +\pa_{\bar z}{\cal L}()\pa_{x_k}\bar\psi +\sum_j\pa_{w_j}{\cal L}()\pa_{x_k}\pa_{x_j}\psi +\sum_j\pa_{\bar w_j}{\cal L}()\pa_{x_k}\pa_{x_j}\bar\psi~. $$ Mit den Feldgleichungen erhalten wir damit nach der Leibniz-Regel: \begin{eqnarray*} \pa_{x_k}F &=&\sum_j\pa_{x_j}(\pa_{w_j}{\cal L}())\pa_{x_k}\psi +\sum_j\pa_{w_j}{\cal L}()\pa_{x_k}\pa_{x_j}\psi\\ &&+\sum_j\pa_{x_j}(\pa_{\bar w_j}{\cal L}())\pa_{x_k}\bar\psi +\sum_j\pa_{\bar w_j}{\cal L}()\pa_{x_k}\pa_{x_j}\bar\psi\\ &=&\sum_j\pa_{x_j}\Big(\pa_{x_k}\psi\pa_{w_j}{\cal L}()\Big) +\sum_j\pa_{x_j}\Big(\pa_{x_k}\bar\psi\pa_{\bar w_j}{\cal L}()\Big) \end{eqnarray*}
Bestimmen Sie $T$ für $\cal{L}(z,w)=\sum w_j\bar w_j$. Geben Sie die Matrix $(T_{jk})$ im Fall $n=2$ an. Lösungsvorschlag.
Die entscheidende Eigenschaft von ${\cal L}$, die man in Beispiel ausnutzt ist, daß sie unter allen Translationen $x\mapsto x+a$, $a\in\R^n$, des Raumes $M=\R^n$ invariant bleibt und damit: für alle $k$: $\pa_{x_k}{\cal L}=0$. Zu weiteren Erhaltungssätzen (cf. e.g. Noether Theorem) kommt man z.B. mit einer $\UU(1)$-Symmetrie von ${\cal L}$:
Für alle $t\in\R$ gelte ${\cal L}(e^{it}z,x,e^{it}w)={\cal L}(z,x,w)$ - man nennt dies eine $\UU(1)$-Symmetrie von ${\cal L}$. Dann verschwindet die Divergenz des Vektorfeldes $J$ mit den Komponenten $$ \Im\Big(\psi\pa_{w_j}{\cal L}(\psi,.,\pa_1\psi,\ldots,\pa_n\psi)\Big)~. $$ In der Quantenmechanik nennt man $J$ den Wahrscheinlichkeitsstrom und die Gleichung $\divergence J=0$ bedeutet, daß der Strom von $J$ volumstreu ist; in der Physik heißt dies: die Ladung bleibt erhalten. Die Ladungserhaltung verdankt sich einer $\UU(1)$-Symmetrie der Lagrangedichte. Lösungsvorschlag.
Zeigen Sie: hängt die Lagrangedichte ${\cal L}$ nicht explizit von der $k$-ten Variable $x_k$ ab, also: $\pa_{x_k}{\cal L}=0$, so gilt: $\sum_j\pa_{x_j}T_{jk}=0$.
Bestimmen Sie $T$ für ${\cal L}(z,w)=-|w_0|^2+\sum_{j=1}^n|w_j|^2$. Geben Sie die Matrix $(T_{jk})$ im Fall $n=1$ an.
Zeigen Sie: für ${\cal L}(z,x,w)=\Vert w\Vert^2+V(x)\vp(|z|)$ erhalten wir den Wahrscheinlichkeitsstrom: $J_j=\psi\pa_j\bar\psi$ wobei $\psi$ folgender Feldgleichung genügt: $$ V\vp^\prime(|\psi|)\psi+2|\psi|\D\psi=0 $$

Complexification

Sei $A:\R^2\rar\C$ eine $\R$-lineare Abbildung; dann gibt es genau eine $\C$-lineare Abbildung $A^\C:\C^2\rar\C$ mit $A^\C|\R^2=A$. Seien $dz$ bzw. $d\bar z$ die $\C$-linearen Fortsetzungen von $(x,y)\mapsto x+iy$ und $(x,y)\mapsto x-iy$, $x,y\in\R$, also $dz(u,v)=u+iv$ und $d\bar z(u,v)=u-iv$, $u,v\in\C$. $dz$ und $d\bar z$ bilden eine Basis des Dualraumes $\C^{2*}$ von $\C^2$ und die entsprechende 'präduale' Basis $w_1,w_2\in\C^2$ - i.e. die zu $w_1,w_2$ duale Basis soll $dz,d\bar z$ sein - ist bestimmt durch: $$ dz(w_1)=1, dz(w_2)=0, d\bar z(w_1)=0, d\bar z(w_2)=1~. $$ Dies ergibt: $w_1=(1/2,-i/2)$ und $w_2=(1/2,i/2)$. Für eine reell differenzierbare Funktion $f:U(\sbe\R^2)\rar\C$ definieren wir nun in einem beliebigen Punkt $p\in U$: $$ \pa_zf(p)\colon=df(p)^\C(w_1) \quad\mbox{und}\quad \pa_{\bar z}f(p)\colon=df(p)^\C(w_2)~. $$ Es folgt wegen $df(p)=\pa_xf(p)\,dx+\pa_yf(p)\,dy$: $df(p)^\C=\pa_xf(p)\,du+\pa_yf(p)\,dv$ und damit $$ \pa_zf(p)=\tfrac12(\pa_xf(p)-i\pa_yf) \quad\mbox{und}\quad \pa_{\bar z}f(p)=\tfrac12(\pa_xf(p)+i\pa_yf)~. $$ Man kann daher die Wirtinger Ableitungen als 'komplexifizierte Richtungsableitungen' von $f$ in die Richtungen $(1/2,-i/2)$ bzw. $(1/2,i/2)$ betrachten.

Bemerkung: Die Komplexifizierung eines beliebigen reellen Vektorraumes $E$ ist nicht so offensichtlich wie im obigen Fall - cf. wikipedia.

Bounded Analytic Semigroups

Continuous groups

Sei $s\geq0$ und $h_0:\R^n\rar\R^+$, $h_0(y)\colon=(1+\norm y^2)^{1/2}$; wir betrachten im Folgenden Funktionen, die in dem Sobolevraum
$H^s(\R^n)$ liegen. $H^s(\R^n)$ ist dabei der Hilbertraum aller Funktionen $f\in L_2(\R^n)$, für die $$ \norm f_{H^s}^2\colon=\int|\wh f(y)|^2h_0(y)^{2s}\,dy < \infty $$ wobei $\wh f$ die Fourier-Transformierte \eqref{expoeq6} von $f$ bezeichnet , also: $$ \wh f(y) \colon=c_n\int_{\R^n}f(x)e^{-i\la x,y\ra}\,dx \quad\mbox{mit}\quad c_n\colon=(2\pi)^{-n/2}~. $$ Die Konstante $c_n$ ist so gewählt, daß die Fourier-Transformation $f\mapsto\wh f$ eine Isometrie auf $L_2(\R^n)$ ist. Man sieht: für $s_1\geq s_2$: $H^{s_1}(\R^n)\sbe H^{s_1}(\R^n)$, $H^0(\R^n)=L_2(\R^n)$ und das innere Produkt auf $H^s(\R^n)$ berechnet man wie folgt: $$ \la f,g\ra_{H^s}\colon=\int \wh f(y)\cl{\wh g(y)}\,h_0(y)^{2s}\,dy~. $$ Sei $f\in H^{s+1}(\R^n)$; wir untersuchen nun folgende Abbildung: $F:\R\rar H^{s+1}(\R^n)$, $F(t)(x)=f(x+te_j)$. Wir behaupten, daß $F:\R\rar H^s(\R^n)$ im Punkt $t=0$ differenzierbar ist mit der Ableitung $F^\prime(0)=\pa_jf$, d.h. die Fourier-Transformierte von $F^\prime(0)$ ist $iy_j\wh f(y)$. Da $\wh{F(t)}(y)=e^{ity_j}\wh f(y)$, folgt nach Definition der Norm auf $H^s(\R^n)$: $$ \frac{\norm{F(t)-f-t\pa_jf}_{H^s}^2}{t^2} =\int\frac{|e^{ity_j}-1-ity_j|^2|}{t^2}\wh f(y)|^2h_0(y)^{2s}\,dy $$ Nach Korollar bzw. der Taylor-Formel erhalten wir: $$ |e^{ity_j}-1-ity_j|\leq2|ty_j| \quad\mbox{bzw.}\quad |e^{ity_j}-1-ity_j|\leq\tfrac12|ty_j|^2, $$ also konvergiert $(F(t)-f)/t-\pa_jf$ in $H^s(\R^n)$ nach dem Satz von der dominierten Konvergenz mit $t\to0$ gegen $0$. Womit unsere Behauptung bewiesen wäre. Definieren wir für $t\in\R$ und $f\in H^s(\R^n)$: $L_tf(x)\colon=f(x+te_j)$, so folgt: $L_0f=f$, $L_{t+s}f=L_tL_sf$, $\lim_{h\to0}\norm{L_{t+h}f-L_tf}_{H^s}=0$ und für alle $f\in H^{s+1}(\R^n)$: $$ \lim_{h\to0}\frac{L_{t+h}f-L_tf}t=\pa_jL_tf \quad\mbox{in $H^s(\R^n)$}, $$ d.h. die Funktion $u(t)\colon=L_tf$ ist Lösung der Gleichung $u^\prime(t)=\pa_ju(t)$ mit $u(0)=f$. Man sagt: $L_t$ ist eine stetige Gruppe auf $H^s(\R^n)$ mit dem Generator $\pa_j$. Der Generator $\pa_j$ muß i.A. nicht auf dem gesamten Raum definiert sein: $$ \dom\pa_j\colon=\{f\in H^s(\R^n): \lim_{t\to0}\norm{\tfrac1t(L_tf-f)-\pa_jf}_{H^s}=0\}~. $$ In unserem Beispiel: $\dom\pa_j\spe H^{s+1}(\R^n)$ und wir können für $f\in H^{s+1}(\R^n)$ die partielle Ableitung $\pa_jf$ durch den Limes in $H^s(\R^n)$: $$ \pa_jf=\lim_{t\to0}\frac{L_tf-f}t $$ definieren. Es gilt also: $f\in H^{s+1}(\R^n)$ impliziert $\pa_jf\in H^{s}(\R^n)$. Im Falle $s=0$ ist dies nichts anderes als die sogenannte schwache partielle Ableitung von $f$.
Sei $P_tf(x,y,z)\colon=f(x\cos t+y\sin t,-x\sin t+y\cos t,z)$. Zeigen Sie: $P_t$, $t\in\R$, ist eine stetige Gruppe auf $L_2(\R^3)$. Bezeichnet $L$ ihren Generator; berechnen Sie für $f\in C_c^\infty(\R^3)$ die Funktion $Lf$.
Sei $A:\R^3\rar\R^3$ eine schiefsymmetrische linearer Abbildung, dann ist $P_tf(x)\colon=f(e^{tA}x)$ eine stetige Gruppe auf $L_2(\R^3)$. Sei $L$ ihr Generator. Bestimmen Sie für $f\in C_c^\infty(\R^3)$ die Funktion $Lf$.

Bemerkung: $A$ ist stets von der Form $Ax\colon=\o\times x$. Falls $\Vert\o\Vert=1$, dann bezeichnet $L$ in der Quantenmechanik i.W. den sogenannten Drehimpulsoperator in Richtung $\o$.

Sei $\theta_t:\R^n\rar\R^n$, $t\in\R$, eine Gruppe von Diffeomorphismen, i.e. $(t,x)\mapsto\theta_t(x)$ ist glatt, $\theta_0(x)=x$ und für alle $s,t\in\R$: $\theta_s\circ\theta_t=\theta_{s+t}$. Dann ist $P_tf(x)\colon=f(\theta_t(x))$ eine stetige Gruppe auf $C_0(\R^n)$ mit dem Generator $$ \forall f\in C_c^\infty(\R^n):\quad Xf(x)=\sum_{j=1}^n\z_j(x)\pa_jf(x) \quad\mbox{wobei}\quad \z(x)=\lim_{t\to0}\frac{\theta_t(x)-x}t~. $$
Für negative Werte definiert man $H^{-s}(\R^n)$ als den Raum der Distributionen $T\in{\cal S}^\prime(\R^n)$ (cf. Theorie der Distributionen) deren Fourier-Transformierte eine meßbare Funktion $\wh T$ ist mit $$ \norm T_{H^{-s}}^2=\int|\wh T(y)|^2h_0(y)^{-2s}\,dy < \infty $$ und nutzt die Tatsache, daß die Fourier-Transformation ein Automorphismus von ${\cal S}^\prime(\R^n)$ ist. Zu jedem stetigen linearen Funktional $x^*:H^s(\R^n)\rar\C$ gibt es dann genau eine Distribution $T\in H^{-s}(\R^n)$, so daß $$ x^*(f)=\int\wh T(y)\cl{\wh g(y)}\,dy~. $$ Zunächst gibt es genau eine Funktion $g\in H^s(\R^n)$ mit $$ x^*(f)=\la f,h\ra_{H^s}=\int\wh f(y)\cl{\wh g(y)}h_0(y)^{2s}\,dy $$ und $\norm{x^*}=\norm{g}_{H^s}$. Setze $\wh T\colon=\wh gh_0^{2s}$, dann folgt: $$ \norm T_{H^{-s}}=\norm{g}_{H^s}=\norm{x^*} \quad\mbox{und}\quad x^*(f)=\int\wh T(y)\cl{\wh g(y)}\,dy $$

Bounded analytic semigroups

Der Gaußkern auf $\R^n$ ist die für $\Re z > 0$ und $x\in\R^n$ definierte Funktion \begin{equation}\label{baseq1}\tag{BAS1} p(z,x)\colon=\frac{e^{-\Vert x\Vert^2/4z}}{(4\pi z)^{n/2}}~. \end{equation} mit der Fourier-Transformierten (cf. Unterabschnitt): $$ \wh p(z,y)\colon =c_n\int_{\R^n}p(z,x)e^{-i\la x,y\ra}\,dx =c_n e^{-z\norm y^2} \quad\mbox{wobei}\quad c_n\colon=(2\pi)^{-n/2}~. $$ Wir definieren für $\Re z > 0$ lineare Operatoren $P_z$ auf $H^s(\R^n)$ durch die Faltung (cf. Beispiel) von $f$ mit $y\mapsto p(z,y)$ $$ P_zf(x) \colon=\int_{\R^n}f(x-y)p(z,y)\,dy =\int_{\R^n}f(y)p(z,x-y)\,dy =p_z*f(x)~. $$ und zeigen (den fünften Punkt holen wir im folgenden Kapitel nach!), daß diese für $\Re z > 0$ eine stetige, analytische Kontraktionshalbgruppe auf $H^s(\R^n)$ mit dem Generator $-\D$ bilden, d.h.
  1. $P_0=1$ und für alle $\Re z,\Re w > 0$: $P_{z+w}=P_zP_w$.
  2. Für alle $\Re z > 0$ gilt: $\Vert P_z\Vert\leq 1$.
  3. Für alle $f\in H^s(\R^n)$ ist $z\mapsto P_zf$ stetig auf $[\Re z > 0]\cup\{0\}$.
  4. Für alle $f$ in einem dichten Teilraum von $H^s(\R)$ gilt in $H^s(\R^n)$: $$ \lim_{z\to0}\frac{P_zf-f}{z}=-\D f $$
  5. Die Abbildung $z\mapsto P_z$ ist auf $\Re z > 0$ analytisch.
Die Fourier-Transformierte von $P_zf$ ist $y\mapsto e^{-z\norm y^2}\wh f(y)$ (cf. Beispiel), also folgt erstens für alle $\Re z,\Re w > 0$: $P_{z+w}f=P_zP_wf$ und zweitens: $$ \norm{P_zf}_{H^s}^2 =\int|e^{-z\norm y^2}|^2|\wh f(y)|^2h_0(y)^{2s}\,dy \leq\int|\wh f(y)|^2h_0(y)^{2s}\,dy =\norm{f}_{H^s}^2 $$ Drittens erhalten wir $$ \norm{P_wf-P_zf}_{H^s}^2 =\int|e^{-w\norm y^2}-e^{-z\norm y^2}|^2|\wh f(y)|^2h_0(y)^{2s}\,dy $$ und da $\Re w,\Re z\geq0$ konvergiert dies mit $w\to z$ nach dem Satz von der dominierten Konvergenz gegen $0$. Es gilt sogar noch mehr:
Die Abbildung $z\mapsto P_z$ ist eine stetige Abbildung von $\Re z > 0$ in $L(H^s(\R^n))$. Hinweis: Taylor-Formel. Lösungsvorschlag.
Schließlich gilt viertens für alle $f\in H^s(\R^n)$ wegen $\wh{\D f}(y)=\norm y^2\wh f(y)$: $$ \frac{\norm{P_wf-P_zf+(w-z)\D P_zf}_{H^s}^2}{|w-z|^2} =\int\frac{|e^{-w\norm y^2}-e^{-z\norm y^2} +(w-z)\norm y^2e^{-z\norm y^2}|^2}{|w-z|^2}|\wh f(y)|^2h_0(y)^{2s}\,dy $$ Da $\Re w,\Re z > \d > 0$, ist der erste Faktor nach Korollar beschränkt durch $2\norm y^4e^{-\d\norm y^2}\leq(2/e\d)^2$ und damit konvergiert das Integral mit $w\to z$ wiederum nach dem Satz von der dominierten Konvergenz gegen $0$, also: $$ \forall f\in H^s(\R^n)\, \forall\Re z > 0:\quad \ftd zP_zf=-\D P_zf~. $$ Eine analoge Rechnung zeigt, daß $u^\prime(0)$ nur dann existiert, wenn $f\in H^{s+2}(\R^n)$; es gilt dann: $u^\prime(0)=-\D f$, d.h. die Halbgruppe $P_z$ besitzt den Generator $-\D$ und $\dom\D\spe H^{s+2}(\R^n)$. Jedenfalls ist die durch $u(t)\colon=P_tf$ definierte Funktion $u:\R^+\rar H^s(\R^n)$ eine Lösung der Wärmeleitungsgleichung $u^\prime(t)=-\D u(t)$. Falls auf beiden Seiten stetige Funktionen stehen (cf. e.g. Lemma), dann gilt diese Gleichung auch punktweise, d.h. z.B.: $$ \forall x\in\R^n\, \forall t > 0:\quad \pa_tu(t,x)=-\D u(t,x)~. $$
Die Abbildung $z\mapsto P_z$ ist eine differenzierbare Abbildung von $\Re z > 0$ in $L(H^s(\R^n))$. Hinweis: Taylor-Formel. Lösungsvorschlag.
Zeigen Sie, daß für alle $k\in\N$, alle $s\geq0$ und alle $\Re z > \d$: $$ \Vert\D^kP_z:H^s(\R^n)\rar H^s(\R^n)\Vert \leq(k/e\d)^k~. $$
Die Graphik zeigt den Gaußkern $\Re(\exp(-x^2/4z))$ für reelle $z=1$ und imaginäre Werte $z=i$:
Gauss kernel
Man nennt die Familie von Operatoren $P_z$, $\Re z > 0$, die Wärmeleitungshalbgruppe
auf $\R^n$. Sie ist ein Beispiel für eine beschränkte analytische Halbgruppe auf $S\colon=[\Re z > 0]$ mit dem Generator $-\D$.
Sei $P_z$ die Wärmeleitungshalbgruppe auf $\R^n$ und $f\in C_c^\infty(\R^n)$. Zeigen Sie: $\psi(t,x)\colon=\lim_{a\dar0}P_{a+it}f(x)$ existiert und erfüllt die zeitabhängigen Schrödinger-Gleichung $i\pa_t\psi=-\D\psi$ mit $\psi(0,x)=f(x)$. Für eine allgemeinere Aussage cf. Beispiel. 2. Für $f\in L_1(\R^n)$ existiert der $L_1(\R^n)$-Limes $\lim_{a\dar0}P_{a+it}f$ i.A. nicht, denn $$ \Vert P_{a+it}:L_1(\R^n)\rar L_1(\R^n)\Vert =\Vert p_{a+it}\Vert_1 $$ und $\lim_{a\dar0}\norm{p_{a+it}}_1=+\infty~$. Zeigen Sie: $$ \Vert p_{a+it}\Vert_1=\Big(\frac{|a+it|}{a}\Big)^{n/2} $$
Sei $P_z$ die Wärmeleitungshalbgruppe auf $\R^n$. Zeigen Sie: Falls $f\in L_2(\R^n)$, dann folgt für alle $\Re z > 0$: $P_zf\in\bigcap_{s > 0}H^s(\R^n)$.

Potential operators

Eine Vielzahl von Operatoren definiert man durch Integration der Wärmeleitungshalbgruppe oder allgemeiner durch Integration einer stetigen Halbgruppe. Zur Motivation dieser Beziehungen betrachten wir einen positiven linearen Operator $A$ auf einem endlichdimensionalen Hilbertraum $E$; $-A$ ist dann der Generator der Halbgruppe $P_t\colon=e^{-tA}$. Seien $\l > 0$ und $\Re z > 0$, dann gilt: $$ (\l^2+A)^{-z}=\frac1{\G(z)}\int_0^\infty t^{z-1} e^{-\l^2t}P_t\,dt~. $$ Denn nach dem Spektralsatz gibt es eine ONB $e_1,\ldots,e_n$, so daß $Ae_n=\l_ne_n$ mit $0\leq\l_1\leq\cdots\leq\l_n$. Dann ist aber nach
Beispiel: \begin{eqnarray*} \int_0^\infty t^{z-1}e^{-\l^2t}P_te_k\,dt &=&\int_0^\infty t^{z-1} e^{-(\l^2+\l_k)t}\,dt\,e_k\\ &=&\G(z)(\l^2+\l_k)^{-z}e_k =\G(z)(\l^2+A)^{-z}e_k~. \end{eqnarray*} Im Falle der Wärmeleitungshalbgruppe (tatsächlich könnte man eine beliebige stetige Kontraktionshalbgruppe nehmen) definiert man daher für $f\in H^s(\R^n)$: $$ U_\l^zf\colon=(\l^2+\D)^{-z}f\colon=\frac1{\G(z)}\int_0^\infty t^{z-1}e^{-\l^2t}P_tf\,dt $$ und nennt diese Familie von Operatoren die Besselschen Potentialoperatoren. Falls sie für $\l=0$ definiert sind, so nennt man $U_0^z$ auch die Rieszschen Potentialoperatoren. $U_\l^1$ ist i.W. dasselbe wie die Resolvente von $-\D$ (cf. Unterabschnitt).
Sei $X$ ein Banachraum, $C,a\in\R^+$ und $A\in L(X)$ ein Isomorphismus, so daß für alle $t > 0$: $\norm{e^{-tA}}\leq Ce^{-at}$. Definiere für $\Re z > 0$: $$ A^{-z}x\colon=\frac1{\G(z)}\int_0^\infty t^{z-1}e^{-tA}x\,dt~. $$ Zeigen Sie mithilfe von Fubini: für $\Re z,\Re w > 0$ gilt: $A^{-z} A^{-w}=A^{-z-w}$. Lösungsvorschlag.
Sei $X$ ein Banachraum, $C,a\in\R^+$ und $A\in L(X)$ ein Isomorphismus, so daß für alle $t > 0$: $\norm{e^{-tA}}\leq Ce^{-at}$. Definiere für $\Re z < 1$: $$ A^zx\colon=\frac1{\G(1-z)}\int_0^\infty t^{-z}Ae^{-tA}x\,dt~. $$ Zeigen Sie erstens:(cf. Beispiel): $$ A^zx=\frac{z}{\G(1-z)}\int_0^\infty\frac{1-e^{-tA}}{t^{z+1}}\,dt~. $$ Zweitens gilt für alle $\Re z < 1$, $\Re w < 1$ und $\Re(z+w) < 1$: $A^w A^w=A^{z+w}$. Lösungsvorschlag.
Wir wollen diese Resultate für den Laplace-Operator $\D$ auf $\R^n$ anstelle des Operators $A$ untersuchen - die Halbgruppe $e^{-tA}$ ist in diesem Fall die Wärmeleitungshalbgruppe $P_t$. Das entscheidende Hilfsmittel hierfür stellt die Fourier-Transformation dar: i.W. benutzen wir nur die Tatsache, daß die Fourier-Transformierte der Funktion $\D f$ mit der Funktion $y\mapsto\norm y^2\wh f(y)$ übereinstimmt, d.h. die Fourier-Transformation 'diagonalisiert' den Laplace-Operator.

Digression: Basics of Fourier transform

Zeigen Sie mithilfe des Satzes von Satz von Stone-Weierstraß, daß $C_c^\infty(\R^n)$ dicht ist in $C_0(\R^n)$.
Sei $f\in L_1(\R^n)$ und $\F(f)=\wh f$ ihre Fourier-Transformierte \eqref{expoeq6}. Dann gilt: $\wh f\in C_0(\R^n)$ und $\Vert\wh f\Vert_\infty\leq c_n\norm f_1$. 2. $\{\wh f:f\in L_1(\R^n)\}$ ist dicht in $C_0(\R^n)$. 3. Jedes endliche (signierte oder komplexe) Maß $\mu$ auf $\R^n$ ist durch seine charakteristische Funktion eindeutig festgelegt.
$\proof$ 1. Zunächst ist die Fourier-Transformation $\F$ (nach z.B. Abschnitt) eine stetige lineare Abbildung von $L_1(\R^n)$ in den Raum der stetigen, beschränkte Funktionen $C_b(\R^n)$. $C_c^\infty(\R^n)$ ist dicht in $L_1(\R^n)$ und $\F(C_c^\infty(\R^n))\sbe C_0(\R^n)$, denn $$ \wh f(y)=\wh{\D f}(y)/\norm y^2~. $$ Da $C_0(\R^n)$ ein abgeschlossener Unterraum von $C_b(\R^n)$ ist, folgt: $\F(L_1(\R^n))\sbe C_0(\R^n)$. Offensichtlich gilt für alle $y\in\R^n$: $$ |\wh f(y)|\leq c_n\int|f(x)|\,dx=c_n\norm f_1 \quad\mbox{i.e.}\quad \Vert\wh f\Vert_\infty\leq c_n\norm f_1~. $$ 2. Sei $f\in C_0(\R^n)$, dann gibt es zu $\e > 0$ ein $g\in C_c^\infty(\R^n)$ mit $\norm{f-g} < \e$; bezeichnet $G$ die inverse der Fourier-Transformation von $g$, so folgt: $\wh G=g$ und damit muß $\{\wh G:G\in L_1(\R^n)\}$ dicht in $C_0(\R^n)$ liegen.
3. Sei $\vp(y)\colon=\int e^{i\la x,y\ra}\,\mu(dx)$ die charakteristische Funktion von $\mu$. Angenommen $\vp=0$, dann folgt nach Fubini für alle $f\in L_1(\R^n)$: $$ 0=c_n\int\vp(-x)f(x)\,dx =c_n\int\int e^{-i\la x,y\ra}f(x)\,\mu(dy)\,dx =c_n\int\int e^{-i\la x,y\ra}f(x)\,dx\,\mu(dy) =c_n\int \wh f\,d\mu~. $$ Nach 2. folgt dann aber: $\mu=0$. $\eofproof$
Sei $f\in C_c^\infty(\R)$. Folgern Sie aus $\lim_{r\to\infty}\int_{-r}^r\sin(rx)/x\,dx=\pi$: $$ \lim_{r\to\infty}\int_{-r}^r f(x)\frac{\sin(rx)}x\,dx=\pi f(0)~. $$ Hinweis: Sei $g(x)\colon=(f(x)-f(0))/x$ für $x\neq0$ und $g(0)=f^\prime(0)$, dann ist $g$ beschränkt und $g^\prime$ integrierbar; benutzen Sie partielle Integration und Lemma.
Sei $C_r$ der Würfel in $\R^n$ mit Mittelpunkt $0$ und Kantenlänge $2r$. Zeigen Sie für $f\in C_c^\infty(\R^n)$ die Inversionsformel für die Fourier-Transformation: $$ \lim_{r\to\infty} (2\pi)^{-n}\int_{C_r}\Big(\int_{C_r} f(x)e^{-i\la x,y\ra}\,dx\Big) e^{i\la z,y\ra}\,dy =f(x)~. $$ 2. Für alle $f\in C_c^\infty(\R^n)$: $\Vert\wh f\Vert_2=\norm f_2$.
Zeigen Sie die Parsevalsche Identität: für alle $f,g\in L_1(\R^n)$ gilt: $$ \int e^{i\la u,y\ra}\wh f(u)\,g(u)\,du =\int\wh g(x-y)f(x)\,dx $$
  1. Für $g(x)=(4\pi t)^{-n/2}e^{-\Vert x\Vert^2/4t}$ ist $\wh g(y)=c_ne^{-t\Vert y\Vert^2}$ und mit $t\to\infty$ folgt für $f\in C_c^\infty(\R^n)$: $f(y)=c_n\int e^{i\la u,y\ra}\wh f(u)\,du$.
  2. Für $f\in C_c^\infty(\R^n)$, $y=0$ und $\bar g=\wh f$ folgt das Plancherel Theorem: $\Vert\wh f\Vert_2=\norm f_2$. Lösungsvorschlag.
Ist $f$ gerade (symmetrisch) bzw. ungerade (antisymmetrisch), so gilt $\bar{\wh f}=\wh{\bar f}$ bzw. $\bar{\wh f}=-\wh{\bar f}$. Insbesondere gilt für reellwertige gerade bzw. reellwertige ungerade Funktionen $f$: $\bar{\wh f}(y)=\wh f(y)=\wh f(-y)$, d.h. $\wh f$ ist reell und gerade bzw. $\bar{\wh f}(y)=-\wh f(y)=\wh f(-y)$, d.h. $\wh f$ ist imaginär und ungerade.
Seien $f=I_{(-1,1)}$ und $g(x)=(1-|x|)^+$. Zeigen Sie $\wh f(y)=2c_1\sin(y)/y$, $\wh g(y)=2c_1(1-\cos(y))/y^2$ und berechnen Sie $$ \int|\wh f(y)|^2\,dy, \int|\wh g(y)|^2\,dy, \int\wh f(y)\cl{\wh g(y)}\,dy~. $$
Für alle $f,g\in L_1(\R^n)$ bezeichne $f*g$ die Faltung von $f$ und $g$, i.e. $$ f*g(x)\colon=\int_{\R^n}f(x-y)g(y)\,dy~. $$ Zeigen Sie: $c_n\wh{f*g}=\wh f\cdot\wh g$. Lösungsvorschlag
Sei $f\in H^s(\R^n)$ mit $s > n/2$. Zeigen Sie: $\wh f\in L_1(\R^n)$ und $f\in C_0(\R^n)$. 2. Die durch $\wh f\colon=h_0^{-n}/(1+\log h_0)$ definierte Funktion $f$ liegt zwar in $H^{n/2}(\R^n)$ aber $\wh f$ liegt nicht in $L_1(\R^n)$.
1. Nach Cauchy-Schwarz: $$ \int|\wh f(y)|\,dy \leq\Big(\int|\wh f(y)|^2h_0^{2s}\,dy\Big)^{1/2} \Big(\int h_0^{-2s}\,dy\Big)^{1/2} \leq C(n,s)\norm f_{H^s}~. $$ Falls $\wh f\in L_1(\R^n)$, dann folgt nach der Inversionsformel für die Fourier-Transformierte: $$ f(x)=c_n\int_{\R^n}\wh f(y)e^{i\la x,y\ra}\,dy $$ und nach dem Riemann-Lebesgue Lemma: $f\in C_0(\R^n)$.
2. $f$ liegt in $H^{n/2}(\R^n)$, wenn $h_0^{-n}/(1+\log h_0)^2$ integrierbar ist und $\wh f$ liegt in $L_1(\R^n)$, wenn $h_0^{-n}/(1+\log h_0)$ integrierbar ist; erstere ist integrierbar, zweitere nicht, denn $$ \int_{\R^n}\frac{h_0^{-n}}{(1+\log h_0)^a}\,d\l =\vol{}(S^{n-1})\int_0^\infty \frac{r^{n-1}(1+r^2)^{-n/2}}{(1+\tfrac12\log(1+r^2))^a}\,dr \sim\int_1^\infty \frac{r^{-1}}{(1+\tfrac12\log(1+r^2))^a}\,dr $$ ist endlich für $a > 1$ und unendlich für $a\leq1$.
Berechnen Sie die Konstante $C(n,s)$ in Lemma. Hinweis: Beispiel.
Sei $f\in H^{s}(\R^n)$ mit $s > k+n/2$. Zeigen Sie: $\wh f h_0^k\in L_1(\R^n)$ und schließen Sie: $\pa^\a f\in C_0(\R^n)$ für alle $\a\in\N_0^n$ mit $|\a|\colon=\sum\a_j\leq k$.

Cauchy semigroup and potential operators

Die Cauchy-Halbgruppe $Q_z$ auf $H^s(\R^n)$ ist für $\Re z > 0$ definiert durch $\wh{Q_zf}(y)=e^{-z\norm y}\wh f(y)$. $Q_z$ ist eine stetige Kontraktionshalbgruppe auf $H^s(\R^n)$ und für $t > 0$ ist die Funktion $(t,x)\mapsto Q_tf(x)$ die harmonische Fortsetzung der Funktion $(0,x)\mapsto f(x)$ auf $\R^+\times\R^n$.
$\proof$ Wie oben erhalten wir wegen $|e^{-z\norm y}|\leq1$: $$ \norm{Q_zf}_{H^s}^2 \leq\int|e^{-z\norm y}|^2|\wh f(y)|^2h_0(y)^{2s}\,dy \leq\norm{f}_{H^s}^2 $$ sowie $$ \norm{Q_wf-Q_zf}_{H^s}^2 =\int|e^{-w\norm y}-e^{-z\norm y}|^2|\wh f(y)|^2h_0(y)^{2s}\,dy $$ und da $\Re w,\Re z\geq0$ konvergiert dies mit $w\to z$ nach dem Satz von der dominierten Konvergenz gegen $0$.
2. Sei $u_t=Q_tf$, also $\wh u_t(y)=e^{-t\norm y}\wh f(y)$, dann ist $\pa_t\wh u_t(y)=-\norm ye^{-t\norm y}\wh f(y)$ und damit: $$ \pa_t^2u_t =\norm y^2e^{-t\norm y}\wh f(y) =\wh{\D u_t}(y), $$ i.e. $\pa_t^2u_t(x)=-\sum\pa_j^2u_t(x)$. $\eofproof$

Bemerkung: Für alle $f\in L_p(\R^n)$, $1\leq p\leq\infty$, gilt (cf. e.g. wikipedia): \begin{equation}\label{baseq2}\tag{BAS2} Q_zf(x)=\frac{\G(\frac{n+1}2)z}{\pi^{\frac{n+1}2}} \int_{\R^n}\frac{f(y)}{(z^2+\norm{x-y}^2)^{\frac{n+1}2}}\,dy~. \end{equation}

Sei $P_z$ die Wärmeleitungshalbgruppe; definiere (cf. Beispiel) für $f\in C_c^\infty(\R^n)$ die Funktion $\D^{1/2}f$ als das Integral in z.B. $L_2(\R^n)$: $$ \D^{1/2}f \colon=\frac{1}{2\sqrt{\pi}}\int_0^\infty\frac{f-P_tf}{t^{3/2}}\,dt =\frac1{\sqrt{\pi}}\int_0^\infty t^{-1/2}\D P_tf\,dt $$ Folgern Sie, daß $-\D^{1/2}$ der Generator der Cauchy-Halbgruppe (cf. Proposition) ist. Weiters gilt nach \eqref{baseq2}: $$ \forall f\in C_c^\infty(\R^n):\quad \D^{1/2}f(x) =\frac{\G(\frac{n+1}2)}{\pi^{\frac{n+1}2}} \int_{\R^n}\frac{f(x)-f(y)-\la\nabla f(x),y-x\ra}{\norm{x-y}^{n+1}}\,dy~. $$
Sei für $\l,r > 0,\nu\in\C$: $\nu=n/2-1$. $$ K(\l,\nu,r)\colon=\int_0^\infty t^{-\nu-1}e^{-\l^2 t-r^2/4t}\,dt $$ Zeigen Sie: 1. Die Besselschen Potentialoperatoren der Wärmeleitungshalbgruppe sind gegeben durch $$ U_\l^zf(x)=\frac1{(4\pi)^{n/2}\G(z)}\int_{\R^n}K(\l,n/2-z,\norm{y-x})f(y)\,dy~. $$ Ferner gilt (Lösungsvorschlag):
  1. $K(\l,\nu,r)=\l^{2\nu}K(1,\nu,\l r)$.
  2. $\pa_\l K(\l,\nu,r)=-2\l K(\l,\nu-1,r)$.
  3. $\pa_rK(\l,\nu,r)=-\frac12rK(\l,\nu+1,r)$.
  4. $r\pa_r^2K+(2\nu+1)\pa_rK-\l^2 rK=0$.
  5. $K(\l,1/2,r)=\sqrt{4\pi}\,e^{-\l r}/r$ und $K(\l,-1/2,r)=\sqrt{4\pi}\,e^{-\l r}/\l$.
Für $n > 2\Re z$ sind die Rieszschen Potentialoperatoren der Wärmeleitungshalbgruppe: $$ \forall f\in C_c^\infty(\R^n):\quad U_0^zf(x)=\frac{\G(\frac n2-z)}{4^z\pi^{n/2}\G(z)} \int_{\R^n}\frac{f(y)}{\norm{y-x}^{n-2z}}\,dy $$ und für $n\geq3$ ist $u\colon=U_0^1f$ eine Lösung der Poisson Gleichung $\D u=f$.
Anstelle der Halbgruppe $P_t=e^{-tA}$, $t\geq0$, gibt es noch eine weitere Schar von Operatoren, deren Integration einen umfassenderen Funktionalkalkül bildet: die Resolvente $U_z=(z+A)^{-1}$, sie untersuchen wir im folgenden Kapitel. Beide stellen Scharen von beschränkten Operatoren dar, wohingegen $A$ selbst nicht beschränkt sein muß; im ersten Fall reicht es, daß $A$ der Generator einer stetigen Halbgruppe ist und im zweiten Fall muß $A$ bloß abgeschlossen sein - Generatoren von stetigen Halbgruppen sind z.B. stets abgeschlossen (cf. Unterabschnitt).
Für $n=2$ folgt $\nu=0$ und $K(\l,0,r)=J_1(\l r)$, wobei $J_1$ die Bessel-Funktion erster Art zum Index $1$ bezeichnet - cf. e.g. Beispiel.
Sei $\vp:\R^+\rar L_p(\R^n)$ zweimal stetig differenzierbar, so daß z.B. $\vp$, $\vp^\prime$ und $\vp^\dprime$ beschränkt sind. Falls $\vp$ eine Lösung der Wellengleichung: $\vp^\dprime(t)+\D\vp(t)=0$ mit $\vp^\prime(0)=0$ ist, dann ist $$ u(t)\colon=(4\pi t)^{-1/2}\int_0^\infty e^{-s^2/4t}\vp(s)\,ds $$ eine Lösung der Wärmeleitungsgleichung $u^\prime(t)+\D u(t)=0$. Lösungsvorschlag.
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Last modified: Wed Oct 23 18:35:22 CEST 2024